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Weltvogelpark Walsrode: Fütterungen zum Mitmachen vereinen Show und Bildung

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Von: Lisa-Marie Rumann

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Die jungen Kormorane bei ihrem ersten Ausflug auf die Show-Bühne. © Jan Wiewelhove

Viele kennen ihn aus der Kindheit: den Weltvogelpark Walsrode. Kormoran-Nachwuchs und Mitmach-Fütterungen sind nur zwei Beispiele. Was es sonst noch zu entdecken gibt, haben wir uns für euch auf einer Tour mit Blick hinter die Kulissen angeschaut.

Walsrode – Mitten in der Lüneburger Heide gibt es Vögel aus aller Welt zu bestaunen: Die Rede ist vom Weltvogelpark Walsrode. Bei einem Rundgang durch den Park stellen mein Kollege und ich fest, dass es neben Altbewährtem auch einige Neuheiten gibt. So können Besucher neben Pinguinen und Pelikanen nun auch heimische Störche füttern. Die traditionelle Flugshow ist noch immer das Aushängeschild des Tierparks. Aber auch hier gibt es keinen Stillstand. Denn: Mithilfe von engagierten Tierpflegern soll der Kormoran-Nachwuchs schon bald Teil der Show werden. 

„Wann waren Sie das letzte Mal im Weltvogelpark Walsrode?“, fragt Julian Hauch, Mitarbeiter im Marketing, als er uns am Montag mit auf einen Rundgang durch den Park nimmt. Hm, da muss ich überlegen. Zugegeben: Bei mir ist es lange her. „Das muss in der Kindheit gewesen sein.“ Damals noch bekannt unter dem Namen „Vogelpark Walsrode“. Zumindest meine ich mich so zu erinnern. 

Fütterung der Pinguine und Weißstörche

Um 10.30 Uhr starten wir direkt mit der Pinguin-Fütterung. Die Tierpflegerin montiert das Mikrofon an ihrem Kopf, schnappt sich einen Eimer mit totem Fisch und schwingt sich über den Zaun in das Gehege. Aus den Lautsprechern ertönt ein Ächzen. Die Pinguine wissen Bescheid – und haben Hunger. Nacheinander wirft die Pflegerin eine Handvoll Fisch ins Wasser. Die Tiere liefern eine Unterwasser-Show mit Luftsprüngen ab. Beim Betrachten der Pinguine könnte man fast denken, dass sie aus einer glipschigen Haut bestehen. „Aber tatsächlich besitzen sie ein reines Gefieder“, erklärt Julian Hauch. 

Weiter geht es zu den heimischen Weißstörchen. „Diese Fütterung ist ganz neu im Programm“, sagt Hauch. Seit diesem Jahr erst. Aber nicht nur die Park-Störche bekommen hier ihren Fisch, auch die wild lebenden kommen vorbei. „Die sind ja nicht blöd.“ Futterquellen sprechen sich schnell rum. Und der Neid ist groß. „Meistens gewinnen die frei lebenden Störche den Kampf“, sagt Hauch. „Die sind einfach tougher.“ Verhungern muss dennoch niemand: Essen gibt es zwei Mal täglich. Was bleibt, ist höchstens ein etwas zerrupftes Gefieder. 

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Sekretärsvogel „Söckchen“ ist Alonsos Liebling. © Jan Wiewelhove

Als Nächstes kommt die Flugshow. Eine halbe Stunde vor Beginn laufen die Vorbereitungen. Ein Höhepunkt ist Andenkondor „Macho“. An dieser Stelle kommt Tierpflegemeister German Alonso ins Spiel. Der 50-Jährige ist seit 2000 im Tierpark beschäftigt. Seine Aufgabe ist es nun, den gefiederten Kollegen in eine Transportbox zu verfrachten. „Macho“ wird nämlich mit einem Teleskoplader auf gut 20 Meter Höhe gebracht, von wo er seinen Flug startet. Aber auch andere Vögel sind Teil der Show. 

Neben dem Andenkondor sind auch eine Schneeeule und ein Sekretärsgeschwisterpaar dabei. Eine von diesem heißt „Söckchen“ und ist Alonsos Liebling im Park. Warum? Sie hat eine ganz besondere Geschichte. Vor einiger Zeit hat sie sich den linken Fuß gebrochen. Glatt. Von allein ist die Wunde nicht verheilt, also benötigte sie eine Prothese. Die Konstruktion kommt von jemandem, der Prothesen eigentlich für Menschen anfertigt. „Söckchen trägt ihre nur zehn Minuten am Tag.“ Für die Show. Ansonsten komme sie auch ohne zurecht. 

Der Gaukler und ich: Ein besonderes Erlebnis

Für den letzten Vogelflug holt mich Alonso auf die Bühne. Der Gaukler wartet bereits auf seinen Auftritt. Er ist ein Greifvogel und gehört zur Unterordnung der Schlangenadler. Mit einer Spannweite von bis zu 1,80 Meter ist er gewiss kein kleiner Vogel. Zumindest nicht im direkten Anblick, gewappnet mit einem Lederhandschuh und Fleischstückchen zwischen Zeigefinger und Daumen. So wie ich. Auf der Bühne, vor einem mehrköpfigen Publikum. Ein Kindheitstraum ist wahr geworden, aber Respekt zolle ich dem gut 60 Zentimeter großen Tier trotzdem. Im nächsten Moment sehe ich wie er aus rund zehn Metern Entfernung zum Abflug ansetzt. Augen zu und den Abstand zwischen Arm und Gesicht lieber doch noch ein wenig erhöhen. Gut zweieinhalb Kilo Gefieder landen auf meinem linken Arm. Als ich die Augen öffne, hat der Gaukler das Fleischstückchen bereits verspeist. Geschafft. Zufrieden schauen wir uns einen Moment an, blicken in die Runde und schon hebt er wieder zum Rückflug ab. Gut eine Minute hat das besondere Erlebnis gedauert. 

Die Flugshow inszeniert eine Weltreise. Auf einer Leinwand im Hintergrund läuft ein Clip, der zeigt, aus welchen Regionen die Vögel stammen. Und wie lange sie womöglich noch existieren. Der Klimawandel schreitet voran und viele Vogelarten sind vom Aussterben bedroht. Unterhaltsame Bildung, das sogenannte Edutainment, ist ein großes Thema im Vogelpark. Gesellschaftliche Probleme werden unter anderem mithilfe der Flugshow verständlich dargestellt. Aber auch spezielle Themenführungen sollen den Besuchern fundiertes Wissen vermitteln. 

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Der Gaukler ist auf meinem Arm sicher gelandet. © Jan Wiewelhove

Ganz frisch geschlüpft im Weltvogelpark sind die jungen Kormorane. Vier Stück an der Zahl. „Hallo Freunde“, begrüßt Alonso die Jungtiere in ihrem Käfig. Sie haben Hunger, das ist nicht zu überhören. Heute auf der Speisekarte: „Fischpampe“ und tote Küken. Nicht mein Fall. Eine Tierpflegerin deutet meinen Gesichtsausdruck und klärt mich auf: „Wenn man Tierpfleger werden will, wird man zwangsläufig auch Schlachter.“ Sie sagt, was ist – und bereitet weitere Essensrationen zu. Alonso hebt erst einmal zwei Vögel aus ihrem Käfig in je einen Eimer. „So lassen sie sich besser füttern.“ Von wegen. Still halten können sie nicht. Mit lautstarkem Schnattern und ohne Rücksicht auf Verluste recken die Tiere ihre offenen Schnäbel zum Pfleger. Mit einer Hand umgreift er den Schnabel, mit der Anderen schaufelt er das Essen hinein. „Füttern mit dem Löffel habe ich schon längst aufgegeben.“ Mit einer Schale Wasser werden sie nach ihrem Mahl sauber gemacht. Schnell noch die anderen zwei versorgen und dann ab in die Sonne. Der erste Ausflug auf die Wiese. Hin und wieder tue ihnen eine fremde Umgebung gut. 

Ein vertrauensvolles Verhältnis

Die Jungtiere müssen sich sowohl an die Umgebung als auch an das Aussehen und die Stimme des Pflegers gewöhnen. Es gilt, ein vertrauensvolles Verhältnis zu schaffen. Auch wenn der Beruf des Tierpflegers eine Menge Dreck bedeute, sei es schön, die Fortschritte der Jungen zu sehen. „Sie sind eben wie Babys“, sagt Alfonso stolz. Und bei der erforderlichen Arbeitszeit müsse man auch eine gewisse Leidenschaft für den Beruf mitbringen.

Zahlen, Daten, Fakten

Der Weltvogelpark Walsrode erstreckt sich auf einer Fläche von rund 24 Hektar. Auf einem entsprechendem Fußweg von sechs Kilometern können Besucher mehr als 4000 Vögel aus 650 Arten anschauen. 

Zwölf verschiedene Vogelerlebnisanlagen gibt es zu entdecken. Beginnend mit einer Freiflughalle über gut 3000 Quadratmetern über eine Regenwaldhalle mit 80 verschiedenen Vogelarten bis hin zu einer Greifvogelanlage, wo die Majestäten der Lüfte unter sich weilen. Im Welli-Paradies können Wellensittichfans ihre gefiederten Freunde hautnah erleben und sie füttern.

Aber nicht nur Vögel gibt es zu bestaunen. Die Parkanlage besteht aus gut 6000 Rhododendron- und Azaleenkulturen, einer Rosenzucht sowie heimischen Blumen und Nutzpflanzen. Aber auch ein japanischer Garten sowie seltene Bäume und Sträucher gibt es zu sehen.

Schauen Sie auch: Weltvogelpark Walsrode: Nachwuchs für die Flugshow

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