Windkraft-Zukunft im Heidekreis: das Vierfache des jetzigen Ausbaus

Kritik wurde auf der Sitzung des Bauausschusses an den Windkraftplänen des Landes für den Heidekreis laut. Danach sollen 2,81 Prozent der gesamten Fläche für Anlagen zur Verfügung stehen.
Bad Fallingbostel – Letztendlich war es ein in der Kürze der Zeit noch verblüffend gut vorbereiteter Vorschlag des niedersächsischen Umweltministeriums zur Ausweisung von Windkraftanlagen im Land, der viele Politiker und Kommunen aus dem Heidekreis erschrecken ließ. Danach sollen jetzt 2,81 Prozent der gesamten Fläche als Möglichkeit für die riesigen 250 Meter hohen Anlagen zur Verfügung stehen. Erster Kreisrat Oliver Schulze am Donnerstag im Bauausschuss des Landkreises vor vielen Besuchern: „Das ist viermal so viel, wie bisher geplant. Wir haben zu entscheiden und werden als Landkreis reagieren müssen.“
Deshalb die Anhörung im Ausschuss, vor allem, nachdem das Umweltministerium einen Tag vorher noch über Internet eine erste Karte mit den Vorzugsgebieten für diese Anlagen geschaltet hatte. Landrat Jens Grote teilte mit, man werde gemeinsam mit den Kreisverwaltungen des alten Regierungsbezirks um ein Gespräch beim Land bitten, und er erwarte eine andere Größenordnung. „Es kann nicht angehen, dass der Regierungsbezirk mit mehr als 48 Prozent seiner Fläche herhalten soll und andere Bereiche in Deutschland sehr viel weniger Vorzugsflächen vorweisen müssen.“
Auch Waldflächen würden nach Schulze von diesen neuen Planungen betroffen sein, auch im Heidekreis. „Wir müssen rechtzeitig und schnell reagieren.“ Und darum wird dieser Tagesordnungspunkt auf der nächsten Kreistagssitzung am 24. März definitiv behandelt werden.
Der Bauausschuss beschloss bei Gegenstimmen, den Abstand zur Wohnbesiedlung auf 1 000 Meter planerisch erst einmal festzulegen. „Das sind wir unserer Bevölkerung schuldig.“ Allerdings: Am Donnerstag wurden noch erste planerische Gedanken öffentlich vorgetragen, weitere Änderungen auch aus der politischen Ebene heraus schließt keiner mehr aus, zumal das erst kürzlich verordnete Naturgesetz schon wieder (für die Planung der Windkraftanlagen) verändert wurde. Künftig werden statt der 30 noch unter Schutz stehenden Vögel nur noch 15 im Katalog genannt. Unverständnis bei einer ganzen Reihe von Ratsmitgliedern und manche Bemerkung in die andere politische Richtung.
110 Minuten dauerte die Zusammenkunft, mit vielen Beiträgen von besorgten Bürgern, die vor allem die Waldflächen gefährdet sehen und sagen, dass Menschen in einer geringen Besiedlung auf dem Land künftig noch mehr Nachteile hinnehmen müssten. Man bewege sich rechtlich auf einwandfreiem Gebiet, so dazu der Landrat, der sich aber stark machte für seinen Heidekreis.
Beschlossen wurde für die weitere Planung von Windenergiegebieten im Heidekreis, bei der Anwendung des Kriteriums „Siedlung, Gewerbe und Erholung“ folgende Abstände anzunehmen: Siedlungsgebiete 1 000 Meter, Einzelhäuser und Splittersiedlungen 750 Meter und Freizeitwohnungen und Wochenendgebiete 1 000 Meter. Für Gewerbeansiedlungen und Sonderbetriebe gebe es keine Einschränkungen.
Das Kriterium „Wald“ solle bei der Ermittlung der Flächenkulisse mit einbezogen werden. Ausgenommen hiervon werden die Waldstandorte in den Vorranggebieten Wald des Landesraumordnungsprogrammes. Enthalten sind unter anderem die historischen Waldstandorte mit mehr als 25 Hektar Fläche, darüber hinaus die Waldstandorte in den Vorranggebieten Natura 2000, dann die Vorranggebiete Biotopverbund, ferner die historischen Waldstandorte des Landschaftsrahmenplanes des Heidekreises mit weniger als 25 Hektar, schließlich die Kernflächen Naturnahe Wälder des Niedersächsischen Landschaftsprogrammes.
Der Heidekreis als Plangeber werde die Windenergiegebiete ohne Ausschlusswirkung ausweisen. Bei den Planungen werde außerdem die Rotor-Out-Regelung angewandt.
„Durch die Bank“ mahnten die Politiker fast aller Parteien, endlich auf diesem schwierigen Gebiet zu schnellen Entscheidungen und Vorschlägen zu kommen. „Lasst uns nicht das ganze Land mit Windkraftanlagen zupflastern.“ Und die Bevölkerung, die Sicherheit der Menschen hier in der Heide, müsste immer im Vordergrund stehen.
„Ich habe heute viel erfahren und muss erst einmal nachdenken, wie ich mit den neuen Vorschlägen zurechtkomme“, sagte am Ende einer „spannenden“ Sitzung ein Gast der Zusammenkunft. So ganz nachvollziehen konnte er noch vieles nicht.