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Das Auge der Ordnungshüter: Ein Flug mit der Polizei-Hubschrauberstaffel

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Von: Gregor Hühne

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Hubschrauberstaffel der Polizei: (v.l.) Pilot Uwe Horstmann, Operator Jannick Lampe und Pilotin Kirsten Böning vor einer EC-135.
Hubschrauberstaffel der Polizei: (v.l.) Pilot Uwe Horstmann, Operator Jannik Lampe und Pilotin Kirsten Böning vor einer EC-135. © Gregor Hühne

Die Kreiszeitung hat die Hubschrauber-Staffel der Landespolizei Niedersachsen begleitet. Mehr als 1000 Einsätze absolviert sie jährlich.

Landkreis/Niedersachsen – „Öldruck ist gut, Pitch geht runter, Rotordrehzahl 97 Prozent, Pedale leichtgängig, Engine ninety percent, Engines in flight!“ Pilotin Kirsten Böning startet den Polizeihubschrauber in Rastede bei Oldenburg für den nächsten Einsatz.

Polizei Diepholz hat die Hubschrauberstaffel der Landespolizei 2022 insgesamt 55-mal angefordert

55-mal hat die Polizei im Landkreis Diepholz im vergangenen Jahr die Hubschrauberstaffel der Landespolizei Niedersachsen angefordert. „Das ist ganz weit vorn“, sagt Böning. Nur Hannover, Nienburg und Hildesheim zählten mehr Anfragen. Hauptsächlich geht es bei den Einsätzen für das fliegende Auge um die Suche nach vermissten Personen (44 Prozent) sowie um die Fahndung nach Fahrzeugen und Personen (35 Prozent).

Weitere Aufgaben der Heli-Staffel sind: Aufklären, Beobachten, Informieren, Peilen, Luftbilder und Videoaufnahmen anfertigen, Lautsprecherdurchsagen, Ausleuchten, der Transport von Spezialeinheiten und relativ neu das Löschen von Flächen- und Waldbränden aus der Luft.

Stützpunkt: Der Polizei-Tower in Rastede beobachtet jeden Flugeinsatz.
Stützpunkt: Der Polizei-Tower in Rastede beobachtet jeden Flugeinsatz. © Hühne, Gregor

Heute steht eine Gewässerüberwachung an – ein Routineflug. Die Behördenleitung in Hannover erlaubt der Kreiszeitung, dabei zu sein. „Alle sechs Wochen bekommt die Wasserschutzpolizei eine Stunde von unserer Flugzeit“, sagt Böning. Sie hat mehr als 700 Flugstunden hinter sich und ist die erste und bislang einzige Frau im Cockpit der Landespolizei.

„Fliegbare Wetterbedingungen“, meldet Operator Jannik Lampe. Nebel und starke Winde können einem Start im Wege stehen. Der Kommissar bedient die Aufklärungstechnik während des Flugs. So holt er aus mehr als sechs Kilometern Entfernung Wärmequellen mit einer entsprechenden Kamera auf den Bildschirm. Auf zwei Kilometer Entfernung liefert die Technik gestochen scharfe Bilder.

Der Hubschrauber der Drei-Tonnen-Klasse, mit dem wir fliegen, wird je nach Mission ausgestattet. Neben einer Polizeifunk- und einer Lautsprecheranlage verfügt der Heli zudem über Suchscheinwerfer und moderne Kameratechnik, die auch tagsüber die geringsten Temperaturunterschiede sichtbar macht.

Flughöhe: 1500 Fuß (rund 500 Meter).
Flughöhe: 1500 Fuß (rund 500 Meter). © Hühne, Gregor

Der Polizei-Hubschrauber in Rastede vom Typ EC-135 wurde im Jahr 2015 an die Staffel übergeben. Die Landespolizei verfügt über insgesamt vier unterschiedliche Helis. Einer ist in Rastede stationiert und einer in Hannover, wo zudem eine Reservemaschine steht. Ein vierter Heli befindet sich in einer Instandhaltungswerft zur Jahreswartung, die gut zwei bis drei Monate dauert.

Länderübergreifende Zusammenarbeit ist möglich

Die Staffel erhielt 1461 Einsatzanforderungen aus Niedersachsen im Jahr 2022. Rund 20 Prozent der Flüge mussten aber wegen unpassender Wetterbedingungen abgesagt werden. Bei parallelen Anforderungen priorisiere die Staffel nach Dringlichkeit. Dabei gehen laut Böning Sofortlagen immer vor geplanten Flügen. Manchmal fehlen jedoch Anhaltspunkte, dann starte der Heli nicht. Ein Beispiel sei, wenn ein Banküberfall zwei Stunden her ist und es keine Hinweise auf die Fluchtrichtung gibt.

„Unsere Polizeihubschrauberstaffel ist in der Vergangenheit schon mehrfach auch bei uns im Landkreis im Einsatz gewesen“, sagt Polizeisprecher Thomas Gissing. Überwiegend seien das die Suche nach Senioren und Kleinkindern gewesen. In wenigen Fällen sei mit dem Polizeihubschrauber auch nach flüchtigen Straftätern gefahndet worden, beispielsweise nach Tankstellenüberfällen oder Einbrüchen.

Dabei ist die länderübergreifende Zusammenarbeit möglich. Die Staffel hat eine Kooperation mit Hamburg und der Bundespolizei. Bremen, das keine Hubschrauber habe, könne über das Landesinnenministerium die Niedersachsen um Hilfe bitten. „Das passiert sehr selten“, so Böning.

Heli-Kameras verfolgen das Geschehen.
Heli-Kameras verfolgen das Geschehen. © Hühne, Gregor

Die Verfolgung von Verdächtigen endet zudem nicht an der deutschen Grenze. „Wir dürfen im Rahmen der Nacheile in die Niederlande rüber fliegen“, erklärt Böning. Ein Staatsvertrag regele die Details, sodass die Beamten im Nachbarland dienstlich tätig werden dürfen. Der limitierende Faktor bei solchen Einsätzen sei im Grunde nur die Funkverbindung, die irgendwann abreiße.

Die Staffel in Rastede umfasst 15 Mitarbeiter und besteht seit 1985 an diesem Standort. Gegründet wurde sie 1976 in Oldenburg. Die Helis können binnen 30 Minuten jeden Ort in Niedersachsen erreichen. Die Besatzung besteht meist aus zwei Piloten und einem Operator. Optional sitzt ein Flugtechniker anstelle eines zweiten Piloten im Cockpit. Der vierte Platz sei für Kollegen vorgesehen, bleibt jedoch meist frei.

In einer Art Kofferraum im Heli ist Platz für Ausrüstung wie Rettungswesten. Die muss die Besatzung vor Gewässerflügen wie über die Nordsee anlegen. „Für den Fall einer Notwasserung“, erklärt Böning. Dass der Heli aus technischen Gründen abstürzt, sei jedoch sehr unwahrscheinlich.

Gefahren für die Hubschrauberpiloten: Vogelschlag und Laserpointer

Die größten Gefahren für die Besatzung des Polizei-Helis gehen von anderen Luftfahrzeugen aus – und von Vogelschlag. Einmal sei eine Möwe während des Flugs durch die Scheibe des Cockpits geschlagen. „Da war alles voll Federn und Blut“, erinnert sich Uwe Horstmann, der seit 2002 bei der Staffel ist.

Auch vom Boden aus lauern Gefahren. Während der Zeit der Castor-Transporte hätten Aktivisten den Heli mit Laserpointern anvisiert. Da sei Horstmann dann ohne Scheinwerfer geflogen, um sich nicht zum Ziel zu machen. Einmal habe ein Bauer einen älteren Polizei-Hubschrauber sogar mit einer Schrotflinte beschossen, berichtet Horstmann: „Nach der Landung sahen die Kollegen, dass er hinten traf.“

Im Laderaum steckt Spezialausrüstung.
Im Laderaum steckt Spezialausrüstung. © Hühne, Gregor

In den Jahren habe sich vieles bei der Staffel geändert. So sei die reine Beförderung von Personen „sehr selten geworden“, sagt Böning. Das sei vor ihrer Zeit bei der Staffel anders gewesen.

Im Landkreis Diepholz ist die Polizei froh über die Hilfe der fliegenden Kollegen. „Grundsätzlich unterstützt uns die Staffel bei allen Einsätzen, wo wir ein Auge aus der Luft brauchen“, sagt Thomas Gissing. Im Zweifel auch bei Katastrophen und größeren Schadenslagen, was „zum Glück“ noch nicht nötig war.

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