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Letzte Hoffnung: Das Familiengericht

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Eine Frau im Kleid, rechts daneben ein Mann mit Halskette und Kreuzanhänger. Im Hintergrund eine Wand mit Kinderfotos.
Versteht den Zugriff des Jugendamtes nicht: Johannes Schwarz, zuständig bei der Reservisten-Kameradschaft Fallingbostel-Walsrode für die Osthilfe, versucht, das Ehepaar zu unterstützen, wo er nur kann. © Klaus Müller/ Privat

Walsrode – Camelia Furdui sitzt mit ihrem Mann Petru auf dem kleinen gemütlichen Sofa im nett eingerichteten Wohnzimmer in der Kammererstraße. Dort, wo noch hübsche alte Stadtvillen stehen, gut erhalten, und es große Gärten gibt, mit vielen Bäumen und viel Platz für die Menschen, die dort wohnen. Eine Anwohnerin erinnert sich an fröhliche Tage mit der rumänischen Familie:

„Wir waren so glücklich, dass sie kam, mit der großen siebenköpfigen Kinderschar, die sich sofort in den Garten begab und einfach nur spielte, turnte, fröhlich war und uns jeden Tag wieder erfreute. Wir haben nie eine negative Erfahrung mit der Familie Furdui gehabt.“

Familie lebt seit zwei Jahren in Walsrode

Zwei Jahre lebt die Familie nun in Walsrode. Fünf der hochbegabten Kinder gehen ins Gymnasium, der andere in die Südschule. Ein Mädchen spielt das Horn im Schulorchester fast schon perfekt. Und dann ist noch ein fast zweijähriger Nachkömmling an Bord.

Kinder in zwei Heimen und bei einer Pflegefamilie untergebracht

Alles war gut bis in den April des vergangenen Jahres. „Dann kam unangemeldet das Jugendamt und hat uns die Kinder ohne Begründung einfach weggenommen.“ Die Mutter ist immer noch schockiert. „Wir haben doch nichts getan.“ Die Jungs und Mädchen kamen in zwei Kinderheime in Fallingbostel und Walsrode, das Kleinkind wurde in eine Pflegefamilie nach Buchholz/Marklendorf gegeben.

Johannes Schwarz begleitet Familie

Johannes Schwarz, der für die Osthilfe im Heidekreis und der Reservistenkameradschaft Fallingbostel/Walsrode aktiv ist, hat die Familie von Beginn an begleitet, macht die Ablage der Anwälte und des Gerichts, schreibt Briefe für die Familie, macht ihr Mut. „Sicher gab es auch kleine Streitereien“, sagt er, aber bei sieben Kindern sei das normal. Aus seiner Sicht sei der Zugriff des Jugendamtes ein Missverständnis. Ein Sohn der Familie hatte nach einer Auseinandersetzung in der Schule das Jugendamt eingeschaltet – und das hatte sofort mit dem Zugriff auf die Kinder reagiert.

„Ich habe trotzdem versucht, zu den Kindern den Kontakt zu halten, wollte ihnen zum Geburtstag oder zu Weihnachten in das Kinderheim auch ein Geschenk bringen, wurde aber abgewiesen“, sagt ein enttäuschter Johannes Schwarz.

Proteste gegen das Verhalten des Jugendamtes

Die Furdui-Familie, die in ganz Europa und darüber hinaus vertreten ist, hat in zahllosen Zusammenkünften weltweit gegen das Verhalten des Jugendamtes protestiert und die Rückführung der Kinder gefordert. In Hamburg beschäftigt sich eine kirchliche Einrichtung mit Daniel Terbea an der Spitze mit der Thematik, unterstützt die Familie mit vielen Aktionen und Gesprächen. Terbea im Gespräch mit unserer Zeitung: „Wir fordern das Fallingbosteler Jugendamt auf, die Kinder zurückzugeben. Sie wollen nach Hause, zu ihren Freunden, in das heimische Umfeld, in dem sie groß werden wollen.“ Mittlerweile sind drei Rechtsanwälte für die Familie tätig gewesen, haben die Furduis fast 80 000 Euro gekostet und sind bisher keinen Schritt weitergekommen.

Landkreis verweist auf schwebendes Verfahren

Der Landkreis hat gegenüber der Öffentlichkeit bisher keine Stellungnahme abgegeben. Er verweist auf ein schwebendes Verfahren sowie auf datenschutzrechtliche Vorschriften. Man habe, wie Pressesprecherin Cornelia Reithmeyer mitteilte, das Verfahren an das Walsroder Familiengericht abgegeben. Hier habe es erste Kontakte mit der Familie gegeben, aber noch keine definitive Entscheidung. Mitte Januar soll das Thema mit den Rechtsanwälten des Jugendamtes und der Familie fortgeführt werden. Dann sollen die Kinder noch einmal gehört werden. Daniel Terbea kündigte bereits an, dass man weitere Aktionen für die Familie starten werde. „Es muss doch möglich sein, hier ein großes Missverständnis auszuräumen. Wir werden weiter um die Familie kämpfen.“

Kinder treffen ihre Eltern einmal in der Woche

Zurzeit dürfen die Kinder ihre Eltern einmal in der Woche treffen. Die Gespräche müssen allerdings in Deutsch geführt werden. Betreuungspersonen aus den Kinderheimen sind dabei.

Vielleicht mögen beide Seiten aufeinander zugehen, um wieder Frieden in der Kammererstraße einziehen zu lassen. „Es wäre so schön, wenn wir diese fröhliche Kinderschar wieder bei uns hätten“, sagt eine Nachbarin, die wie viele andere die Entscheidung des Amtes immer noch nicht nachvollziehen kann.

Von Klaus Müller

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