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Kampf gegen Jakobskreuzkraut in Rethem: „Da arbeiten ganz viele Hände zusammen“

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Von: Klaus Müller

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Zwei Frauen stehen mit gefüllten Plastiksäcken und Geräten an einem großen Müllcontainer.
Um das Jakobskreuzkraut zum Teil bundelweise auszugraben, in Säcken und packen und zum Container im städtischen Scheibenhof zu bringen, sind Anneliese Bock aus Rethem und Rita von Wille aus Stöcken ständig mit ihren Fahrrädern unterwegs. © Müller

Rethem – Anneliese Bock ist mit ihrem Fahrrad in der Gegend rund um Rethem unterwegs, gemeinsam mit ihrer Freundin Rita von Wille. Sie haben zwei große Säcke dabei, die sich nach und nach mit Jakobskreuzkraut füllen. Die beiden Frauen entdecken die giftige Pflanze an Straßenrändern und auf Wiesen. Mühsam graben sie das Kraut samt Wurzeln aus und packen es in Säcke. Als sie gefüllt sind, fahren sie zum Rethemer Feuerwehrhaus, wo ein großer Behälter steht, um die prall gefüllten Tüten zu entleeren. Der Landkreis bringt die Pflanzen zur Deponie, wo sie schließlich verbrannt werden. Erst am späten Abend sind die beiden Frauen fertig. „Für uns ist das eine ganz wichtige Aktion für den Tierschutz“, sagen sie und hoffen, dass es noch viele andere Menschen gibt, die gegen das Kraut ankämpfen.

Grüne Blattpflanzen..
Zunächst wirkt das giftige Kraut noch unscheinbar, aber ab Juni beginnt die Pflanze gelb zu blühen und sich auszusamen. © Müller

Cord-Christian Precht ist Pressesprecher des heimischen Landvolk-Verbandes. Er lebt auf seinem Hof in Frielingen bei Soltau und ist Kenner der Materie. Durch intensive Recherchen hat er sich schlau gemacht. Im Gespräch mit unserer Zeitung sagt er, dass die schön aussehende Pflanze früher in der Region kaum aufgetreten ist. Dann gab es erste Hinweise aus dem Aller-Leine-Raum, wo die Landwirtschaft immer extensiver wurde. Jakobskreuzkraut wächst gern auf braunen Böden, dort wo in die Natur eingegriffen wird. Die vor allem für Weidetiere stark giftige Pflanze verbreitete sich immer mehr.

Bock: „Ich habe schon große Ansiedlungen auf Pferdeweiden im Raum Alten- und Kirchwahlingen gesehen und den Landwirt auf die Gefahren angesprochen. Er hat sich einfach umgedreht.“

Cord-Christian Precht erzählt, dass er bei einer Exkursion im Allergebiet dabei war. Die Pflanze ist gefährlich, wenn sie von Weidetieren gefressen wird. Das betreffe höchstens Jungtiere. Beim Heuausbringen meiden Pferde und Kühe die getrockneten Pflanzen. „Nur wenn Jakobskreuzkraut zur Heusilage verwertet wird, kommt Gefahr auf. Das können die Tiere nicht mehr trennen.“ Schwere Vergiftungen könnten der Fall sein. Darum sei es nach wie vor wichtig, die Pflanze mit ganzer Wurzel zu entsorgen.

Das sagt auch Dr. Annette Bünger aus Essel. Dort betreibt sie einen Resthof, bewirtschaftet zehn Hektar. „Wir haben vor über zehn Jahren angefangen, den Kampf gegen das Kraut aufzunehmen, haben die Wurzeln Stück für Stück herausgeholt. Wir haben es geschafft und auch benachbarte Flächen des Landkreises von dem Zeug freihalten können. Aber du musst immer wieder dranbleiben. „Bald könnte wieder Blüte sein“, weiß Annette Bünger. Jetzt ist die Pflanze, die Leberschäden bei den Tieren erzeugen kann, noch unscheinbar grün.

„Da arbeiten ganz viele Hände zusammen“, sagt Rethems Samtgemeindebürgermeister Björn Symank über die Bekämpfung vom Jakobskreuzkraut. Nur wenige Kommunen wie die Samtgemeinde haben auf die Gefahr durch die Pflanze hingewiesen, Sammelstellen eingerichtet und auch gesagt, dass beim Entsorgen des Krautes Schutzhandschuhe getragen werden sollten. „Wir haben eine Sammelstelle für das Kraut auf dem Scheibenhof eingerichtet. Hier können die Einwohner das Jakobskreuzkraut kostenlos abliefern.“ Jeden Dienstag kommt die Abfallwirtschaft Heidekreis und holt die Pflanzen ab. Vereine und Verbände, aber auch Organisationen beteiligen sich beim Sammeln.

„Einen wichtigen Tipp habe ich bei meinen Gesprächen mit den heimischen Landwirten bekommen“, so Symank. „Man sollte zu einem bestimmten Zeitpunkt mähen und diese Maaht dreimal hintereinander in kurzer Zeit wiederholen. Damit könnte man es schaffen, die Pflanze zurückzudrängen.“ Sonst bleibe nur der Spaten, um sie auszubuddeln.

Der Heidekreis geht auf seiner Homepage intensiver auf das Jakobskreuzkraut ein und hat eine Betrachtung der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein veröffentlicht.  mü

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