Sulinger Stadttheater: Eine folgenschwere Entscheidung

Sulingen – Mit einem schier nicht enden wollenden Schlussbeifall forderte das Publikum am Samstag im fast ausverkauften Sulinger Stadttheater die Darsteller immer wieder auf die Bühne. Auslöser der Begeisterung war die Aufführung der Komödie „Das Brautkleid“ von Stefan Vögel.
Nicht nur das edle Kleidungsstück war spitzenbesetzt, auch die Besetzung der Rollen war Spitze: Judith Richter als Braut Juliane, die zu Beginn der Hochzeitsnacht noch das Designerprodukt von „Lafarge“ trägt, das ihr der frisch gebackene Ehemann Philipp (Jan Sosniok) vor lauter Wollust am liebsten vom Leib reißen möchte, weil der Reißverschluss klemmt. Doch das weiß Juliane zu verhindern, sie möchte es unversehrt aufbewahren, und schließlich hat das Kleid 8000 Euro gekostet. Der Preis kippt beim Finanzcontroller Philipp die Stimmung, ein Wort gibt das andere, Juliane schlägt die Schlafzimmertür zu und Philipp nächtigt auf dem Sofa.
Zuvor allerdings hat er noch eine Whiskyflasche geleert und das Brautkleid bei Ebay zum Verkauf eingestellt: Sofortkauf, ohne Mindestgebot, Versandkosten trägt der Verkäufer. Die Kellnerin Elke (Florence Matousek) will in wenigen Wochen heiraten, ist noch wach und schlägt zu. Für einen Euro erwirbt sie das teure Stück.

Am nächsten Morgen sind bei Philipp der Kater und die Reue groß, doch der Kauf ist rechtsgültig. Juliane will ihr Brautkleid aber um jeden Preis zurückhaben und macht sich auf den Weg zur geschäftstüchtigen Elke, die ihr das Kleid für 10000 Euro zurückverkauft. Währenddessen trifft Philipp Elkes Verlobten Roland (Maximilian Laprell), einem grundehrlichen, etwas lauten Tischler, der sein Glück nicht mit dem Unglück anderer beginnen will. Er storniert das Geschäft und schenkt Philipp das von seiner Frau bereits zurückgekaufte Kleid, verknüpft mit der Tischlerweisheit: “Im Suff nur planen, niemals sägen!“ Der Irrweg des Kleides ist damit aber noch nicht beendet, er führt weiter und endet schließlich in Venedig, wo Juliane zu der Erkenntnis gelangt: „Niemals wieder ein Brautkleid mit Reißverschluss.“
Die Komödie mit vielen hübschen Wendungen und witzigen Dialogen zeigt, dass zu starkes ökonomisches Denken des Geschäftsmannes Philipp und der verschlagenen Elke die jeweiligen Beziehungen belastet und der Romantik den Garaus machen kann. In der Ankündigung war ja auch von einer „unromantischen Komödie“ die Rede. Elke und Roland sprechen bayrisch, schließlich ist es auch eine Aufführung der „Komödie am bayerischen Hof“, die das Stück 2022 uraufgeführt hat.
Bühnenbildner Thomas Pekny hat die beiden Wohnungen nebeneinander platziert und auf Rollen gesetzt. So konnte der jeweilige Spielort je nach Bedarf von den Darstellern in die richtige Position gedreht werden. Häufig spendete das Publikum Szenenapplaus, auch der schwarz gekleideten Bühnenarbeiterin, die Regisseur René Heinersdorff als „Running Gag“ immer wieder einmal mit unbewegter Miene irgendwelche Utensilien auf die Bühne bringen ließ.