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„Ein außergewöhnlicher Mensch“: Zum Tod von Peter Barthold Schnibbe

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Von: Sigi Schritt

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Peter Barthold Schnibbe Archi
Peter Barthold Schnibbe Archi © Sigi Schritt

Peter Barthold Schnibbe ist im Alter von 71 Jahren gestorben. Der Weyher war erst vor Kurzem Kulturpreisträger 2022 des Landkreises Diepholz geworden.

Weyhe – Peter Barthold Schnibbe aus Melchiorshausen ist am Montag im Alter von 71 Jahren gestorben. „Der Landkreis Diepholz verliert einen großen Künstler“, sagt der stellvertretende Landrat Volker Meyer über den Kulturpreisträger des Jahres 2022. Im April hätte der Weyher die Auszeichnung für sein künstlerisches Lebenswerk persönlich entgegennehmen sollen. Es sei sehr bedauerlich, dass ihm das nicht mehr vergönnt ist, sagt Volker Meyer.

Mit „bARTholds Hof“ hat Schnibbe einen Ort geschaffen, auf dem jeder willkommen war

Peter Barthold Schnibbe hinterlässt seine Frau Grit, mit der er fast acht Jahre verheiratet war. In zwei Jahren wäre das Paar ein Vierteljahrhundert zusammen.

Peter Barthold Schnibbe war eine beliebte Persönlichkeit in der Region. Er lud unter anderem zum Gartenkultur-Musikfestival auf das rund 4  000 Quadratmeter große Grundstück ein. Das Wohnhaus mit Galerie und Atelier nannte er „bARTholds Hof“. Es war ein offenes Haus und Besucher waren jederzeit willkommen.

Der Künstler war weit über die Grenzen der Wesergemeinde hinaus bekannt: Er stellte seine Bilder, meist aus Acryl, im In- und Ausland aus. Werke mit maritimen Motiven befinden sich unter anderem im Besitz des Deutschen Schifffahrtsmuseums und der US-Küstenwache.

Wer war Peter Barthold Schnibbe? Er war nicht nur ein einfühlsamer Künstler, der es verstand, Gefühle, Sehnsüchte und Emotionen auf seine Leinwände zu bringen, sondern auch ein Mensch, der anderen Menschen viel Liebe entgegenbrachte, sagen seine Freunde. Er habe nie gezögert, seine Kunst für einen guten Zweck einzusetzen. Ein Beispiel: Vor knapp zwei Jahrzehnten wütete ein Hurrikan in New Orleans. Der Weyher ließ ein Triptychon mit Motiven aus seiner Jazz-Serie in einer Galerie auf dem Darß versteigern und spendete den Erlös.

Im Bauch des Schulschiffs „Eagle“ der US-Küstenwache hängt ein Werk von Schnibbe

Peter Barthold Schnibbe war Mitglied mehrerer Bands und pflegte zahlreiche Freundschaften zu Musikern in den USA. Man müsse mit den Mitteln helfen, die man habe, sagte der Weyher damals. Als Jazz-Musiker sah der Maler in dem gespendeten Werk Anknüpfungspunkte zu seiner Biografie.

Peter Barthold Schnibbe wurde im Juli 1951 in Bremerhaven geboren. Er wuchs in einer zerbombten Stadt auf. Die Amerikaner prägten sein Denken. Schnibbes Vater Barthold war der letzte deutsche Dreimastkapitän auf dem Schiff, das die Amerikaner seit Jahrzehnten als „Eagle“ verehren. Schnibbe Senior überführte das Schiff nach dem Krieg in die USA und wurde dort Kommandant eines anderen Schiffes. So war er viel auf See.

Als Peter Barthold Schnibbe fünf Jahre alt war, nahm ihn sein Vater mit auf eine Amerikareise. Das hinterließ einen bleibenden Eindruck: Für viele seiner Bilder wählte der Künstler später maritime Motive und Szenen aus den USA. So wurde auch die US-Küstenwache auf die Kunst des Weyhers aufmerksam. Als ihr Schiff, die „Eagle“, zum ersten Mal nach Kriegsende in Bremerhaven anlegte, interessierte sie sich für den Sohn des ehemaligen deutschen Kapitäns und seine Kunst. Seitdem hängt ein Bild von Schnibbe im Bauch des Schiffes.

Peter Barthold Schnibbe übergibt ein Bild der US-Küstenwache. Es fährt jetzt im Bauch des Schiffes „Eagle“ mit.
Peter Barthold Schnibbe übergibt ein Bild der US-Küstenwache. Es fährt jetzt im Bauch des Schiffes „Eagle“ mit. © Sigi Schritt

Außergewöhnlicher Mensch, geschätzter Gesprächspartner, leidenschaftlicher Künstler

Er war nicht nur ein Künstler, sondern „ein außergewöhnlicher Mensch“, sagt Rolf Stünkel. Der ehemalige Lufthansa-Kapitän war kürzlich als Keyboarder für Schnibbes Band Uncle Snake eingesprungen, die im Weyher Shakespeare-Theater ein Jazzkonzert gab. Peter Barthold Schnibbe sei ausgesprochen freundlich und nie impulsiv gewesen. „Er war immer ruhig und besonnen. Es war eine Freude, mit ihm zu reden.“

Stünkel erzählte eine Anekdote über Schnibbe. Er hatte ihn auf einem Flug in die USA mitgenommen. Mit an Bord: der Schauspieler Peter Fonda. Der saß in Lederkluft in der ersten Klasse und hielt ein Glas Whisky in der Hand. Er unterhielt sich mit Peter Barthold Schnibbe. Der Film Easy Rider aus dem Jahr 1969 habe ihn so inspiriert, dass er den Motorradführerschein gemacht habe, erzählte Schnibbe dem einstigen Hauptdarsteller des Streifens. „Das war ein wunderbarer Start für eine USA-Reise von Los Angeles nach San Louis.“

„Peter war ein musikalischer Schlagzeuger, der aus dem Bauch heraus spielte“, sagt Gitarrist Michael Thienert, der seit den 80er-Jahren mit Schnibbe befreundet war. „Er hat die Musik gefühlt, den Songs Ausdruck verliehen und Emotionen widergespiegelt.“

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