Frauen des Weyher Umsonstladens geht es um Wertschätzung

Bis zu 100 Menschen besuchen jeden Mittwoch in Weyhe das Haus Im Bruch 17. Für einen Euro Eintritt können die Besucher dort mit einer Einkaufstüte in der Hand für rund 20 Minuten durch das Angebot stöbern.
Weyhe – Zehn Textilien und drei Haushaltsgegenstände dürfen es pro Besuch und Besucher sein, berichtet Schülerin Lorina Kurt, die seit einem halben Jahr im Umsonstladen mithilft. Dabei gilt beispielsweise ein Set Teller als ein Gegenstand, ebenso wie ein Set Bettwäsche (Kopfkissen, Decke, Laken) als eine Sache gezählt wird.
Es gibt mehrere Räume in dem Gebäude. Heute passt Lorena Kurt im Raum für Oberbekleidung auf, dass in dem Gewusel alles seine Ordnung hat. Damit zum Beispiel „nichts auf den Boden fällt“, und auch nicht zu viel in den Taschen ladet.

Ihr zur Seite steht Elisabeth Becker im Zimmer für Kinder-Sachen. Die Ukrainerin ist seit rund 14 Jahren Teil des Teams und spricht fünf Sprachen. „Das hilft enorm“, sagt sie. Denn obwohl der Laden allen Menschen offen steht, kommen vor allem Ausländer und Flüchtlinge. Menschen aus der Ukraine, Russland, Polen, der Türkei und aus Afrika, zählt Becker auf.
Sie selbst kam vor 40 Jahren nach Deutschland. So etwas wie den Umsonstladen habe es damals nicht gegeben, erinnert sie sich. Die Arbeit mache ihr sehr große Freude. Das gilt übrigens für alle Helferinnen im Umsonst-Laden. Auch für Behiye Kurt, die als Flüchtling aus der Türkei kam und einst selbst Kundin im Umsonstladen war. Vor drei Jahren wechselte sie die Seiten und unterstützt seitdem das Team der Frauen: „Ich will helfen“, sagt sie.
Gegenstände wertschätzen und nicht auf den Müll werfen
Das Ziel des Umsonstladens ist aber nicht etwa die Sozial- oder Flüchtlingshilfe. Das Motto lautet: „Nicht reich hilft arm, sondern Gegenstände wertschätzen und nicht auf den Müll werfen“, betont Gründerin Eva Böller. Die ehemalige Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Weyhe startete den Umsonstladen im Jahr 1999. Gebrauchte und gute Dinge sollten weiterverwendet werden. Daher ist jeder willkommen. Niemand benötige einen Berechtigungsschein wie bei den Tafeln.
Zur Zeit würden vor allem Ukrainer den Umsonstladen besuchen. Sie schauen nach Kindersachen: Kleidung, Spielzeug und Bücher, zählt Elisabeth Becker auf. Viele ukrainische Frauen hätten in Weyhe mit ihren Kindern Schutz vor dem Krieg gefunden und besitzen nun „fast nichts mehr“.
Weitere Spenden braucht der Umsonst-Laden eigentlich nicht, sagt Böller. „Die Spendenbereitschaft in Weyhe ist schon immer konstant hoch.“ Wer dennoch gute Sachen an den Mann oder die Frau bringen möchte, kann dies aber dienstags zwischen 9 und 12 sowie mittwochs zwischen 16.30 und 17.30 Uhr vorbeibringen.
Nur keinen Schrott bringen!
„Nur keinen Schrott bringen!“, stellt Ute Blanke klar. Doch das täten leider viele, sagt sie. „Wir hatten schon Bettwäsche mit Bremsspuren!“ Die Frauen sichten jede Spende und schmeißen den Müll weg. Es sollen nur gute und brauchbare Sachen weitergegeben werden.
Auch weitere Helferinnen benötigt das Team nicht. Für Interessenten gebe es Wartelisten. Das eingespielte Team sei super, so wie es ist, sind sich alle einig. Das wollen die Frauen bewahren und nicht leichtfertig ändern.
Bei selbst gemachten Kuchen, Kaffee und Klönschnack sagen die Damen, dass sie die Tätigkeit als erfüllend empfinden. Die gemeinsame Unternehmung halte fit. Das bestes Beispiel dafür ist die 85-jährige Grete Matuschek.