Austauschpflicht für Kaminöfen setzt Besitzer unter Druck

Am 1. Januar 2025 greift die Austauschpflicht für viele Kaminöfen. Experten geben Tipps, um Stress und Bußgelder zu vermeiden.
Bassum/Twistringen – Vielen Besitzern von Kaminöfen droht Ungemach, denn ab Anfang 2025 greift ein verschärftes Gesetz zur Reduzierung des Schadstoffausstoßes alter Kaminöfen. Betagte Öfen müssen ausgetauscht oder nachgerüstet werden. Zwei Experten erläutern Hintergründe und geben Tipps, um ein Bußgeld zu umgehen.
Schornsteinfeger Maic Wetzel: Wie Verbraucher erkennen, ob ihr Ofen ausgetauscht werden muss
Denn bei vielen Öfen stellt der Weiterbetrieb ab dem 1. Januar 2025 eine Ordnungswidrigkeit dar, warnt Maic Wetzel. Der in Nienburg lebende Schornsteinfeger-Meister ist bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger unter anderem für Bassum und Twistringen sowie Technischer Innungswart der Schornsteinfeger-Innung Hannover. „Die Austauschpflicht kommt immer dann, wenn die Immissionswerte nicht eingehalten werden“, sagt er. Betroffen sind Öfen, die vor dem 22. März 2010 errichtet worden sind und zu hohe Feinstaub- und CO2-Emissionen aufweisen.
Ob der eigene Ofen gegen die bald geltenden Vorschriften verstößt oder nicht, das lässt sich auf mehreren Wegen herausfinden, erklärt Wetzel: „Der Schornsteinfeger stellt das im Rahmen der Feuerstättenschau fest.“ Die sei zweimal innerhalb von sieben Jahren vorgesehen. „Alternativ kann der Kunde sich auf der Internetseite des Industrieverbands Haus-, Heiz- und Küchentechnik (HKI) schlaumachen.“ Dort sei ein Portal eingerichtet, auf dem Kaminofenbesitzer anhand des Typenschilds an ihren Geräten erfahren, ob der eigene Ofen die Abgaswerte einhält oder ob er nachgerüstet werden muss. Im Zweifel könne aber auch der Hersteller Auskunft geben oder eine Prüfung über den Schornsteinfeger durchgeführt werden.
Austauschen, nachrüsten oder stilllegen: Was am meisten Sinn ergibt
Wenn ein Kaminofen die Grenzwerte nicht einhält, gibt es laut Maic Wetzel drei Möglichkeiten: „Austauschen, nachrüsten oder stilllegen.“ Ofenbesitzer können ihre alten Öfen etwa mit einem Staubabscheider nachrüsten lassen, was zwischen 500 und 2000 Euro kosten könne. „Die lassen sich aber nicht überall einbauen“, weiß der Schornsteinfegermeister. Ein Austausch sei allerdings häufig die beste Variante, so Wetzel: „Ein neuer Ofen verbraucht weniger Holz und schont die Umwelt.“
Allerdings gießt Eugen Maas ein wenig Wasser in den Wein. Der Ofenbauer und Inhaber von Maas Ofenbau aus Twistringen weiß: „Die Situation hat sich verschärft.“ Aktuell könne man für manche Modelle mit Wartezeiten von mehr als einem Jahr rechnen, sagt Maas.
Ofenbauer Eugen Maas aus Twistringen rät, sich frühzeitig zu kümmern
Das liege an mehreren Gründen: Besonders die durch den Kriegsausbruch in der Ukraine ausgelöste Energiekrise habe viele Menschen zum Kauf eines Kaminofens gebracht, um unabhängiger von Gas und Öl zu sein. „Ich hatte zeitweise das Gefühl, es ist ein Weltuntergangsszenario“, sagt Maas lachend. „Die Leute haben wohl gedacht: ,Ich kann ja meine Möbel verbrennen!‘“
Zudem würden an kalten Tagen mehr Kaminöfen verkauft, erklärt der Ofenbauer, der die Kältewelle Mitte Dezember 2022 in seinen Auftragsbüchern gespürt habe. Weitere Gründe für die langen Wartezeiten seien die Lieferkettenprobleme und Materialengpässe sowie der Fachkräftemangel – und das schlage sich in Summe auch in den Preisen nieder, sagt Eugen Maas und macht mit dem Zeigefinger der rechten Hand eine bedeutungsschwangere Bewegung nach oben. Verbraucher müssten bei der Anschaffung eines Kaminofens mit 35 bis 50 Prozent Mehrkosten im Vergleich zu Zeiten vor Kriegsbeginn rechnen.
Nicht zuletzt nennt Eugen Maas aber auch die Austauschpflicht als Faktor, der die Marktsituation zuletzt verschärft habe. „Es melden sich Leute, weil die das vom Schornsteinfeger oder aus Medien mitbekommen haben.“ Deshalb rät er allen von der Austauschpflicht betroffenen Ofenbesitzern, sich zeitnah zu kümmern: „Zum Hörer greifen, Angebot einholen und beharrlich bleiben.“ Auch er empfiehlt wie Maic Wetzel einen kompletten Austausch. „Nachrüsten würde ich nur, wenn der Kaminofen etwas Besonderes ist oder man dran hängt.“