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Fahrer von E-Fahrzeugen in Weyhe wünschen sich mehr Ladesäulen in der Region

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Von: Sigi Schritt

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Sven Krämer.
Sven Krämer aus Brinkum ist mit seinem Renault Zoe an der Ladesäule. © Sigi Schritt

Zukunft mit Strom: Bei der Serie Parkplatz-Gespräche spricht Kreiszeitungs-Redakteur Sigi Schritt mit Befürwortern von E-Autos. Mangelnde Reichweite und häufige Ladezeiten sind für sie kein Kaufhindernis. Ein Pluspunkt ist außerdem das kostenfreie Laden auf dem Famila-Parkplatz.

Weyhe – „Ich würde nie wieder auf einen Wagen mit Verbrennermotor umsteigen“, sagt Timo Schacht. Er fährt jetzt einen BMW, ein Elektro-SUV, den er an der Ladesäule bei Famila in Leeste „befüllt“. Zahlen muss er dort noch nichts – eine Stunde lang ist der Strom von der Säule, die eine Leistung von 50 Kilowatt hat, nämlich gratis. Während des Ladevorgangs hat er Zeit für einen Plausch.

Vor seinem BMW hatte er ein Hybrid-Auto. Er freut sich, auf Strom gesetzt zu haben. „Bei den derzeitigen Preisen an den Tankstellen fahre ich dort nur grinsend vorbei“, sagt der 40-Jährige. Er sehe im E-Antrieb die Zukunft, ergänzt er bei den Parkplatz-Gesprächen in Leeste.

Sein Stromer sei ein Fahrzeug, das er seit Juli 2021 geleast hat. Das Besondere bei dieser Entscheidung sei der Umstand, dass er sein Auto am Wohnort nicht laden kann. Er sei Mieter eines Reihenmittelhauses. Dort könne er keine sogenannte Wallbox benutzen. Eine Wallbox ist ein Gerät an der Wand eines Hauses samt Ladekabel, mit dem ein Fahrzeug aufgeladen werden kann. Idealerweise geschieht das am Tag, wenn Photovoltaik-Module durch die Sonne Strom erzeugen und diesen direkt in den Akku fließen lassen. Aber all’ das hat Timo Schacht nicht zur Verfügung. Doch das hatte ihn nicht gehindert, sich für ein E-Auto zu begeistern. Es sei schließlich möglich, ein E-Auto an öffentlichen Ladesäulen mit Elektrizität zu versorgen. Doch davon könnten es mehr geben. Schacht wünscht sich, dass die Ladesäulen-Infrastruktur sich schnell weiterentwickelt. Mit dieser Forderung ist er nicht alleine.

Das findet ebenso Marcel Klemet aus Kirchweyhe. Der Unternehmer fährt einen Tesla. Für den Kirchweyher seien nicht die Spritpreise ursächlich für die Kaufentscheidung gewesen, sondern steuerliche Vorteile, sagt er. Dass es im Verbrauch günstiger sei als bei einem Wagen mit Benzin- oder Dieselmotor sei ein positiver Nebeneffekt. Für 100 Kilometer Tesla-Fahrt müsse er für rund sechs bis sieben Euro Strom „tanken“, für einen vergleichbaren Verbrenner müsste er das Doppelte zahlen, sagt Klemet.

Der Unternehmer wünscht sich, dass weitere Verbrauchermärkte und Discounter in der Region dem Beispiel des Leester Marktes folgen und die Parkplätze mit Ladesäulen versehen.

In der E-Mobilität sehe er Vorteile: E-Autos seien innerorts bis auf die Reifenabriebgeräusche sehr leise und würden grundsätzlich keine Abgase in die Luft pusten. „Es ist ein anderes und entspanntes Fahren.“ Diesen Eindruck würden viele E-Auto-Freunde teilen, ist er sich sicher.

Karl-Heinz Menge.
Karl-Heinz Menge aus Syke hat sich für die Rente einen Traum erfüllt: Er fährt einen Elektro-SUV von Peugeot. © Sigi Schritt

Den Kommunen empfiehlt er, künftig Ladestationen dort zu errichten, wo sich viele Menschen aufhalten. Idealerweise fahre man nicht nur eine Station an, um das Auto zu laden, sondern mache an dem Ort noch etwas anders. „Es wäre schön, wenn man zum Beispiel in Kirchweyhe den Frühlingsmarkt besuchen und nebenbei sein Auto laden kann.“

Mit der Reichweite seines Autos sei er zufrieden. Eine Akkufüllung reiche für rund 450 Kilometer, so Marcel Klemet.

Die Frage nach der Reichweite komme in jedem Gespräch vor, sagt Timo Schacht, insbesondere, wenn er jemandem von seinen Erfahrungen mit einem E-Auto berichtet. Schacht sagt, dass Reichweiten-Ängste völlig unbegründet seien. Warum sich niemand wirklich Sorgen machen muss? Die meisten machen keine langen Touren, sondern bleiben in der Nähe des Wohnorts, fahren täglich maximal rund 100 Kilometer. Nur im Urlaub wolle man meistens weiter. Dann müsse man vorausschauend planen, so Schacht. Diese Herausforderung kennt Karl-Heinz Menge aus Syke. Der ehemalige SAP-Entwickler hat sich für seine Rentenzeit ein E-Auto gegönnt und festgestellt: „Das Fahren rentiert sich, und die Fahrten sind entspannter.“ Seine Urlaubstouren führen ins Rheinland. Alle 1,5 Stunden legten er und seine Frau Pausen ein. An den Autobahnen gebe es viele Möglichkeiten, die Akkus zu laden. Innerhalb von 20 Minuten werde der Autoakku wieder so weit gefüllt, dass der Syker bis zum nächsten geplanten Stopp in 1,5 Stunden locker weiterfahren könne.

Dass mit Familia in Leeste der erste Supermarkt in Weyhe den Service anbietet, ein Fahrzeug kostenlos eine Stunde zu laden, finde er bemerkenswert. Diesem Beispiel sollten andere Einkaufsmärkte folgen.

Zufrieden mit seinem E-Auto ist auch Sven Krämer aus Brinkum. Er fährt seit Mai 2021 einen Renault Zoe. Probleme mit der Reichweite? „Nein, die habe ich nicht.“ Mit dem Wagen seien er und seine Frau hauptsächlich in der Region unterwegs. Weitere Strecken gingen vielleicht mal nach Bremerhaven, um seine Familie zu besuchen. Laden an Ladesäulen? „Das funktioniert stets einwandfrei – entweder per App oder mit einer Karte.“

Was zahlt er an Strom für eine Strecke von 1000 Kilometern? „Zwischen 30 und 50 Euro“, sagt er. Diese Kosten seien überschaubar.

Verwaltung und Politik in Weyhe sind in Sachen E-Ladesäulen nicht untätig. Die Gemeindeverwaltung arbeitet derzeit an einem eigenen Konzept (wir berichteten). Und auch die Politik ist am Thema dran. Die SPD will bei diesem Thema sogar eigene Akzente setzen und bereitet dazu einen eigenen Antrag vor. Die Anzahl der E-Autos wird zunehmen, begründet Rainer Zottmann, Fraktionsvorsitzender der SPD. „Deshalb steigt der Bedarf an Ladesäulen.“ Außerdem müsse es „einheitliche Bezahlsysteme“ geben, findet der Sozialdemokrat. Es muss für einen Fahrer künftig stets möglich sein, sein E-Auto zuverlässig mit Energie zu versorgen.

Timo Schacht.
Lädt seinen BMW IX3 in Leeste: Timo Schacht aus Bassum. © Sigi Schritt

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