Kirchengemeinde richtet Wohnung für Waisenkinder aus der Ukraine ein: Telefone stehen nicht still

Die Hilfsbereitschaft der Weyher für Geflüchtete aus der Ukraine übertreffe alle Erwartungen, sagt Kirchenvorsteher Werner Marquart. Und sie halte sogar noch weiter an.
Weyhe – Die Felicianus-Gemeinde in Weyhe hatte vor ein paar Tagen einen Spendenaufruf gestartet. Der Kirchenvorstand bat um Einrichtungsgegenstände aller Art, um die ehemalige Pfarrwohnung an der Braunlager Straße in Sudweyhe in Wohnraum für Waisenkinder oder für Mütter mit Kindern aus der Ukraine umzuwandeln (wir berichteten).
Weyher wollen helfen
Seit diesem Aufruf hätten die Telefone der Familie Marquart – mobil und Festnetz – nicht mehr stillgestanden, berichtet der Kirchenvorsteher. Der Felicianus-Gemeinde wurden sogar ganze Haushalte angeboten, die aufgelöst werden sollten. Kirchenmitglieder und Freunde der Kirchengemeinde spendeten zudem einzelne Gegenstände. Teilweise holten Helfer die Sachen ab, teilweise lieferten Spendenwillige Möbel an.
Ausgeklügelte Logistik
Werner Marquart koordiniert die ausgeklügelte Logistik: Der Kirchenvorsteher bat Menschen, die Gegenstände anliefern, diese in die verschiedenen Zimmer zu bringen. Den Zimmern wurden Warengruppen zugeordnet. Auch während des Gesprächs mit dieser Zeitung klingelt mehrfach das Handy und WhatsApp-Nachrichten ploppen auf.
Außerdem klingelt es an der Tür: Helfer bringen zahlreiche Matratzen in eines der acht Zimmer, wo jetzt Sachspenden rund um Betten eingelagert werden. Es fehlten noch Bettgestelle und Lattenrosten, auch Doppelbetten, so Marquart.
Mittlerweile ist fast jeder Raum der etwa 200 Quadratmeter großen Wohnung vollgestellt. „Die Bude ist proppevoll.“ Aus den vor Tagen noch leeren Räumen im Keller, im Erdgeschoss und Obergeschoss sind Lagerstätten geworden.
Kirchenvorsteher spendiert Küche
Bei einem Rundgang deutet der Kirchenvorsteher Marquart Raum für Raum auf die vielen Sachspenden, die für ihn nichts anderes als gelebte Solidarität darstellen: Im Wohnzimmer lagern zum Beispiel unzählige Teller, Tassen, Töpfe und Pfannen und eben alles, was in eine Küche gehört. Elektrogeräte wie ein Kühlschrank mit Gefrierkombination und ein Herd komplettieren die Küche.
„Die Sachen sind teilweise sogar neuwertig“
„Die Sachen sind teilweise sogar neuwertig, auf jeden Fall aber in einem sehr guten Zustand“, sagt Marquart. „Schrott wurde uns nicht angeboten.“ Der ehemalige Lehrer der KGS Leeste ist überwältigt, wie hoch sowohl die Spendenbereitschaft als auch die Bereitschaft zum Anpacken ist.
Kirchweyher Schulklasse schreibt Briefe
Mädchen und Jungen der Klasse 4a der Grundschule Kirchweyhe haben für die Kinder aus der Ukraine Briefe geschrieben und Spielzeug gesammelt. Die älteste Helferin, die sich eingetragen hat, ist eine ehemalige Erzieherin in einer Weyher Kita. „Die Helferin ist 82 Jahre alt“, so Marquardt. Die Menschen helfen nach ihren Möglichkeiten. So hat ein Kirchenvorsteher aus Lahausen Küchenmöbel gestiftet. Die müssten jetzt noch zusammengebaut werden. Die Kirchengemeinde hat eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet, in der sich bereits 50 Männer und Frauen befinden. Die wollen allesamt zupacken. Am Samstag gehe es zunächst darum, die Sachen aus den Räumen im Obergeschoss in den Keller zu bringen und dann die Räume komplett zu reinigen. Dann würden die ersten Möbel aufgestellt.
Wann Waisenkinder in Weyhe ankommen, sei noch ungewiss, so Marquart. Die Kirchengemeinde arbeitet mit der gemeinnützigen Stiftung Hof Schlüter zusammen, die eine Gruppe samt Betreuer nach Weyhe schicken soll. Wenn das nicht klappt, will die Kirchengemeinde Mütter und deren Kinder aufnehmen. „Mädchen und Jungen kommen auf jeden Fall zu uns.“
Von Sigi Schritt


