Pflanz-Aktion: Syker Wälder im Umbau für mehr Klima-Robustheit

„Für jeden Möbeleinkauf ab 1000 Euro pflanzen wir einen Baum.“ – So lautet das Versprechen des Syker Möbelhauses Wagner Wohnen. Am Donnerstag ließ die Geschäftsleitung diesen Worten Taten folgen: Die beiden Chefs Daniel und Christian Wagner machten sich zusammen mit ihrem Marketingleiter Andreas Rzepka auf in die Westermark, um 500 kleine Kastanien zu pflanzen.
Syke – Für Revierförster Heinz-Dieter Tegtmeier ist diese PR-Aktion nur ein kleines Mosaiksteinchen im großen Gesamtbild. Denn die Syker Wälder befinden sich sozusagen mitten im Umbau. Erst die Trockenheit der vergangenen Jahre, dann der Borkenkäferbefall und schließlich die beiden heftigen Stürme im vergangenen Jahr haben den überwiegenden Nadelholzbeständen, wie sie nach den Herbststürmen der 1970er-Jahre aufgeforstet wurden, stark zugesetzt. Allein der Sturm vom Februar 2022 knickte Bäume in einer Größenordnung von 20 000 Festmetern um.
Die werden jetzt nicht 1:1 ersetzt, sondern die Forstverwaltung pflanzt Arten, die erstens deutlich besser den kommenden Klimaveränderungen angepasst sind und zweitens eine höhere Standfestigkeit haben als die alten Nadelholzbestände.
Wobei: Nadelhölzer wird es auch weiterhin geben. Aber eben nicht mehr als Monokulturen. Und die Fichte, einst bevorzugt, weil sie extrem schnell wächst und daher schnell „erntereif“ ist, wird in den Syker Wäldern gar nicht mehr gepflanzt. Dafür aber zum Beispiel die Weißtanne.
Es kommt auf den Arten-Mix an
Insgesamt ist es aber der Arten-Mix, auf den es ankommt. „Der Wald soll bunter und klimastabiler werden“, bringt Heinz-Dieter Tegtmeier das bildlich auf den Punkt.
Die Esskastanie soll zum Beispiel dafür sorgen. Das ist auch die Art, wie sie Wagner Wohnen jetzt auf einer ausgesuchten Fläche zusammen mit der Forstverwaltung pflanzt. „Die ist nicht mit der Kastanie zu verwechseln, wie sie bei uns überall auf dem Hof steht“, erklärt Forstwirt Hans-Martin-Cohrs. „Das ist eine andere Art, und die sieht auch ganz anders aus.“ Und auch sie wird auf der etwa einen halben Hektar großen Fläche nicht allein gepflanzt. Sondern gemeinsam mit bestimmten Arten von Linden, Buchen und Eichen. „Insgesamt etwa 1500 Pflanzen“, überschlägt Heinz-Dieter Tegtmeier grob.
Der Revierförster erklärt: Um den Wald insgesamt klimarobuster zu bekommen, muss man nicht unbedingt die superexotischen Arten suchen. Eher im Gegenteil. „Wir wollen das Potenzial der harten Hunde nutzen.“
Harte Hunde sind ehemals heimische Arten
Diese harten Hunde sind für ihn Baumarten, die vor der letzten Eiszeit bereits in dieser Gegend heimisch waren, dann vom Eis nach Süden verdrängt wurden und sich nach dem Ende der Eiszeit erneut hier ausgebreitet haben. „Dadurch haben diese Arten bereits ein sehr hohes Maß an Klimaanpassungsfähigkeit bewiesen“, sagt Tegtmeier. Die Stieleiche, die Traubeneiche, den Bergahorn und die Rotbuche zählt er zum Beispiel dazu. Sowie weitere Eichen-, Ulmen-, Ahorn- und Lindenarten. Und noch ein paar mehr.
Die frisch gepflanzten Kastanienbäumchen haben jetzt erst einmal Ruhe. „Erst im dritten Jahr fangen sie an, in die Höhe zu wachsen“, erklärt Forstwirt Hans-Martin Cohrs. Und bis die Neuanpflanzung das erste Mal ausgedünnt wird, dürften schätzungsweise mindestens zehn Jahre vergehen.
Insgesamt 60 000 Bäume pflanzt die Revierförsterei in diesem Jahr. Alle von Hand. Denn die Abstände müssen stimmen. Damit die Bäume genug Platz haben und später auch die Forstarbeiter noch durchkommen. „Die Baumschulen liefern die Pflanzen ab November“, sagt Heinz-Dieter Tegtmeier. „Anfang April wollen wir fertig sein. In vier Wochen kommt bereits die erste Trockenphase.“