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Kreissparkasse Syke schließt sechs Filialen

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Von: Hans Willms

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In der Sparkassen-Filiale in Okel bedient eine Dame den Geldautomaten, um Bargeld abzuheben
In der Sparkassen-Filiale in Okel gibt’s ab 2022 auch kein Geld mehr. Sie ist eine von sechs Filialen, die Ende dieses Jahres komplett schließen. Auch die Standorte in Fahrenhorst, Varrel, Neubruchhausen, Nordwohlde und Engeln gehören dann der Vergangenheit an. © Fabian Pieper

Die Kreissparkasse Syke wird Ende des Jahres sechs Geschäftsstellen schließen. Sechs weitere Standorte wandelt sie in reine Selbstbedienungsfilialen um.

Syke – Von diesen werden dann aber bis Ende 2023 vier Geschäftsstellen ebenfalls komplett geschlossen. Jens Bratherig als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse bezeichnet die Restrukturierung als „kraftvollen Schritt für die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit“.

Kreissparkasse Syke schließt sechs Filialen

Bereits zum 31. Dezember dieses Jahres gehören die Filialen in Okel, Fahrenhorst, Varrel, Neubruchhausen, Nordwohlde und Engeln der Vergangenheit an. An den Standorten in Bramstedt, Schwarme, Sudweyhe, Seckenhausen, am Ernst-Boden-Platz in Syke sowie an der Dorfstraße in Kirchweyhe gibt es ab 2022 nur noch Automaten, aber kein Personal mehr. Ende 2022 wird auch die Filiale am Ernst-Boden-Platz komplett geschlossen. Ein Jahr später gibt die Sparkasse dann die Standorte Sudweyhe, Seckenhausen und an der Dorfstraße in Kirchweyhe auf. Von der Restrukturierung sind mehr als 7000 Kunden betroffen. Etwa 35 Mitarbeiter der Sparkasse werden auf einen anderen Arbeitsplatz wechseln, aber niemand verliert seinen Job.

Kreissparkasse richtet Firmenkundencenter ein

Mit der „Neuaufstellung“, so Vorstandsmitglied Olaf Meyer-Runnebohm, bündele die Kreissparkasse ihr Beratungsangebot auch für ihre rund 6500 Firmen- und Gewerbekunden. Für sie richtet das Kreditinstitut die Firmenkundencenter „Nord“ mit den Standorten Brinkum und Kirchweyhe sowie „Süd“ mit dem Standort Syke ein. Dort bildeten Teams aus erfahrenen Beratern und Fachleuten für Firmenkredite das gesamte Beratungsspektrum vom einzelnen Jungunternehmer bis zum Mittelständler ab.

Keinen Hehl machten Bratherig und Meyer-Runnebohm daraus, dass die Kreissparkasse Syke wie viele andere Kreditinstitute seit Jahren „deutliche Rückgänge unserer Kerneinnahmen“ hinnehmen müsse – pro Jahr immerhin „mehrere Millionen“. Gleichzeitig seien die Kosten in die Höhe gegangen. Zum Beispiel für notwendige Investitionen unter anderem in die Digitalisierung oder auch für die Gehälter aufgrund gestiegener Tarife.

Kostendruck erfordert Umbau und Ausdünnung der Filialstruktur

„Um unser Eigenkapital zu stärken, müssen wir aber weiter Gewinne machen“, brachte es Bratherig auf den Punkt. Die Konsequenz: Umbau und Ausdünnung der Filialstruktur.

Die Kreissparkasse ist für ihre Kunden über alle Kanäle so gut erreichbar wie nie zuvor.

Sparkassen-Vorstandsmitglied Olaf Meyer-Runnebohm

Sämtliche Kunden der betroffenen Geschäftsstellen habe die Sparkasse mittlerweile per Post über die Entwicklungen informiert, so Meyer-Runnebohm. Immerhin rund zwei Drittel aller Kunden nutzten mittlerweile das Online-Banking, „und die Kreissparkasse ist für ihre Kunden über alle Kanäle so gut erreichbar wie nie zuvor“.

Kreissparkasse Syke beschäftigt rund 650 Mitarbeiter

Mit einer Bilanzsumme von 4,05 Milliarden Euro gehört die Sparkasse Syke zu einer der größeren Sparkassen in Niedersachsen. Sie beschäftigt rund 650 Mitarbeiter in den Städten und Gemeinden Syke, Stuhr, Weyhe, Bassum, Twistringen und Bruchhausen-Vilsen. Im vergangenen Jahr zahlte die Sparkasse 10,6 Millionen Euro Steuern und schüttete rund eine Millionen Euro durch Spenden und Sponsoring für Kunst, Kultur, Sport und Umwelt aus. Und das, so Bratherig und Meyer-Runnebohm, „soll nach Möglichkeit auch so bleiben“.

Die Kreissparkasse Grafschaft Diepholz hatte vergleichbare Restrukturierungsmaßnahmen bereits im Lauf der vergangenen Jahre vollzogen.

Pro und Kontra

Pro-Kommentar von Hans Willms

Abstimmung mit den Füßen

Auf den ersten Blick mag es alles andere als kundenfreundlich sein, wenn sich die Kreissparkasse Syke aus den kleineren Ortschaften wie Okel, Fahrenhorst, Neubruchhausen oder auch Nordwohlde zurückzieht. Doch wer sich mit den Argumenten des Sparkassenvorstands auseinandersetzt, der wird die Entscheidung nachvollziehen können. Wie eigentlich alle Kreditinstitute steht eben auch die Kreissparkasse Syke unter erheblichem Zugzwang. Seit Jahren steigende Kosten und stetig sinkende Erlöse – da muss der Vorstand reagieren.

Der Rückzug aus der Fläche ist natürlich in erster Linie dem wirtschaftlichen Druck geschuldet. Im Grunde genommen aber haben auch die Kunden selbst darüber abgestimmt – mit den Füßen. In den kleinen Filialen lag die Besucherfrequenz zuletzt bei durchschnittlich zwei Kunden pro Stunde. Die meisten von ihnen aber suchten keine Beratung, sondern wollten nur am Automaten Geld abheben oder Kontoauszüge ausdrucken. Dafür braucht es kein qualifiziertes Personal. Rein rechtlich aber ist die Sparkasse gezwungen, jede Filiale mit mindestens zwei Mitarbeitern zu besetzen.

Rund zwei Drittel der mehr als 70 000 Privatkunden wickeln ihre Geschäfte mit der Sparkasse übers Internet ab, Bargeld gibt’s mittlerweile an fast jeder Supermarktkasse – wenn es denn überhaupt noch als Zahlungsmittel genutzt wird. Die Filial-Schließungen sind nicht mehr als eine logische Konsequenz.

Kontra-Kommentar von Sigi Schritt

Lebendigkeit von Vor-Ort-Zentren wird geschwächt

Die Entscheidung der Kreissparkasse Syke, sechs Geschäftsstellen zu schließen und sechs weitere Standorte nur auf einen bloßen Aufstellort für Geldautomaten zu reduzieren, hat eine nicht zu unterschätzende Außenwirkung in Okel, Fahrenhorst, Varrel, Neubruchhausen, Nordwohlde und Engeln. Sie schwächt die Lebendigkeit der Vor-Ort-Zentren. Wer eine Sparkassen-Filiale aufsucht, verbindet meistens den Weg mit einem Einkauf oder einem Besuch bei Menschen in der Nähe.

Sparkassen-Kunden müssen also bald längere Wege in Kauf nehmen. Wer dann mit dem Auto zu einem der zentralen Standorte will, belastet das Klima. Menschen ohne Autos haben sowieso das Nachsehen, weil die ÖPNV-Infrastruktur noch nicht ausreichend ausgebaut ist, um problemlos zu zentralen Standorten zu gelangen. Es soll ja keine Tagesreise werden, für die man Urlaub nehmen muss, um in einer der dann noch verbleibenden 17 Filialen bedient zu werden.

In einer Zeit, in der die Digitalisierung weiter voranschreitet und Mitarbeiter von Kreditinstituten Homeoffice machen, ist die Frage des Standorts von Arbeit eigentlich egal, oder? Warum also alles zentralisieren? Wäre es nicht schön, wenn bestimmte Spezialisten, die zum Beispiel besonders aufwendige Baufinanzierungen erledigen, in Fahrenhorst oder Neubruchhausen stationiert werden? Wer eine großes Mehrfamilienhaus als Millionen-Projekt mit Penthäusern plant, der ist meist jetzt schon viel mit dem Auto unterwegs. Der freut sich womöglich, dass er an den kleinen Sparkassen-Standorten sofort einen Parkplatz bekommt. In Syke muss man schon mal rumkurven.

Ich bin dafür, dass das S-Zeichen nicht aus den kleinen Ortschaften verschwindet. Die Standorte sollten zu Spezialzentren werden. Das übliche Tresengeschäft könnte dann ein Automat erledigen. Und für Grunddienstleistungen, könnte man bestimmte Tage und Zeiten festlegen.

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