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Jubilar Hans Siemer: Ein Leben für Lahausen und die Eisenbahn

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Hans Siemer im Führerstand der Dampflok 41308.
Hans Siemer im Führerstand der Dampflok 41308. © Repro: Sigi Schritt

Ob als Lokführer, Feuerwehrmann oder Laien-Schauspieler: Hans Siemer blickt zufrieden auf sein Leben. Am Sonntag feierte er seinen 90. Geburtstag.

Weyhe – Hans Siemer deutet auf eine Ecke im Wohnzimmer. An der Stelle, an der sich jetzt der große Fernseher befindet, sei er zur Welt gekommen, sagt er. Am Sonntag feierte er seinen 90. Geburtstag.

Der Jubilar blickt zufrieden auf sein Leben: Es ist ein Leben für die Eisenbahn und für seinen Weyher Ortsteil: Lahausen. Wer sein Haus durch die Diele betritt, dem fallen sofort die vielen Fotos an der Wand auf. Die Motive: Feuerwehr, Landwirtschaft sowie Lokomotiven.

In Eisenbahnerhaushalt hineingeboren

Kein Wunder: Bereits im Elternhaus wurden die beruflichen Weichen gestellt, Hans Siemer wurde 1933 in einen Eisenbahnerhaushalt hineingeboren. Sein Vater war Rangierer auf dem Güterverschiebebahnhof in Kirchweyhe, und sein Großvater war für eine Schrankenanlage zwischen Barrien und Kirchweyhe verantwortlich. So lag es für ihn nahe, selbst Eisenbahner zu werden.

Als Kind sah Hans Siemer zu den Lokführern auf. Sie zähmten die Kraft der stählernen Rösser. Natürlich träumte er davon, einmal auf einem solchen Führerstand zu stehen. Wer das wollte, musste aber nicht nur zur Bahn gehen, sondern zuvor eine Schlosser-Lehre absolvieren. „Das war Voraussetzung.“ Deshalb begann der Lahauser nach seiner Schulzeit im Handwerksbetrieb Dunkhase in Weyhe eine Lehre. Das war ein Betrieb, der sowohl eine Schlosser-Lehre als auch eine Ausbildung zum Gas-, Wasser- und Heizungsinstallateur anbot.

Im Anschluss ging der Jubilar zum Bahnbetriebswerk Kirchweyhe. „Man kommt nicht gleich auf die Lok“, sagt er. Seine erste Aufgabe: „Ich musste die Dampfloks säubern, bevor sie wieder auf die Reise gingen“, berichtet er. Schließlich wurde er Heizer.

Mehrere Jahre Knochenarbeit

Die Knochenarbeit, Steinkohle in den Heizraum einer Lok zu schaufeln, erledigte er mehrere Jahre. Er schaufelte Kohle für jene Loks, die die großen Personen- und Güterzüge zogen. Für eine Strecke von Kirchweyhe nach Osnabrück seien drei Tonnen Kohle notwendig gewesen, erinnert er sich. „Für einen Weg zum Beispiel nach Wanne-Eickel wurden sechs bis sieben Tonnen Kohle benötigt.“

Der Jubilar auf Sitzen des früheren Kirchweyher Kinos.
Der Jubilar auf Sitzen des früheren Kirchweyher Kinos. © Foto: Sigi Schritt

Schließlich wurde er selbst Lokführer. Dann mussten andere sein Feuerross heizen. Eine große Erleichterung boten später Loks, die mit Schweröl betrieben wurden. Die waren ebenfalls in Kirchweyhe stationiert. „Das Schweröl wurde mit Dampf erhitzt und in der Feuerkiste verbrannt.“ Da sei sehr viel Energie freigesetzt worden. Diese Zugmaschinen durfte er ebenfalls fahren.

Umschulung zum Triebfahrzeugführer

Als die Dampf-Ära sich ihrem Ende näherte, schulte Hans Siemer um. Er wurde Triebfahrzeugführer. „Ich durfte zum Beispiel die Elektroloks der Baureihe 103 fahren“, schwärmt er noch heute. Das war eine schwere sechsachsige Elektrolokomotive mit einem abgerundeten Führerstand. Sie galt über viele Jahre als das Flaggschiff der Deutschen Bundesbahn und zog IC-Züge. Die nächste Generation an Reisezügen, die ICEs, fuhr er nie. Seine letzte Tour war im April 1998.

Zu seinem Leben gehörten mehrere Ehrenämter. Als 1964 in Kirchweyhe der Gambrinus-Schnellzug entgleiste, war Hans Siemer zur Stelle: Nicht als Lokführer, sondern als Ortsbrandmeister.

Neben seinen verschiedenen Jobs bei der Eisenbahn verbrachte der Jubilar Zeit sowohl bei der Feuerwehr Lahausen als auch bei der Lahauser Bühne. Er spielte in den Stücken gerne Polizisten.

Lahauser Bühne 1954/1955: Hans Siemer (rechts) spielt in dem Stück „De Schelm von Möhlenbrook“ mit.
Lahauser Bühne 1954/1955: Hans Siemer (rechts) spielt in dem Stück „De Schelm von Möhlenbrook“ mit. © Repro: Sigi Schritt

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