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SPD Weyhe verjüngt die Vorstandsspitze - und schaut bereits auf den Bundestagswahlkampf

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Von: Sigi Schritt

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SPD Weyhe
Bilden den engeren SPD-Vorstand in Weyhe: Schriftführerin Lara Meyer, Vorsitzender Berthold Groeneveld, Stellvertreter Siard Schulz und Kassenwart Egon Reinhardt (v.l.). © Foto: Heinfried Husmann

Weyhe – Die SPD Weyhe will mit einer jüngeren Vorstandsspitze sowohl den Kommunalwahlkampf als auch den Bundestagswahlkampf 2021 bestreiten. Außerdem hat sie dazu bereits eine Personalie entschieden: Die Sozialdemokraten schicken die Ratsfrau und Unternehmerin Peggy Schierenbeck ins Rennen um eine SPD-Bundestagskandidatur. Allerdings müsse der Unterbezirk den Vorschlag bestätigen.

Peggy Schierenbeck habe „Persönlichkeit, Erfahrung und das Wissen, was man für eine Bundestagskandidatur braucht“, findet der SPD-Vorsitzende Berthold Groeneveld. Ihm hatten zuvor die 29 stimmberechtigten Mitglieder am Donnerstagabend in der Tanzschule von Nadine Reiners das Vertrauen ausgesprochen und ihn im Amt bestätigt. An der Spitze des Ortsverbands steht Groeneveld jetzt der Politikstudent und Juso-Vorsitzende Siard Schulz als Stellvertreter zur Seite. Er löste damit Frank Seidel ab. Das Führungstrio vervollständigt Astrid Schlegel. Sie wurde als Vize-Vorsitzende ebenfalls im Amt bestätigt.

Die Partei will Siard Schulz weiter aufbauen – offenbar behutsam: Schulz gehörte dem alten Vorstand bereits an – als Beisitzer. Doch es seien nicht nur Ämter, die für Schulz sprechen, sondern auch sein bisheriger Werdegang. Er sei damals 14 Jahre alt gewesen, als er das SPD-Bürgerbüro am Bäckerweg in Leeste aufsuchte, um gegenüber dem damaligen Vorsitzenden Herbert Goldack um die Aufnahme in die Partei zu bitten. Goldack, aber auch Astrid Schlegel und Frank Seidel, damals noch SPD-Fraktionsvorsitzender, seien damals „perplex“ gewesen, weil das nicht üblich gewesen sei. Was Schulz veranlasst hatte, das Büro aufzusuchen? Der Unterricht an seiner Schule. Der drehte sich damals um die Bürgerversicherung und um die Abschaffung einer Zweiklassen-Medizin. Dieses Thema nahm Schulz zum Anlass, selbst aktiv zu werden, um Probleme mithilfe einer Partei zu benennen und Lösungen zu erarbeiten. Eines macht Schulz auch klar: „Es geht nicht darum, den Laden umzukrempeln.“ Er stehe aber dafür, dass gute Ideen von jungen Menschen nicht abgebügelt werden. Ihnen müsse man Chancen einräumen.

Siard Schulz als Experte für Rechtsextremismus etabliert

Mittlerweile hat sich der ehemalige Leester KGS-Schüler und Schulsprecher sowie Politik-Student in der Region bereits als Referent in Sachen Rechtsextremismus einen Namen gemacht und sogar mehrere Fridays-for-Future-Demonstrationen mitorganisiert. Er sitzt für die SPD im Rat und entwickelte gemeinsam mit den Jusos viele Anträge, die dann in reale Politik umgewandelt worden sind. Dazu zählen zum Beispiel die Einführung von Pfandringen und die einer Lufttankstelle.

Junge Menschen müssten den Ortsverein antreiben, findet Rainer Zottmann, SPD-Fraktionsvorsitzender im Weyher Rat. Genau das hätten die Jusos in der Vergangenheit immer wieder erfolgreich getan. Zottmann und Groeneveld trauen Schulz vieles zu. Er habe „enormes Potenzial“, findet Zottmann. Das könne er sowohl in der Weyher Politik als auch innerhalb der SPD auf allen Ebenen entfalten. Als möglichen Bundestagskandidaten sieht er sich nicht, weil er noch Student sei. Er wolle Peggy Schierenbeck unterstützen, auch in anderen Ortsvereinen zu punkten.

Peggy Schierenbeck will in den Bundestag. Das Bild zeigt sie während einer Livestream-Sendung der evangelischen Kirche in Leeste.
Peggy Schierenbeck will in den Bundestag. Das Bild zeigt sie während einer Livestream-Sendung der evangelischen Kirche in Leeste. © Sigi Schritt

Hat die Partei mit Siard Schulz langfristig ein neues Zugpferd gefunden, dessen Rolle über viele Jahre Frank Seidel eingenommen hat? Bei der letzten Kommunalwahl hatte Seidel die meisten Stimmen geholt. „Wir setzen bei der Kommunalwahl nicht auf einen Spitzen-Kandidaten. Wir setzen auf das Team. Das muss sich aber noch finden“, so Zottmann. Im nächsten Jahr wird es in Weyhe bei der Kommunalwahl erstmals nur einen Wahlkreis geben, so Zottmann. Die Liste an möglichen Kandidaten für den Rat werde in den nächsten Wochen und Monaten noch zusammengestellt.

Die inhaltlichen Schwerpunkte stünden noch nicht fest, so Zottmann und Groeneveld. Dies würde mit den Parteimitgliedern erarbeitet. Allerdings gebe es schon eine grobe Richtung: Auch im nächsten Rat würde bezahlbarer Wohnraum als Thema eine große Rolle spielen, erklärt Zottmann. In Sachen Energie und Wärmewende werde es künftig zum Beispiel um die Frage gehen, wie auch im privaten Bereich die Klimaziele erreicht werden könnten. Möglich sei, dass alte Bauten umgerüstet werden. Man könnte finanzielle Anreize schaffen oder auch bei der Ausweisung von neuen Baugebieten verbindliche Klimavorschriften einbeziehen. Man müsse darüber nachdenken, mit welchen Alternativen fossile Brennstoffe in Neubauten ersetzt werden sollten. Einer Sache will sich die SPD nicht verschließen: Sie möchte künftig Bürger einbinden, die für „ihr“ Thema brennen, aber nicht unbedingt für politische Gremien kandidieren wollen. Dieser Gruppe möchte Rainer Zottmann Angebote bieten, ihre Herzenssache konstruktiv einzubringen.

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