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Syke – Weißt du noch, damals? Dieser lauschige Sommerabend im Juli? – Es war Oktober! Eiskalt! Und hat geschüttet wie aus Kübeln... Ein bisschen wie in diesem alten Sketch ist es, wenn Brigitte Haase, Johannes Huljus und Gerhard Thiel gemeinsam in die Vergangenheit blicken. Wenn sie erzählen, wie alles gekommen ist. Wie der Verein Rund ums Syker Rathaus gegründet wurde. Und wie er aus der Ruine Waldstraße 3 das Café Alte Posthalterei gemacht hat. Zehn Jahre ist das jetzt her.
Wenn sie davon erzählen, ergänzen Haase, Huljus, Thiel sich gegenseitig. Korrigieren, was der eine durcheinandergekriegt hat. Und garantiert fällt einem immer noch was ein, was der andere gerade ausgelassen hat. Teilweise mitten im Satz. Immer freundschaftlich, liebevoll, mit einem Necken, einem Augenzwinkern.
Eigentlich wollen sie nur sagen: Das Café Alte Posthalterei hat gerade seinen zehnten Geburtstag, und deshalb gibt es eine neue Fotoausstellung. Der erste Teil im Café zeigt die Sanierungsarbeiten. Der zweite Teil im Spieker, was der Verein sonst noch alles so gemacht hat.
„Aber das war ja nicht der Anfang“, sagt Huljus mit Blick auf das Café. Und dann erzählen die Drei die Vorgeschichte:
1997 ist der Verein gegründet worden. Haase: „Von sieben Leuten aus dem Rat.“ Damals gab es Zank um die Alte Posthalterei. Drei Gebäude gehören zu diesem historischen Ensemble: Die Adressen Nienburger Straße 5, Waldstraße 1 und Waldstraße 3. „Alle drei waren damals in einem Zustand, der eine Nutzung eigentlich nicht mehr erlaubte“, sagt Thiel. „Die Nienburger Straße 5 sollte plattgemacht werden. Da sollte ein Parkplatz hin.“ Sieben Ratsmitglieder hatten so energisch etwas dagegen, dass sie den Verein gründeten. Mit dem Ziel, das Gebäude zu erhalten. „Rund ums Syker Rathaus“ war geboren. Und Brigitte Haase wurde Gründungsvorsitzende.
In Gerhard Thiel – damals Leiter der Volkshochschule – fand der Verein einen wichtigen Verbündeten. „In der Nienburger Straße 5 saß Hermann Greve mit seinem Stadtarchiv. Die VHS war im Rathauskeller. Wir haben dann mit Stadtdirektor Rudolf Frenken einen Tausch vereinbart: Das Archiv zieht in den Keller und wir in die Nienburger Straße 5 – und die VHS, also der Landkreis, übernimmt die Kosten für die Renovierung.“
Erst bei diesen Verhandlungen habe sich herausgestellt, dass zur Nienburger Straße 5 auch die beiden anderen Gebäude gehörten und eine Einheit bildeten. Dem Verein war daraufhin klar, dass er auch die erhalten wollte.
Bei der Waldstraße 1 war das ein bisschen kompliziert: Zuerst hatte die Sparkasse das Haus von der Stadt gekauft, die Sanierung übernommen und es dann an die Stadt zurückvermietet. Eine Wahl und eine Verwaltungsreform später kaufte die Stadt es dann zurück und übertrug die Nutzung an die VHS. Der gehört es heute immer noch, alleiniger Nutzer ist aber derzeit die Stadt.
Die Waldstraße 3 schien dagegen ein aussichtsloser Fall zu sein. „Was wollt ihr denn mit der Schabracke?“ sei damals die meistgestellte Frage gewesen, erinnert sich Thiel. 2005 sei das gewesen.
Johannes Huljus – damals noch Forstdirektor – war da gerade von einem längeren beruflichen Aufenthalt in Indonesien nach Syke zurückgekehrt und hatte Brigitte Haase als Vorsitzender beerbt. „Nienburger Straße 5 und Waldstraße 1 waren da schon renoviert. Die Waldstraße 3 sollte abgerissen werden, um den Rathaus-Parkplatz zu erweitern.“ Keine abwegige Idee, denn das Haus war praktisch abbruchreif. 2008 hatte die VHS dann erneut Bedarf an Räumen. „Ich saß bei Gerd Thiel immer auf dem Schoß und hab gesagt: Können wir nicht? Wollen wir nicht?“, erzählt Huljus. Die VHS wollte.
Der entscheidende Faktor war das Geld: Es gab eine offizielle Schätzung der Stadt, laut der die Renovierung des Gebäudes mindestens 800 .000 Euro kosten sollte. „Wir konnten eine glaubwürdige Kalkulation vorlegen, dass wir es für 312.000 Euro könnten“, sagt Huljus. Daraufhin beschloss der Syker Rat, die Hälfte dieser Summe zuzuschießen, wenn der Verein die andere aufbringt. Das tat er mit 100.000 Euro von der VHS und dem Rest in Eigenleistung. Sprich: Durch die Arbeit der legendären „rüstigen Rentnergang“, die Bernd Brümmer damals auf die Beine stellte. Die Stadt schloss einen Nutzungsvertrag über 30 Jahre mit der VHS, der Verein wurde bei der VHS quasi Untermieter und betrieb das Café.
„Wir hätten nie gedacht, dass es sich so gut als Kulturcafé etablieren würde, sagt Huljus jetzt, zehn Jahre später. Und zehn Jahre weiter? „Ist im Verein die nächste Generation dran“, sagt Thiel. Huljus ist zuversichtlich: „Es gibt Leute! Es sind welche da!“