Mobilfunk-Empfang in Weyhe-Lahausen: Anwohner haben seit Jahren Probleme

Anwohner haben seit vielen Jahren Probleme mit dem Handy-Empfang im südlichen Lahausen. Deshalb haben sie sich an Anbieter und Netzbetreiber gewandt, an Behörden und Landespolitiker.
Lahausen – Der Empfang sei verzerrt, abgehackt, häufig fliege man aus der Leitung. So beschreiben Alice und Klaus-Peter Kirsch ihre Erfahrungen, wenn sie zu Hause mit dem Handy telefonieren wollen. Klar, man kann klassisch zum Hörer des Festnetztelefons greifen. Aber für Anrufer muss man heutzutage auch über die Mobilnummer erreichbar sein. Und das können auch Kunden oder Geschäftspartner sein.
Sie arbeiten beide im Homeoffice, erzählen die Eheleute. „Man braucht ein funktionierendes Netz, um einen Notruf abzusetzen“, nennt Alice Kirsch einen weiteren Punkt.
Empfangsprobleme in Lahausen: Für zwei Balken auf die Terrasse
Sie und ihr Mann wohnen eigentlich recht zentral, im südlichen Lahausen in Weyhe, nahe der Grundschule. „Das ist der Speckgürtel von Bremen. Das ist unfassbar, wenn Anrufer sagen: Ich versteh’ Sie nicht“, ärgert sich Alice Kirsch. 2004 seien sie hergezogen, seitdem hätten sie Probleme mit der Netzabdeckung. Inzwischen wissen sie, wo im Haus der Empfang besser ist. Sie erzählen von einer Stelle im Obergeschoss. Oder Klaus-Peter Kirsch geht auf Terrasse. „Jetzt habe ich zwei Zacken“, sagt er dort auf die Empfangsbalken seines Smartphones blickend.
Beide sind bei unterschiedlichen Anbietern. Als Freenet-Kundin nutzt Alice Kirsch das D2-Netz, ihr Mann ist Telekom-Kunde. Der Ratschlag, den Anbieter zu wechseln, ärgert sie deshalb. Ebenso der Tipp, im Gerät auf WLAN-Telefonie umzustellen. Das habe sie längst getan, so Alice Kirsch. Geholfen habe das nicht.
Briefe an Landtagsabgeordnete und Gespräche mit der Telekom
Weil sie Nase voll hatten, sind die Kirschs im vergangenen Jahr aktiv geworden. Sie haben sich an die Gemeinde gewandt, ihre Adresse als weißen Fleck beim niedersächsischen Wirtschaftsministerium gemeldet – zweimal. Sie haben E-Mails und Briefe geschrieben, an Anbieter und Netzbetreiber, an Landrat Cord Bockhop (CDU), an die Grünen-Landtagsabgeordneten Volker Bajus und Christian Meyer. Netzabdeckung sei Teil der Daseinsvorsorge, hatte der heutige niedersächsische Umweltminister Meyer vor der Landtagswahl zurückgeschrieben. „Dazu müssen Netzbetreiber zur Not auch gezwungen werden, indem man es als Grundversorgung definiert.“
Klaus-Peter Kirsch berichtet ferner von Gesprächen mit Telekom-Mitarbeitern. In einer Verkaufsstelle habe ein Mitarbeiter darauf verwiesen, dass die Telekom ein gewinnorientiertes Dax-Unternehmen ist. „Bringen Sie mir 20 Personen, die das gleiche Problem haben.“ Dann könne man einen Funkmast installieren, sei ihm gesagt worden. Über die Telefon-Hotline habe Kirsch einen Mitarbeiter erreicht, der recherchiert habe: Die Kirschs wählen sich demnach über einen Funkmast in Barrien ein, der auf gut 400 Teilnehmer ausgelegt, aber von 700 benutzt werde.
Telekom sieht keine Probleme: „Versorgung in guter Qualität gegeben“
Dabei gebe es einen näher gelegenen Mast an der KGS Kirchweyhe. Weiter nördlich in Lahausen sei der Empfang viel besser als bei ihnen. Die Kirschs hatten Hoffnung in einen neuen Mast an B 6 gesetzt, der sei aber für mobiles Internet.
Ob die Recherchen zutreffen, können die Kirschs freilich nicht überprüfen. „Es ist so ein Dschungel“, seufzt Alice Kirsch. Entsprechende Fragen in einer E-Mail der Kreiszeitung ließ die Pressestelle der Telekom unbeantwortet. „Nach Angaben unserer Kollegen von der Technik liegen uns für den Ortsteil keine Störmeldungen vor. Die Versorgung ist in guter Qualität gegeben“, erklärt sie. Zudem gab die Pressestelle einen Tipp, den die Kirschs bereits kennen: „Dort, wo die Inhouse-Versorgung davon abweicht, empfehlen wir die Nutzung von WLAN-Call.“
Unabhängig davon vermeldeten Telekom und Deutsche Funkturm am 10. Februar, dass Bauarbeiten an einem neuen Mast in Weyhe begonnen hätten. „Durch den Mobilfunk-Ausbau in Deutschland schließt die Telekom Lücken im Mobilfunk und erhöht die Bandbreiten“, heißt es in der Mitteilung. Auf die Frage, ob dieser Mast den Problemen der Kirschs Abhilfe schaffen werde, ging die Pressestelle aber ebenfalls nicht ein.
Bundesnetzagentur verweist auf Verbraucherzentrale und den Weg zum Anwalt
Seit 2021 garantiert das Telekommunikationsgesetz einen Anspruch auf Versorgung mit Kommunikationsdiensten. Es enthält aber keine Festlegung auf eine bestimmte Technik wie beispielsweise Mobilfunk.
Bei Mobilfunkverträgen richte sich die versprochene Leistung – soweit nicht anders zugesichert – nach den Sende- und Empfangsmöglichkeiten des Netzes des jeweiligen Anbieters, erklärt ein Sprecher der Bundesnetzagentur auf Anfrage. Wenn sich ein Anbieter nicht an seine Verpflichtungen hält, könne das bei der Agentur angezeigt werden. Die Durchsetzung von Ansprüchen sei aber Aufgabe von Zivilgerichten. Dabei könne man sich von Verbraucherzentralen oder einem Rechtsbeistand unterstützen lassen. Alternativ dazu verweist der Sprecher auf die Schlichtungsstelle der Agentur, die aber keine Forderungen durchsetzen könne.