Mehrwert für Schule und Betriebe

Twistringen - Von Theo Wilke. Ihr Talent fällt auf und überrascht: Realschülerin Laura Zielinski (14) steuert den Gabelstapler fast wie ein Profi. Die Antwort auf die Frage nach ihrem Berufswunsch überrascht auch: „Ich möchte Lehrerin werden.“ Insgesamt mehr als 150 Acht- und Neuntklässler vom Twistringer Schulzentrum nutzen nach 2019 am Freitagmorgen den zweiten Talenttag in der Werkhalle 51 an der Bremer Straße.
Zum ersten Mal sitzt Achtklässlerin Laura auf dem Gabelstapler. Sie habe sich das vorher nicht zugetraut. Dabei ist ihr Vater Gabelstaplerfahrer. Wie Laura ergeht es auch einigen Mitschülern. Zum ersten Mal kommen sie mit Handwerksbetrieben in Berührung und sprechen mit Firmenvertretern und jungen Beschäftigten.
Über die Neuauflage des Talenttages freuen sich besonders Marta Wiese als Organisatorin und die Schulleitung der Haupt- und Realschule, Andrea Formella und Ines Ozegowski. Im vergangenen Jahr beteiligten sich die neunten und zehnten Klassen. Am Freitagvormittag nun informieren sich bis zu 170 Acht- und Neuntklässler. „Bevor sie sich für ihr zweiwöchiges Betriebspraktikum im nächsten Jahr bewerben“, betont Ozegowski. Wie 2019 sei der Talenttag nachmittags dann auch für Eltern und alle Interessierten offen, fügt Marta Wiese hinzu. Und: „Damals war der Besuch noch verhalten. Das muss auch erst wachsen. Ich bin ganz gespannt.“
Am Stand der Brinkumer Möbelmanufaktur Wöhlke versuchen sich ein paar Jungs an der Zeichnung eines Möbelstücks. „Das ist heutzutage eine große Herausforderung, den Schülern unsere Berufe zu vermitteln. Wir haben alle drei Wochen auch Praktikanten im Betrieb“, sagt Geschäftsführer Stephan Wöhlke. Er selbst sei als Kind mit der Arbeit in der Tischlerei seines Onkels aufgewachsen. Heute sei es für die Jugend viel schwieriger, den richtigen Beruf zu finden. Wöhlke hat 30 Beschäftigte, darunter vier Azubis. Dieser Talenttag sei definitiv ein Mehrwert für Schule und Betrieb, so Wöhlke. Der Ausstellungsraum in der Twistringer Werkhalle mit mehreren Gewerken und Handwerkszweigen unter einem Dach „bringt was“ fürs Netzwerk und sei günstiger für die Kunden.
„Es gibt Schüler, die wissen schon jetzt genau, was sie später geruflich machen wollen“, ist Ines Ozegowskis Erfahrung. Die 14-jährige Samira zum Beispiel möchte Krankenschwester werden, auch ihre gleichaltrige Mitschülerin Laurin. Hanna weiß es noch nicht. Dagegen hat Anna (15) eine klare Vorstellung: Bauzeichnerin möchte sie lernen.
Wieviel Kubikmeter Estrich braucht man bei einer Estrichstärke von fünf Zentimetern? Das ist eine von mehreren Fragen am Stand von PB Plöger Bau. Geschäftsführer Jörg Schuster hilft den Schülern ein bisschen bei der Beantwortung. Richtig ist: 2,25 Kubikmeter.
Gefragt wird bei allen beteiligten Firmen. Einerseits sind die Antworten wertvolle Infos für die Schüler und eine Urkunde mit den Firmenstempeln über die erfolgreiche Teilnahme wertvoll für die nächste Bewerbung. Andererseits haben Firmen und Schule einen Nachweis über den Besuch des Talenttages.
Für Darian (14) steht schon fest: Er möchte Zimmermann werden. Achtklässler Louis tendiert in Richtung Elektrotechnik. Den ein Jahr älteren Mathis zieht es auf jeden Fall ins Handwerk.