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Weyhe – Das nächste Osterfest wird in Sachen Brauchtumsfeuer in Weyhe ganz anders als gewohnt verlaufen: Der Rat hat jetzt mehrheitlich mit den Stimmen der Fraktionen SPD, CDU und der Grünen eine Reduzierung der Anzahl der Osterfeuer auf neun beschlossen. Das befürwortet auch Torsten Kobelt von der Partei.
Vor dieser Entscheidung hatte die FDP allerdings bekanntgegeben, weshalb sie dem Entwurf der dazugehörigen Verordnung nicht zustimmen werde. „Wir denken, dass die Freiheit beschnitten wird“, kommentierte die FDP-Fraktionsvorsitzende Antje Sengstake. Sie erinnerte daran, dass sich regelmäßig an Ostern Menschen an den Feuern treffen und ihre Kontakte pflegen. Die überarbeitete Verordnung, die die Verwaltung vorgelegt hatte, mache aus Sicht der FDP Sinn, sagt sie, aber die Reduktion von 80 auf neun sei „zu drastisch“. Nach dem Empfinden der Liberalen sollten Bürger selbst entscheiden. Ihr sei lieber, wenn die Anzahl für Weyhe auf 40 reduziert werde – das sei dann so wie in Stuhr, Syke oder Achim. Sengstake sehe den „Klimanotstand“, aber sie appelliert, sich anzustrengen, nur eben nicht aufgrund eines Verbots. „Wir bemühen uns alle, viel Rad zu fahren, aber so ein Brauchtumsfeuer zu verbieten, das ist völlig überzogen. Mehr Eigenverantwortung ist in der Devise.“ Ihre Erklärung weckte Widerspruch der Vertreter der anderen Parteien. SPD-Fraktionsvorsitzender Rainer Zottmann erläuterte, dass es eigentlich auch ohne Osterfeuer gehe. „Vor sechs bis sieben Monaten haben wir wegen Corona die Osterfeuer abgesagt. Die Natur konnte durchatmen. Das hat niemandem wehgetan.“
Die Gemeinde verbiete mit der neuen Verordnung keine Brauchtumsfeier, sondern reguliere sie nur, so Zottmann. Nach wie vor könne man sich dort zusammenkommen. „Ich gehe gerne nach Lahausen. Dort treffen sich Dorfgemeinschaften. Das ist eine fantastische Geschichte. Mehr Brauchtum braucht es nicht.“ Menschen könnten feiern, Bier, Wein und Wasser trinken und Feuer machen. Im privaten Bereich seien Feuerschalen und Lagerfeuer von rund einem Meter Durchmesser durchaus erlaubt. Kritisch sehe er „die kostenlose Entsorgung von Baum- und Strauchschnitt über die Osterfeuer. Das gehe zulasten des Umweltschutzes. Das ist das Einzige, was wir verbieten.“ An die Vernunft zu appellieren, werde nicht klappen.
„Wir haben vor Jahren die Brenntage abgeschafft“, erinnerte Annika Bruck, Fraktionsvorsitzende der Grünen. Sie widerspricht denjenigen, die meinen, Oster-Grünschnitt sei Abfall, den man verbrennen müsse. In Wirklichkeit handle es sich um Wertstoff, wenn er zum Beispiel nach Melchiorshausen ins Entsorgungszentrum der AWG gebracht wird. „Wenn es verfeuert wird, ist es weg“, so Bruck. Die Grünen-Vertreterin findet, dass Menschen über die Feiertage auch im Garten Stockbrot an einer Feuerschale backen könnten. „Das macht genauso viel Spaß.“ Klimaschutz auf freiwilliger Basis stößt bei Bruck auf Skepsis.
Auch die CDU-Fraktion hält die Reduktion der Feuer für richtig. Wie der Fraktionsvorsitzende Dietrich Struthoff ausführte, hätten Weyher es in den vergangenen Jahren sogar erlebt, dass über die Ostertage eine schlechte Luft herrschte. Das sei für die Menschen eine Qual gewesen, die Probleme mit den Atemwegen haben, so Struthoff. „Die Selbstbeschränkung funktioniert nicht, sonst hätten wir keine 80 Osterfeuer gehabt“, richtete er seine Worte direkt an Antje Sengstake.
Die Verordnung findet Torsten Kobelt (Die Partei) „zeitgemäß“. Er sprach sich dafür aus, eine Art Wettbewerb zu initiieren, in welchem Ortsteil das beste Feuer brennt: „Ahausen könnte ich empfehlen.“
Von Sigi Schritt