Gesamtkirchengemeinde Ströhen-Wagenfeld: Der neue Anzug passt

Die evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden Ströhen und Wagenfeld sind seit Jahresbeginn in einer Gesamtkirchengemeinde verschmolzen. Das Fazit nach den ersten fast zwei Monaten: Die Zusammenarbeit ist effektiv und harmonisch ‒ der neue Anzug passt.
Ströhen/Wagenfeld – Es wächst zusammen, was irgendwie ohnehin schon lange zusammen gehörte. So könnte man die Entscheidung der Vorstände der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden Ströhen und Wagenfeld zur Gründung der Gesamtkirchengemeinde Ströhen-Wagenfeld umschreiben, die seit Jahresbeginn in Kraft ist. Formal bedeutet das einen großen Schritt, im kirchlichen Alltag allerdings ändert sich wenig. Denn mit dem Beschluss wurde eine Zusammenarbeit zementiert, die seit Jahrzehnten gewachsen ist. „Ich vermute, die meisten Gemeindeglieder werden gar nichts davon merken“, sagt Pastor Michael Steinmeyer.
Die Anfänge der Zusammenarbeit reichen etwa 20 Jahre zurück. Sie umfasste unter anderem die Gestaltung der Gottesdienste, Konfirmandenunterricht, Runder Tisch Asyl und karitative Einrichtungen wie die Tafel. In den vergangenen zwei bis drei Jahren habe man sich aber die Frage gestellt, ob die für die Zusammenarbeit gegründete Arbeitsgemeinschaft noch zeitgemäß sei, erläutert Michael Steinmeyer. „Denn wir haben festgestellt, wir gehen in vielem schon über das hinaus, was darin festgelegt war.“ Nach intensiven Beratungen hätten die beiden Kirchenvorständen schließlich entschieden, dass eine Gesamtkirchengemeinde „der Anzug ist, der uns am besten passt“. Denn sie ermöglicht eine Straffung der Verwaltungsstrukturen bei gleichzeitigem Erhalt einer gewissen Eigenständigkeit ihrer Ortskirchengemeinden – ein Aspekt, der auch die Attraktivität der Pfarrstellen erhöhen könnte. Bekanntlich ist die Pfarrstelle in Ströhen seit April 2021 unbesetzt.
Bei der letzten gemeinsamen Klausurtagung steckten beide Vorstände den Rahmen für eine Gesamtkirchengemeinde ab. „Es war effektiv und harmonisch“, beschreibt Pastorin Edith Steinmeyer das zweitägige Treffen in Loccum. „Und gemessen an der trockenen Materie haben wir viel gelacht“, ergänzt Michael Steinmeyer.
Während für die Kirchenglieder fast alles weiter gehe wie bisher, merke er selbst als Vorsitzender des Gesamtkirchenvorstands schon, dass es eine Veränderung ist, das 17-köpfige Gremium statt des bisherigen elfköpfigen Wagenfelder Vorstands zu leiten, sagt er nach den ersten beiden der monatlichen Vorstandssitzungen. „Es erfordert mehr Aufmerksamkeit.“ Und Disziplin von den übrigen Mitgliedern. Stichwort: Es wird nicht geschwätzt.
Die Zusammenarbeit funktioniere schon sehr gut, betonen Vertreter aus beiden Orten, die sich ja auch bislang schon in einigen Fragen abgestimmt haben und jährlich bei den Klausurtagungen zusammen waren. Eine große Umstellung sei es nicht. „Man lernt sich vielleicht noch besser kennen“, beschreibt es Anne Scheland.
An den Details der Ausgestaltung des Gesamtkirchenvorstands wird in den kommenden Monaten hier und da noch gefeilt, die wesentlichen Eckpfeiler stehen aber. So wurden zwei Ortsausschüsse gebildet, die in gewissem Rahmen weiterhin eigenständige Entscheidungen für ihren Ort treffen können. Vor allem für die kleinere Ströher Gemeinde ein wichtiger Punkt: Entscheidungen von größerer Bedeutung könne nie gegen den Willen eines Ortsausschusses fallen, betont Edith Steinmeyer. Als fiktives Beispiel nennt Michael Steinmeyer den Verkauf des Ströher Gemeindehauses. „Wenn die Mehrheit der Ströher sagt, das wollen wir nicht, dann geht es auch nicht.“ Die Mehrheitsverhältnisse im Gesamtkirchenvorstand spielen da keine Rolle.
Eine wesentliche Veränderung ist der gemeinsame Haushalt, der aber nicht zur Folge hat, dass einfach alles in einen Topf geworfen wird. „Das, was an Rücklagen da ist, bleibt in der jeweiligen Ortskirchengemeinde erhalten“, betont Vorstandsmitglied Timo Friedhoff. Auch die Vermögenswerte – Gebäude und Inventar zum Beispiel – bleiben ihrer Gemeinde zugeordnet. Spenden, die speziell an eine Ortskirchengemeinde gehen, werden auch dort verwendet.
Der große Vorteil eines gemeinsamen Haushalts liegt für Michael Steinmeyer in der vereinfachten Buchführung. „Viele Dinge, die wir gemeinsam betreuen, bezahlen wir auch gemeinsam.“ Beispiel: Die Konfirmanden aus beiden Gemeinden fahren gemeinsam auf eine Freizeit. Bislang mussten Kosten und Elternbeiträge für jeden Ort getrennt verrechnet werden, künftig genügt eine Rechnung.
Als nächste große Aufgabe steht die Vorbereitung der Kirchenvorstandswahl im kommenden Jahr an, bei der die Gemeindeglieder erstmals direkt einen Gesamtkirchenvorstand wählen werden. Dessen Größe steht noch nicht genau fest. 12 bis 15 Mitglieder werden es voraussichtlich sein. Fest steht aber schon, dass Wahlbezirke gebildet werden, damit die Mitglieder aus beiden Ortskirchengemeinden entsprechend ihrer Größe – etwa ein Drittel zu zwei Drittel – im Vorstand repräsentiert werden.