Syker Pianistin Hauke Kranz arbeitet an ihrem dritten Album „Beyond Boundaries“

Die Syker Pianistin Hauke Kranz arbeitet an ihrem dritten Album. Als Tonmeister zeichnet Grammy-Gewinner Gregor Zielinsky verantwortlich.
Syke – Hauke Kranz macht eine neue CD. Das ist für die Syker Pianistin und Komponistin selbst vielleicht die größte Überraschung. Denn zwei Corona-Lockdowns und die damit verbundenen weggebrochenen Auftrittsmöglichkeiten hatten ihr bereits gründlich den Zahn gezogen. Kranz hatte schon aufgegeben. Aber genau das erwies sich rückblickend geradezu als Glücksgriff.
Studioarbeit hat Hauke Kranz ein neues Lebensgefühl beschert
Kranz erzählt die Geschichte im Zusammenhang mit den beiden ersten Alben, die sie bisher herausgebracht hat. Genau wie das jetzt entstehende dritte bezeichnet sie sie als „Meilensteine meines Lebens“.
Das erste hat sie 2017 veröffentlicht. Titel: „A New Dawn“ – Eine neue Morgendämmerung. „Ich bin bis dahin nur als ganz normale klassische Pianistin aufgetreten“, sagt sie. „A New Dawn war damals der erste Schritt, mich mit meinen eigenen Kompositionen zu zeigen.“
2019 folgte „Open Skies“. Und auch dieser Titel ist symbolisch zu verstehen. „Der Himmel öffnete sich und alles war plötzlich möglich. Vor allem die Studioarbeit war eine Befreiung für mich. Ich hab damals gemerkt: Ich konnte alles loslassen und hatte keine Ängste mehr.“ Vor allem ihrem damaligen Co-Produzenten und Tonmeister Friedrich Thein schreibt Kranz dieses Verdienst zu. „Er hat mich begleitet, war Freund und Mentor.“ Kurz vor der Veröffentlichung des Albums ist Friedrich Thein gestorben.
2020 hatte Kranz sich mit dem Ende ihrer Karriere abgefunden
Für Hauke Kranz war das wie ein Schlag ins Genick – dem bald noch weitere folgen sollten. 2020 kam der erste Corona-Lockdown. Schauspieler und Musiker hatten von einem Tag auf den anderen keine Auftrittsmöglichkeiten mehr – und kein Einkommen. Waren auf staatliche Hilfsgelder angewiesen.
„Halt durch, halt durch, hab ich gedacht, es wird wieder besser. Aber dann kam Ende 2020 der zweite Lockdown. Und für mich der persönliche Tiefpunkt.“ Nicht zuletzt, weil sich dieser zweite Lockdown ohne Aussicht auf Besserung endlos hinzuziehen schien. „Ich habe das als Zeichen des Universums verstanden“, sagt Hauke Kranz. „Es soll wohl nicht sein, dass du deinen Weg als Künstlerin gehst.“ Irgendwann hatte sie sich schweren Herzens damit abgefunden und darauf eingestellt, ihren Lebensunterhalt in Zukunft vor allem als Klavierlehrerin zu bestreiten. „Aber in dem Moment ist etwas Wunderbares passiert.“ Als ob eine Art Blockade von ihr abgefallen wäre, hatte sie plötzlich eine Melodie nach der anderen im Sinn. „Es sprudelte nur so aus mir heraus. Musik, die mich selbst berührt und die mich selbst aufgebaut hat. Deshalb hab ich sie aufgeschrieben.“
Halt durch, halt durch, hab ich gedacht, es wird wieder besser. Aber dann kam Ende 2020 der zweite Lockdown. Und für mich der persönliche Tiefpunkt.
Diese Melodien bilden jetzt den Kern ihres neuen Albums. „Ich habe mich wieder als Künstlerin gefühlt. Wenn meine Musik mich aus einem Tief holen kann, dann kann sie auch andere Menschen berühren“, ist Hauke Kranz überzeugt. „Und dann ist es meine Pflicht, sie in die Welt zu bringen.“
Statt einem passenden Studio für das neue Album findet Kranz zunächst Gregor Zielinsky
Erste Erkenntnis in diesem Zusammenhang: „Ich brauche ein neues Studio.“ Davon gibt es zwar reichlich. Das heißt aber noch lange nicht, dass das passende leicht zu finden wäre.
Hauke Kranz hat keins gefunden. Entweder scheiterte es an der richtigen Größe, am fehlenden Konzertflügel oder schlichtweg am Preis. Aber: Auf ihrer Suche lernte sie Gregor Zielinsky kennen.
Zielinsky ist ein sehr erfahrener Tonmeister – und kein unbedeutender in der Szene. 1992 hat er den Grammy in der Kategorie „Beste technische Klassikaufnahme“ bekommen für die Aufnahme von „Candide“ mit Leonard Bernstein in den Abbey Road Studios.
Kranz erzählt: „Im Gespräch stimmte die Chemie zwischen uns. Er hat dann meine Musik gehört, und die hat ihm wohl gefallen. Er rief mich dann an und sagte: Auch wenn es mit dem Studio, für das er da gerade gearbeitet hat, nicht geklappt hat, müssen wir trotzdem irgendwie was zusammen machen.“
Rückkehr ins Thein-Studio
Die nächste Idee war dann, das Thein-Studio wiederzubeleben, das seit dem Tod Friedrich Theins leersteht. „Ich hab die Witwe angerufen, und die hat sofort zugesagt.“ Und so produziert Hauke Kranz ihr drittes Album in den Thein-Studios zusammen mit Grammy-Preisträger Gregor Zielinsky. „Aufnahmetermin ist im Mai.“
War „Open Skies“ für die Pianistin schon eine riesige persönliche Befreiung, so setzt die Entstehungsgeschichte ihres dritten Albums noch einen drauf. „Ich habe das Gefühl von einem Albatross, der über dem Meer schwebt: grenzenlose Freiheit. Dieser ganze Berg von Problemen ist plötzlich weg und der Blick öffnet sich. Jetzt kann ich fliegen!“ Das hat Kranz auch zum Titel für das neue Album inspiriert: „Beyond Boundaries“ – Jenseits der Grenzen.
Wie geht es jetzt weiter? – An fünf Tagen im Mai spielt Hauke Kranz zehn bis zwölf Stücke ein. „Poetische Klaviermusik“ nennt sie das, was sie macht, selbst. „Musik zum Runterkommen – aber keine Entspannungsmusik in diesem esoterischen Sinn.“ Hauke Kranz macht harmonische, schöne, gefühlvolle Melodien. Themen mit Ohrwurmcharakter, die sich auch sehr gut als Filmmusik in Hollywood-Produktionen machen würden.
Hauke Kranz hofft auf furioses Release-Konzert im November
Sind die Stücke eingespielt, folgen Mix und Mastering im Studio. „Das wird den ganzen Juni über dauern.“ Dann ist eine dreimonatige Promotion-Phase geplant. Dafür hat sich Hauke Kranz diesmal eine Firma mit an Bord geholt. „Ich möchte deutschlandweit in den Printmedien sichtbar werden“, ist ihr Ziel. „Da wird es dann nicht nur um die Musik gehen, sondern auch um meinen Lebensweg, den meine Musik spiegelt.“
Und wenn das alles geklappt hat, ist ein furioses Release-Konzert im November geplant. „Ich bin noch auf der Suche nach einem Veranstalter.“