Zukunft des Doreafamilie-Seniorenheims in Wagenfeld noch ungewiss

Wie es mit dem Seniorenheim in Wagenfeld weitergeht, nachdem der Pflegeanbieter Doreafamilie für Teile der Gruppe Insolvenzanträge gestellt hat, ist noch offen. Allerdings scheinen alle Beteiligten bezüglich der Zukunft der Einrichtung optimistisch. Eine Lösung könnte die Übergabe an einen neuen Träger sein.
Wagenfeld – Wie geht es im Doreafamilie-Seniorenheim in Wagenfeld weiter? Eine konkrete Antwort darauf gibt es einige Wochen, nachdem der bundesweit tätige Pflegeanbieter Doreafamilie für Teile der Gruppe Insolvenzanträge gestellt hat, noch nicht. Es werde in den kommenden Wochen konzentriert an einer Lösung gearbeitet, erklärte ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage der Kreiszeitung. Immerhin: Alle Beteiligten scheinen bezüglich der Zukunft der Wagenfelder Einrichtung durchaus optimistisch. „Wir sind alle positiv gestimmt, dass es weitergeht“, sagt Einrichtungsleiterin Manuela Wowerat. Es herrsche insgesamt eine gute Stimmung, im Alltag spüre man keine Auswirkungen. Bis Herbst dieses Jahres soll Klarheit herrschen.
Im April hatte der Pflegeanbieter mit rund 5500 Beschäftigten beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg einen Antrag auf Einleitung eines Schutzschirmverfahrens in Eigenverwaltung gestellt, der auch genehmigt wurde. Der Schutzschirm bietet dem Unternehmen die Möglichkeit, eine Restrukturierung bei laufendem Geschäftsbetrieb schnell umzusetzen.
„Für die Pflegebedürftigen, die in den betroffenen Einrichtungen und ambulanten Diensten versorgt werden, ändert sich während der Durchführung der Verfahren nichts“, betont Dorea-Geschäftsführer Dr. Walter von Horstig in einer Pressemitteilung des Unternehmens. „Alle stationären und ambulanten Pflege-Leistungen werden wie gewohnt erbracht. Unser Geschäftsbetrieb geht ganz normal und in vollem Umfang weiter.“
Etwa 25 operative Gesellschaften der Dorea-Unternehmensgruppe sind von der Restrukturierung betroffen. Dazu gehören knapp die Hälfte der Pflegeheime sowie teilweise dort angeschlossene Einrichtungen des Betreuten Wohnens. Ziel des Verfahrens sei es, eine möglichst große Anzahl von Einrichtungen auch künftig erfolgreich weiterzubetreiben, so das Unternehmen.
Auch für die Wagenfelder Senioreneinrichtung mit circa 60 Betten und 60 Mitarbeitern muss eine Lösung gefunden werden. Eine nicht ganz unwahrscheinliche Möglichkeit könnte die Übergabe an einen anderen Träger sein. „Der Standort Wagenfeld bringt viele Eigenschaften dafür mit, dass sich ein neuer Träger findet“, erklärt der Unternehmenssprecher auf Nachfrage. Zwei wesentliche Punkte, die für die Einrichtung sprechen: Das Haus ist in der Regel voll belegt, und es gibt eine starke motivierte Mannschaft, die mitzieht. Die Vergangenheit hat bereits gezeigt, dass ein Trägerwechsel gut funktionieren kann, denn den hat das Seniorenheim schon zweimal erfolgreich mitgemacht.
Als Ursachen für die finanzielle Schieflage nennt das Unternehmen zum einen die teils massiv gestiegenen Kosten für Energie, Miete und Material. Diese seien in den jährlich mit den Pflegekassen ausgehandelten Budgets nicht vorgesehen und könnten aus den laufenden Einnahmen nicht refinanziert werden. Zum anderen führten die deutlichen Gehaltssteigerungen für die Pflegekräfte zu einem weiteren Kostenschub, der nur teilweise von den Pflegekassen refinanziert worden sei. Zuvor hätten bereits die Folgen der Corona-Pandemie die gesamte Branche stark belastet und finanzielle Rücklagen aufgezehrt, so das Unternehmen.
Laut Mitteilung sind die Löhne und Gehälter der Beschäftigten gesichert und werden in den betroffenen Einrichtungen bis einschließlich Juni durch die Bundesagentur für Arbeit übernommen. Auch über den Monat Juni hinaus reichten die Finanzmittel aus, um die Kosten für den laufenden Geschäftsbetrieb zu decken. In Abstimmung mit den Gläubigern und unter Aufsicht des Sachwalters soll bis zum Sommer ein Restrukturierungsplan ausgearbeitet werden.
Hintergrund Doreafamilie
Die Doreafamilie gehört zu den größten Anbietern von Pflege-Dienstleistungen in Deutschland und betreut nach eigenen Angaben rund 7500 Menschen, überwiegend in der Altenpflege mit fast 80 stationären Einrichtungen. Das Unternehmen ist ein eigenständiger Teilkonzern der französischen Groupe Maisons de Famille (GMDF), die zur französischen Milliardärsfamilie Mulliez gehört. Nach Unternehmensangaben lag der Jahresumsatz 2022 bei rund 280 Millionen Euro.