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Windpark Wagenfeld-Süd wünscht sich mehr Flächen

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Von: Melanie Russ

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Geschäftsführer Christian Oberbeck informierte über die Windenergie-Pläne in der Gemeinde Wagenfeld.
Geschäftsführer Christian Oberbeck informierte über die Windenergie-Pläne in der Gemeinde Wagenfeld. © Russ

Das Team der Windpark Wagenfeld-Süd Entwicklungsgesellschaft hat über ihre Pläne in Wagenfeld informiert. An ihren geplanten Anlagen wollen sie die Menschen aus der Region beteiligen ‒ und sie wünschen sich mehr Flächen, als die Gemeinde derzeit auszuweisen plant.

Wagenfeld – Der erste Informationsabend der Windpark Wagenfeld-Süd Entwicklungsgesellschaft (WWSE) begann am Mittwochabend etwas trocken mit Informationen über die gesetzlichen Grundlagen für den Ausbau der Windenergie und die Anforderungen an die Planung. Etwas konkreter und interessanter wurde es für die etwa 85 Teilnehmer im Central-Hotel – weitere hatten sich per Internet zugeschaltet – nach einer Stunde an den vier Themenständen. Und da interessierten vor allem Details zu Bau und Wirtschaftlichkeit der geplanten Anlagen sowie die Möglichkeiten der Beteiligung.

Denn das sechsköpfige Team der WWSE, darunter auch Wagenfelder Landwirte, möchte die Einwohner der Region an ihren in Wagenfeld geplanten Anlagen beteiligen. „Wir wollen etwa 65 Prozent abgeben“, erklärte Geschäftsführer Christian Oberbeck. 65 Prozent von wie viel ist noch offen und hängt davon ab, welche Flächen die Gemeinde Wagenfeld im Rahmen ihres aktuell laufenden Planverfahrens für die Nutzung von Windenergie zur Verfügung stellt.

Im Entwurf, der nach dem einstimmigen Ratsbeschluss vom 20. März bis 20. April öffentlich ausgelegt wird, sind Sondergebiete mit einer Gesamtgröße von 108 Hektar vorgesehen. Die Größe kann sich aber noch ändern, wenn alle Gutachten sowie Stellungnahmen von Behörden und Einwohnern vorliegen.

Die Gemeinde und ihr Planer sehen sich mit den 108 Hektar auf dem richtigen Weg, auch wenn sie nur 0,9 Prozent der Gemeindefläche entsprechen. Das vom Land für den Landkreis Diepholz festgelegte Ziel von 1,78 Prozent der Fläche bis 2027 würde für Wagenfeld 209,3 Hektar bedeuten. Nach Einschätzung des Fachplaners wird man das aufgrund der Wohnbebauung, Naturschutzgebiete und sonstigen per Gesetz ausgeschlossenen Flächen nicht erreichen.

Christian Oberbeck machte deutlich, dass er sich von der Gemeinde mehr wünscht als die 108 Hektar. Er geht davon aus, dass die Vorgaben von Bund und Land in den kommenden Jahren weiter steigen werden. Und er meint: Die Gemeinde Wagenfeld sollte nicht schauen, wieviel Fläche sie ausweisen muss, sondern wieviel sie ausweisen kann.

Unter anderem hatte der Gemeinderat beschlossen, den gesetzlichen Mindestabstand zu Wohnbebauung von der zweifachen Gesamthöhe einer Windenergieanlage auf die dreifache Höhe zu vergrößern, um die bedrängende Wirkung auf die Anwohner zu verringern. „Uns reichen 450 bis 500 Meter“, hält Christian Oberbeck dem entgegen – also die zweifache Gesamthöhe. Ein Abstand in dreifacher Höhe sei nicht mehr zeitgemäß.

Die Gemeinde Wagenfeld möchte ihre Planung bis Jahresende abschließen. Die Genehmigung der Bauanträge für die Anlagen wird, so Oberbecks Hoffnung, bis Juli 2025 vorliegen. Baubeginn könnte dann im Herbst 2025 sein und Inbetriebnahme ab September 2026.

Die Kosten für eine Anlage bezifferte der Bauingenieur auf etwa zehn Millionen Euro. Für einen wirtschaftlichen Betrieb müsse der produzierte Strom für vier bis fünf Cent verkauft werden. Alles darüber hinaus wäre Gewinn.

Laut Henrik Nackenhorst sind Anlagen mit einer Leistung von sechs Megawatt geplant. Der Wagenfelder Landwirt erläuterte am Mittwoch die verschiedenen Möglichkeiten der Beteiligung vom Windsparbrief (ab 500 Euro) zu einem festen Zinssatz über Anteile für 1000 Euro an einer Genossenschaft bis zur direkten Beteiligung an einer Anlage ab einer Summe von 250 000 Euro. Bei einer direkten Beteiligung sei der Ertrag besonders hoch – Nackenhorst nannte zehn Prozent Rendite als grobe Richtung –, allerdings tragen die Investoren hier auch das volle unternehmerische Risiko mit. Als Teil einer Wagenfelder Bürgerenergie Genossenschaft ist zwar der Ertrag geringer, es besteht aber auch keine persönliche Haftung. Darüber hinaus soll ein eigener günstiger Bürgerstromtarif angeboten werden. Allen Beteiligungsformen gemein ist, dass sie nur Privatpersonen und Unternehmen in Wagenfeld und der näheren Umgebung offenstehen sollen.

Konkrete Angaben zu Zahl und Art der Anlagen und der Verteilung von Anteilen/Beteiligungen auf die Interessenten, konnte Henrik Nackenhorst zu diesem Zeitpunkt naturgemäß nicht machen. Ihm war dieses Dilemma durchaus bewusst. „Ich kann euch viel versprechen“, wusste er, dass er seine Aussagen zur Rentabilität noch nicht mit Fakten untermauern kann, und bat um etwas Vertrauen.

Voraussichtlich im Sommer/Herbst dieses Jahres müssen Interessierte laut Nackenhorst entscheiden, ob und wie sie sich beteiligen wollen. „Die Anlagenbauer wollen frühzeitig feste Zusagen“, begründete er das. Und für feste Zusagen braucht es eine gesicherte Finanzierung.

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