Heide-Inferno aus Schoten

Soltau - Eigentlich wollte Susanne Menke ihrem Freund Ryan etwas Gutes tun. Dieser mag nämlich weder Butter noch Margarine und musste belegte Brote immer recht trocken verspeisen. Also nahm die Maler- und Lackierermeisterin eine Chili-Schote und kochte ihm einen pikanten Brotaufstrich. Das war der Anfang einer unternehmerischen Erfolgsgeschichte. Denn heute baut die Soltauerin die Früchte in großem Stil an und verarbeitet sie in ihrer „Sacred Heart Chili-Manufaktur“.
Mit wachsendem Erfolg. Ursprünglich kommen die scharfen Schoten aus Mittel- und Südamerika, werden aber mittlerweile auch in Afrika sowie Süd-Europa angebaut. Doch das hat Susanne Menke nicht davon abgehalten, ein paar Exemplare des Nachtschattengewächses in die Erde eines Gewächshauses zu setzen – zum Eigenbedarf.
„Wir essen eben gerne scharf“, lächelt die 46-Jährige. Sie kochte seinerzeit nicht nur einen Brotaufstrich für den Lebensgefährten, sondern dachte sich auch ein Rezept für eingelegte Schoten aus. Das Grundrezept kam von Omas eingelegten Gurken. „Den Aufguss habe ich für die Chili-Soße verwendet. Das ist bis heute so geblieben“, so Susanne Menke. Da die Köstlichkeiten nicht nur bei ihrem Freund, sondern auch bei dessen Arbeitskollegen super ankamen, wurde der Chili-Anbau vergrößert.
Susanne Menke lebt auf dem Bauernhof ihrer Eltern und hat reichlich Platz. Dort startete sie mit dem Anbau von drei Chili-Sorten, die sie zunächst zu Relish, also einer Würzsoße oder -paste, oder Brotaufstrich verarbeitete. Bei der Landwirtschaftskammer fragte sie nach, ob es Chili-Sorten gebe, die im Freien angebaut werden können. Bald hatte sie eine Antwort und konnte das Saatgut bestellen.
Den Pinsel hatte die Maler- und Lackierermeisterin sowieso bereits zur Seite gelegt. Die beiden Kinder waren der Grund „Die Rolle als Mutter ließ sich nicht mit einem 40-Stunden-Job vereinbaren. Das ging einfach nicht“, blickt Susanne Menke zurück. Da kam der wachsende Erfolg in Sachen Chili-Anbau und -Verarbeitung gerade recht. „Mittlerweile kann ich gut davon leben, und die Arbeit macht mir einen riesigen Spaß“, strahlt die sympathische Geschäftsfrau.
2010 verkaufte Susanne Menke ihre ersten, meist herzhaften Produkte, stellte sich auf Wochenmärkte und war in Einkaufsführern gelistet. Die Kundschaft kam auch auf den Hof, der etwas abgelegen Im Dannhorn liegt. 2012 entwickelte sie einen Chili-Senf und probierte die ersten fruchtigen Varianten aus. So entstand der „Apfeltraum“, der Süße mit der feurigen Schärfe der Chilis kombiniert und mit Fisch, Fleisch und Käse harmoniert.
Ein Jahr später folgten Variationen mit Mango und Honig sowie eine Schokoladensoße. „Wenn Kunden mehrfach nach etwas Bestimmtem fragen und ich das nicht im Programm habe, überlege ich, wie man das hinbekommen könnte. Oder mir kommen selber Ideen“, sagt Susanne Menke. So kann es passieren, dass sie sich spontan mitten in der Nacht an den Herd stellt.
Ganz wichtig ist der Chili-Expertin, dass die meisten Zutaten wie Löwenzahnblüten, Holunder oder Kräuter aus ihrem Garten kommen. „Daher gibt es Produkte, die lediglich saisonal verkauft werden“, sagt die Soltauerin, die auf einer Fläche von etwa 500 Quadratmetern 15 Chili-Sorten anbaut. 1600 Pflanzen stehen dort, die meisten unter freiem Himmel. „Damit bin ich bestens ausgelastet.“
Susanne Menke setzt in Sachen Herstellung auf Handarbeit. „Ich betreibe eine Manufaktur und das soll auch so bleiben. Die Sache würde sonst ihren Charme verlieren.“ Lediglich im Dezember, wenn die letzten Pflanzen geerntet sind und die neuen Samen noch nicht in die Erde müssen, hat sie Ruhe. Mitte Januar geht der Anbau wieder los.
In ihrem Hofladen verkauft Susanne Menke jetzt ihre etwa 40 Chili-Produkte. Den Namen „Sacred Heart“, „Heiliges Herz“, hat sie ihrem Freund „abgekauft“, der auf dem Hof ein Tattoo-Studio mit gleichem Namen betreibt. Immer wieder entwickelt sie neue Produkte, zuletzt „Wilde Zeiten“ mit Birne und das „Gartengeflüster“ mit Kräutern.
Ganz besonders beliebt ist ein Besuch der Chili-Manufaktur an Freitagen im Sommer, wenn die Chili-Expertin ihren Besuchern am Hofladen Butterkuchen aus dem Steinofen serviert. Wer möchte, bekommt eine Führung durch den Chili-Garten. Im vergangenen Sommer war sonnabends und sonntags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Da das Angebot gut angenommen wurde, soll es in diesem Jahr im Juli und August wiederholt werden. „In Planung sind noch Koch-Events und Kräuter-Führungen“, verrät Susanne Menke..
Wer mag, kann die Produkte probieren. Ganz mutige trauen sich an ihr „Heide-Inferno“ heran, das schärfste Produkt, das „Sacred Heart“ zu bieten hat. In Fällen plötzlich auftretender Atemnot reicht Susanne Menke einen Schluck Milch.
hf