1. Startseite
  2. Lokales
  3. Landkreis Diepholz
  4. Syke

Alarm in Syker Kitas: Fast jeder zweite Erzieher krank

Erstellt:

Von: Michael Walter

Kommentare

Spielsituation in einer Kita: Bei einem Krankenstand wie in den vergangenen Wochen in Syke ist die Betreuung der Kinder eine echte Herkulesaufgabe.
Spielsituation in einer Kita: Bei einem Krankenstand wie in den vergangenen Wochen in Syke ist die Betreuung der Kinder eine echte Herkulesaufgabe. © Monika Skolimowska / dpa

Die städtischen Kindertagesstätten in Syke müssen ihre Betreuungszeiten reduzieren. 47 Prozent des städtischen Personals sind krank.

Syke – Für berufstätige junge Eltern ist das keine angenehme, aber meist auch keine ganz ungewohnte Situation: Wenn ihr Kind krank wird, nicht in den Kindergarten kann und sie selbst zuhause bleiben müssen, um es zu pflegen. Stressig wird es oft, wenn das Kind erst im Kindergarten krank wird und sie es kurzfristig abholen müssen. Aber wenn das Kind selber gesund ist und trotzdem nicht in den Kindergarten kann, weil das Personal krank ist – dann wird es für die Eltern manchmal regelrecht dramatisch.

Kranke Erzieherinnen: Gruppenschließung in Okel mehrere Tage am Stück notwendig

Zumal dann nicht nur einzelne Kinder betroffen sind, sondern gleich ganze Gruppen. Und das ist genau das Bild, wie es sich in den letzten Tagen und Wochen an den Syker Kindertagesstätten abzeichnet. Unter anderem waren in Niedersachsen zuletzt oft Streptokokken der Grund für viele Erkrankungen.

Erst waren die Kinder krank – diese Welle ist jetzt weitestgehend durch – und die haben dann die Erzieherinnen angesteckt. So stellt es sich für Claudia Prößler dar. Als Fachbereichsleiterin für Schulen und Kindergärten bei der Syker Stadtverwaltung kann sie zwar „nur“ für die Kitas in städtischer Trägerschaft sprechen. Aber die Zahlen und Fakten sind eindeutig.

Wir mussten die Betreuungszeiten an einzelnen Tagen reduzieren, aber teilweise auch Gruppen schließen.

Claudia Prößler, Stadt Syke

Die städtischen Kitas meldeten ihr vorige Woche einen Krankenstand bei den Kindern von 15 Prozent. „Das ist relativ normal“, sagt Prößler. Beim Personal sieht das hingegen ganz anders aus. Von den insgesamt 127 „Kollegen am Kind“ – so Prößler – waren am gleichen Stichtag 60 nicht da. Das entspricht 47 Prozent. Ein paar waren planmäßig im Urlaub, der Großteil fehlte aber krank.

Stadtverwaltung und Kita-Leitungen arbeiten Hand in Hand, um die Folgen möglichst im Zaum zu halten. Zaubern können sie aber nicht. Und so führt an Einschränkungen kein Weg vorbei. „Wir mussten die Betreuungszeiten an einzelnen Tagen reduzieren, aber teilweise auch Gruppen schließen“, sagt Claudia Prößler. „In Okel haben wir bereits tageweise eine Regelgruppe schließen müssen. Zum Teil zwei, drei Tage am Stück.“

Fachbereichsleiterin Claudia Prößler möchte Situation nicht überdramatisieren

Okel ist aber lediglich ein Beispiel, betont Prößler. Bei derart hohen Krankenständen könne man nicht mehr von örtlichen Brennpunkten sprechen, sondern von einem flächendeckenden Problem. „Die Kita-Leitungen gucken, wie sie das noch gebacken kriegen, um die Öffnungszeiten so weit wie möglich halten zu können“, sagt Prößler. „Aber wenn’s nicht mehr geht, geht es eben nicht.“ Die Situation sei schwierig, überdramatisieren will die Fachbereichsleiterin aber nicht. „Wir hatten es noch nicht so oft, dass wir Gruppen zumachen müssen. Wir sprechen hier von bislang insgesamt zwei Handvoll Schließtagen. Für die Eltern ist jeder einzelne Tag sicher dramatisch. Aber wir hatten es bisher noch nicht, dass wir eine ganze Einrichtung schließen mussten.“

Prößler weiter: „Ich hoffe, dass die Eltern verstehen: Wir tun, was wir können, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Aber es geht halt nicht immer.“

Ich hoffe, dass die Eltern verstehen: Wir tun, was wir können, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Aber es geht halt nicht immer.

Claudia Prößler, Fachbereichsleiterin für Schulen und Kindergärten bei der Syker Stadtverwaltung 

Grundsätzlich glaubt Claudia Prößler, die Anfälligkeit für Krankheiten sei bei Kindern wie Erwachsenen seit Corona größer geworden. Nur ein persönlicher Eindruck. „Aber auch die Kita-Leitungen sagen das so.“ Der Gedanke dahinter wirkt einleuchtend: „Wir sind alle den direkten Kontakt nicht mehr so gewohnt und daher vielleicht nicht mehr ganz so widerstandsfähig wie vorher.“

Das Wichtigste aus dem Landkreis Diepholz: Immer samstags um 7:30 Uhr in Ihr Mail-Postfach – jetzt kostenlos anmelden.

Umso wichtiger ist für die Fachbereichsleiterin daher, dass sich alle an die Spielregeln halten. Kita-Mitarbeiter, Kinder und Eltern. Zum Beispiel, dass niemand mit Erkältungs- oder Grippesymptomen in den Kindergarten kommt. Oder dass man nach einer bereits überstandenen Erkrankung nicht zu früh wiederkommt. „48 Stunden fieberfrei“, gibt Claudia Prößler die Parole aus. Und die gilt gleichermaßen für die Kinder wie für die Erwachsenen.

Auch interessant

Kommentare