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Konzept für Naturschutz und Freizeitnutzung am Dreyer Wieltsee vorgestellt

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Von: Dierck Wittenberg

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Vielfältige Nutzung: Der Wieltsee zieht Segelsportler und andere Bootsbesitzer an, aber auch Gassigänger und Restaurantgäste kommen gerne hierher.
Vielfältige Nutzung: Der Wieltsee zieht Segelsportler und andere Bootsbesitzer an, aber auch Gassigänger und Restaurantgäste kommen gerne hierher. © Wittenberg

Weyhe will die Situation am Wieltsee künftig mit einer Bauleitplanung regeln. Damit hat sich nun der Bauausschuss beschäftigt. Unter anderem sorgt eine „ungeregelte“ Campingnutzung für Konflikte.

Weyhe – Der Wieltsee ist ein beliebtes Ziel bei Wassersportlern, Campinggästen, Hundebesitzern und Anglern. Zugleich ist das Gebiet südlich der Weser in Dreye ein Lebensraum für teils streng geschützte Vogelarten und andere Wildtiere. Weil dadurch Konflikte entstehen, sollen der kleine und der große Wieltsee einen Bebauungsplan bekommen und der geltende Flächennutzungsplan geändert werden. In seiner Sitzung am Dienstagabend hat sich der Ausschuss für Bau, Planung und Umwelt erneut damit beschäftigt und die Planinhalte gebilligt.

Der Auftakt war vor mehr als zwei Jahren erfolgt. Christine Dubois, in der Verwaltung für Stadtplanung und Wohnbaulandentwicklung zuständig, stellte den Ausschussmitgliedern nun ein Konzept vor, mit dem sowohl eine geordnetere Nutzung als auch besserer Naturschutz erreicht werden sollen. Der Tagesordnungspunkt „Wieltsee“ sei sicherlich einer der Gründe für die höhere Besucherzahl, merkte der Ausschussvorsitzende Berthold Groeneveld (SPD) angesichts von knapp 20 Zuhörern auf der Empore des Ratsaals an.

Führen zu Konflikten: die verschiedene Nutzungen des Wieltsees, darunter Naturschutzbelange. Die will die Gemeinde nun unter einen Hut bekommen. Grafik: Gemeinde Weyhe
Führen zu Konflikten: die verschiedene Nutzungen des Wieltsees, darunter Naturschutzbelange. Die will die Gemeinde nun unter einen Hut bekommen. Grafik: Gemeinde Weyhe © Grafik: Gemeinde Weyhe

Dem am Dienstag vorgestellten Nutzungskonzept sind erstens Gespräche mit verschiedenen Akteuren vorangegangen. Laut Dubois hat die Gemeinde seit September 2021 mit der Marina und den Wassersportvereinen, Eigentümern und Pächtern, Angelverbänden und -vereinen, verschiedenen Behörden, dem Nabu Weyhe und anderen gesprochen.

Zweitens hat die Verwaltung ein Gutachten zur Tierwelt in Auftrag gegeben, das inzwischen vorliegt. Im Ergebnis spricht sich das Gutachten beispielsweise gegen eine Freizeitnutzung durch „mobile Bauten“ auf der Landzunge zur Weser aus. Die östliche Uferkante, an der Uferschwalbe und Eisvogel brüten, sollte Dubois zufolge von aufkommenden Erlen befreit werden, „um einen guten Anflug zu gewährleisten“. Am kleinen Wieltsee schlagen die Gutachter einen Beobachtungsstand für Vogelbeobachtungen vor. So soll das Naturbewusstsein geschärft und der Besucherverkehr in die südwestliche Ecke gelenkt werden.

Auf den Gesprächen und dem Gutachten aufbauend nannte Dubois „Naherholung und Umweltschutz“ als Planungsziele für den kleinen Wieltsee. Dort solle es ausschließlich „naturverträgliche Nutzungen“ geben. Die Ziele für den großen Wieltsee fasste Dubois mit den Stichworten „Umweltplan mit Bebauungsinseln“ zusammen: einerseits die „Absicherung der Bestandsnutzung“ und Schaffung „angemessener Erweiterungsmöglichkeiten“, anderseits die „Sicherung und Entwicklung wertvoller ökologischer Strukturen“. Hierzu könne gegebenenfalls auch der Rückbau bestehender Anlagen gehören, so Christine Dubois.

Bezogen auf den Ist-Zustand sprach Dubois von einer „Fülle an konfliktträchtigen Handlungsfeldern“, wozu offenbar nicht zuletzt eine „ungeregelte Nutzung“ – etwa durch Camper – an besagter Landzunge gehört. Stattdessen soll die Landzunge bis zur Abbruchkante im Osten für den Naturschutz reserviert werden.

Das Nutzungskonzept sieht ferner eine Ansiedlung der Hausboote im Bereich vor der Marina vor. Dort soll ein Wohnmobilstellplatz entstehen, um Wildcamping zu verhindern. Ferner soll ein Parkplatz für Trailer geschaffen werden, südlich der Marina öffentliche Parkflächen entstehen. Unterhalb der Zufahrt ist im Konzept zudem eine Auslauffläche für Hunde vorgesehen, um das Aufkommen im Bereich Wieltsee und Alte Weser zu entzerren.

Was die Ziele angeht, herrschte im Ausschuss Einigkeit, wie Bürgermeister Frank Seidel feststellte: Das sei ein wichtiges Signal für die Verwaltung. Unterschiedliche Einschätzungen zeigten sich vor allem bei zwei Punkten: der aktuellen Situation auf der Landzunge und der Hundeauslauffläche. Er habe große Zweifel angesichts des Hundeplatzes, merkte ein Mitglied des Segelsportvereins Wiking von der Empore an. „Die Hundefreilauffläche finden wir kontraproduktiv“, sagte Ingrid Söfty für die CDU-Fraktion. Von einem „Gewinn“ sprach dagegen Jonas Till Jäschke (Nabu), der zugleich ein Badeverbot für Hunde ins Spiel brachte. „Schön, dass endlich, endlich, endlich eine Planung in Sicht ist“, unterstrich er.

Söfty forderte, dass die Nutzung der Landzunge „seitens der Verwaltung umgehend beendet“ werden müsse. Ulrike Buck (Grüne) erinnerte an den Schutz streng geschützter Arten, die nicht verdrängt werden dürften. Aber auch daran, dass Menschen dort ihre Steganlagen, „ihren Platz an der Sonne“ hätten. „Der wird ihnen jetzt vielleicht genommen.“ Rainer Zottmann (SPD) betonte: „Es darf überhaupt nichts mehr dazukommen.“ Darüber wunderte sich Holger Opitz (ADFC), der „Vollzug“ bei der Durchsetzung von Regeln forderte, also die Unterbindung bestehender Campingnutzung.

In der Abstimmung gab der Ausschuss einstimmig grünes Licht. Als Nächstes muss der Verwaltungsausschuss den nächsten Schritt, die frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung, beschließen.

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