„Viel Grün, alles bewegt sich“

Sulingen - Gäste von einem anderen Kontinent empfängt der Sulinger Bürgermeister nicht alle Tage im Rathaus: Die Klimascouts aus der Namib High School in Swakopmund, Namibia, und ihre deutschen „Kollegen“ vom Gymnasium Sulingen sind am Mittwochnachmittag zu Gast. Angesichts fast schon afrikanischer Temperaturen im Mittelzentrum erkundigt sich Dirk Rauschkolb, wie warm es wohl gerade in Swakopmund ist. „Heute wohl um die 14 Grad Celsius“, schätzt Anja Smit. „14?!“, entfährt es dem Bürgermeister. „Ja. Es ist Winter.“
Anja Smit begleitet die fünf Jugendlichen im Alter von 15 und 16 Jahren bei ihrem knapp zweiwöchigen Deutschlandaufenthalt. Sie unterrichtet Englisch und Mathematik an der Namib High School. „Und sie ist die Leiterin des Sonnenkinderprojektes in Namibia“, ergänzt Arthur Rohlfing, der Vorsitzende und Gründer des gleichnamigen Vereins mit Sitz in Schwaförden. Auf seine Initiative hin wurde 2014 der Austausch zwischen den beiden Schulen ins Leben gerufen, auf Sulinger Seite betreut Margot Wilhelmi die Klimascouts am Gymnasium. Gymnasiast Finn Chorus reiste 2014 zu einem Klimaworkshop nach Swakopmund, 2015 begleiteten ihn vier weitere Klimascouts dorthin. „Das ist jetzt der erste Gegenbesuch“, freut sich Rohlfing. Bei der Ankunft der jungen Afrikaner am Montag habe er in ziemlich müde Gesichter gesehen, „aber mittlerweile scheinen sie sich akklimatisiert zu haben.“
Das ist gut, denn der Bürgermeister stellt ihnen Sulingen per Powerpointpräsentation vor – auf Deutsch, das die High-School-Schüler bis zu einem gewissen Grad verstehen. Anja Smit übersetzt, wo erforderlich, ins Englische, auf das Dirk Rauschkolb zwischendurch auch zurückgreift. Er schlägt den Bogen von örtlichen Behörden und Kinderbetreuungseinrichtungen über die aktuelle Krankenhaus-Diskussion bis zu Freizeitangeboten und Einkaufsmöglichkeiten. Da empfiehlt er, augenzwinkernd, „Shopping on the Long Street“. Auch auf das Thema das Austauschs, den Klimaschutz, geht er ein. Lang sei es her, dass Sulingen den Deutschen Solarpreis gewann, aber der Slogan „Stadt voller Energie“ habe nach wie vor Bedeutung. Im Zuge des Atomausstieges passiere der Ausgleich durch die Nutzung regenerativer Energie im ländlichen Raum, im Sulinger Land seien da „markante Anlagen zu sehen“. Die Moor-Renaturierung durch Wiedervernässung nannte Rauschkolb „mit das größte Projekt, was man als Kommune im Klimaschutz leisten kann. Wir hoffen, hier im Rahmen der Flurbereinigung einiges zu erreichen.“
Eine Fahrt zu den „Moorwelten“ nach Ströhen zählt zum umfangreichen Programm der Klimascouts, die in den Familien von Gymnasiasten untergebracht sind, ebenso ein Besuch im Klimahaus in Bremerhaven, einer im Waldpädagogikzentrum Hahnhorst in Schwaförden.
Was fällt in Deutschland besonders ins Auge? „Alles scheint viel größer zu sein, vor allem die Häuser in Frankfurt, wo wir gelandet sind. Und es gibt so viel Grün – bei uns ist das nicht so“, sagt Taamba Katumbo (16). Außerdem hat er festgestellt: „Jeder hier ist immer unterwegs. Alles bewegt sich – es ist wie eine Fabrik.“ Auch das Essen unterscheide sich deutlich, „vor allem das Fleisch, es schmeckt... anders. Wenn möglich nehmen wir Hühnchen, das ist dann o.k.“
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