Bad Fallingbostel – Der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies war der Gastredner bei der Jahrestagung des Zentralverbandes der Jagdgenossenschaften und Eigenjagden in Niedersachsen (ZJEN). Vor 800 Zuhörern aus dem jagdlichen Umfeld suchte er in der Heidmark-Halle in Bad Fallingbostel nach Verbündeten für Naturschutzaufgaben. „Helmut, wir brauchen jemanden, der das macht“, sagte Lies an Helmut Dammann-Tamke, Präsident der Landesjägerschaft, gewandt.
Beim Thema Wolf ging Lies auf die Bundesratsinitiative ein, die auf die Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes ausgerichtet ist. Dadurch würde bei wiederholten Rissen durch ein Rudel trotz wolfsabwehrender Bezäunung die Entnahme gleich mehrerer Wölfe aus dem festgestellten Rudel möglich. Hierzu nannte der Minister auch die französische Quotenregelung als ein gutes Beispiel, um das Wolfwachstum zu entschleunigen. „Die Lex Wolf wird noch in diesem Jahr beschlossen“, sagte Lies.
Die gesetzlichen Regelungen seien jedoch eine Sache, die Umsetzung stehe auf einem ganz anderen Blatt geschrieben. Lies nannte die Probleme bei der Entnahme des Rodewalder Rüden als bestes Beispiel. „Ich hoffe, dass wir die gesellschaftliche Akzeptanz für gezielte Entnahmen erreichen“, so Lies weiter. Er wolle den Jägern, die diese Aufgabe ausführen müssen, die Angst vor Racheaktionen von militanten Wolfsbefürwortern nehmen.
„Ich brauche Sie als Unterstützung“, unterstrich er nochmals sein Angebot an die Jäger in Niedersachsen. Bei den Anforderungen an die heutige Weidetierhaltung sei weder in seiner Heimatregion an der Küste noch in der Lüneburger Heide eine vollkommene Einzäunung mit wolfssicheren Zäunen möglich, zeigte Lies sich realistisch. „Alleine in meinem Landkreis würde dies 300 bis 400 Millionen Euro kosten.“
Schon zu Beginn seiner Ausführungen warb der Minister um Zustimmung, indem er die Jäger als einen Naturschutzverband per se bezeichnete. Das Prädationsmanagement zur Regulierung von Fuchs oder anderen Beutegreifern sei ein Erfolgsmodell. Gerade bei der Bekämpfung von invasiven Arten, zum Beispiel Nutria, sei er auf die Jäger angewiesen. Die niederländischen Amtskollegen forderten im Sinne des gemeinsamen Küstenschutzes dringend zum Handeln auf.
Verbandschef Heiner Ehlen aus dem Landkreis Rotenburg hatte dem Minister in seinem Bericht kein kritisches Thema erspart, sodass Lies auch auf die riesigen Wildgans-Populationen an der Küste zu sprechen kam. Hierzu forderte Ehlen eine Ausweitung der Jagdzeiten. „Wenn von der Landwirtschaft mehr Naturschutz verlangt wird, muss das auch bezahlt werden“, kam Lies auf die Kosten des Naturschutzes zu sprechen. Er bezog später die Aufwände für die Jagden durch Einschränkungen mit ein. Für den Besuch der Gänse auf den Grünlandflächen müsse das Land Millionensummen als Schadenersatz an die betroffenen Landwirte zahlen. „Mit den Geldern aus dem Schutz für den Wolf und die Gänse hätten wir ein schönes Budget für richtig gute Naturschutzprojekte in Niedersachsen“, forderte er offensichtlich eine Abkehr von gewissen Dogmen im Naturschutz.
Zum Abschluss beantwortet er noch einige Fragen des Publikums. lee