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Klimaschutz beim Essen: Erdbeere ist nicht gleich Erdbeere

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Von: Katharina Schmidt

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Mhhh, Erdbeeren! Die Früchte sind lecker – wenn sie jedoch aus Südafrika kommen, haben sie einen bitteren Beigeschmack.
Mhhh, Erdbeeren! Die Früchte sind lecker – wenn sie jedoch aus Südafrika kommen, haben sie einen bitteren Beigeschmack. © Christin Klose/DPA-Themendienst

Darf’s zu den Kartoffeln eine Frikadelle sein oder lieber eine Portion Gemüse? Geschmäcker sind bekanntlich unterschiedlich, aber in puncto Klimaschutz macht das Gemüse eindeutig das Rennen. Das verdeutlichte Dorothee Seelhorst von der Verbraucherzentrale Niedersachsen am Montagabend im Twistringer Rathaus. Auf Einladung der VHS, der Agendagruppe und der Klimafachgruppe thematisierte sie dort die Frage: Lebensmittelkonsum und Klimaschutz – wie gehört das zusammen?

Twistringen - Vor allem Fleisch- und Milchprodukte sind laut der Referentin mit Treibhausgasemissionen verbunden. In dem Zusammenhang sprach sie unter anderem Methan an. Das Gas werde von Kühen ausgestoßen und sei 30 Mal klimaschädlicher als CO₂. Durch Düngung freigesetztes Lachgas sei sogar 300 Mal schädlicher als CO₂. Der Burgerpatty auf Sojabasis ist der Referentin zufolge besser fürs Klima als der Patty aus Rindfleisch, der Käseersatz auf Kokosbasis besser als richtiger Käse.

Es kommt aber nicht nur auf die Lebensmittel an sich an, sondern auch auf deren Herkunft. Eine Erdbeere aus dem eigenen Garten? Top. Erdbeeren aus Südafrika haben dagegen mit einem Erdölverbrauch von 4800 ml für jedes Kilo einen bitteren Beigeschmack. Ebenso wie Bohnen aus Kenia, Fisch aus Asien, Spargel aus Peru, die Avocado aus Mexiko oder die aus Afrika eingeflogene Ananas. „Eine Bohne aus Kenia verbraucht genauso viel CO₂-Äquivalente wie 52 Bohnen aus Deutschland“, rechnete Dorothee Seelhorst vor.

Erdbeeren zu Weihnachten sind nicht gut für das Klima

Es hilft also, regional zu essen. „Solange der Verbraucher weiter Erdbeeren zu Weihnachten konsumiert, werden sie auch weiter importiert“, verdeutlichte die Referentin. Es gebe viele Stellschrauben, an denen jeder drehen könne. Christian Masurenko von der Klimafachgruppe brachte ein, dass dies alleine jedoch nicht reiche: „Es ist zwingend notwendig, dass von der Politik Einfluss genommen wird.“

Die Referentin Dorothee Seelhorst.
Die Referentin Dorothee Seelhorst. © Schmidt

Frische Produkte schneiden bei der Klimabilanz besser ab als solche, die monatelang im Gefrierschrank herumliegen. Unterm Strich, so zeigte eine Folie von Seelhorst, liegt das Treibhausgas-Einsparpotenzial bei der Reduzierung von Tiefkühlkost aber lediglich bei zwei Prozent. Die Umstellung auf Bioprodukte berge ein Einsparpotenzial von sechs Prozent. Bei regionalem und saisonalem Einkauf seien zehn Prozent drin, bei der Umstellung auf vegetarische Ernährung 42 Prozent. Bei diesen Angaben bezog sich die Referentin auf einen Klimaschutzbericht des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft aus dem Jahr 2008.

Auch Verpackungen können ein Problem sein

Seelhorst machte auch deutlich: Wie klimaschädlich ein Lebensmittel genau ist, lässt sich schwer beziffern. Rechnet man die Verpackung mit ein? Die Art und Weise, wie das Produkt zubereitet wird? Wo zieht man den Schlussstrich: an der Kasse oder auf dem Teller?

Ebenso stehe Klimaschutz manchmal im Widerspruch mit anderen Aspekten. So seien nicht alle Flächen als Ackerland nutzbar. In den Alpen etwa leiste Weidevieh einen Beitrag zur Landschaftsgestaltung. Der Import von exotischem Obst schädige zwar das Klima, der Verzicht würde aber die Existenz von kleinen Bauern in den Ländern zerstören. Und Bio gehe mit längerer Mast und schlechterer Futterverwertung einher.

Viele Lebensmittel landen in der Tonne

Ein Thema, viele Aspekte. Die etwa 15 Zuhörerinnen und Zuhörer schienen sich aber einig zu sein: Es muss nicht jeden Tag Fleisch auf den Teller, und Fleisch muss nicht spottbillig sein. Vor allem stimmten sie überein, dass Lebensmittel nicht in die Mülltonne gehören. Eine schlechte Stelle beim Apfel lasse sich oft wegschneiden, der Joghurt noch Tage nach dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums essen. Doch viele Menschen würden solche Lebensmittel wegschmeißen.

„Rund 21 Prozent der gekauften Lebensmittel werden weggeworfen, fast 75 Kilo pro Person im Jahr“, berichtete Dorothee Seelhorst. „Es ist tatsächlich so, dass etwa 50 Prozent der Lebensmittelabfälle im Haushalt anfallen.“

Die Referentin der Verbraucherzentrale hält auch Vorträge in Schulen. Was insbesondere viele Jüngere nicht wüssten: In Deutschland kann in jedem Monat des Jahres Frisches vom Feld geerntet werden.

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