Den Menschen im Sulinger Land einfach mal „Danke“ sagen

Sulingen / Affinghausen – Wenn sich Menschen an ihre Lokalzeitung wenden, geht es ihnen oft darum, auf einen Missstand aufmerksam zu machen. Nicht so Tinashe Chifamba aus Sulingen: Ihm ist es ein Anliegen, „Danke“ zu sagen für die Unterstützung, die seiner Familie und ihm zuteilwurde.
„Wenn die Dinge auf außergewöhnliche Weise erledigt werden, wenn alles in Harmonie funktioniert, nimmt sich niemand wirklich die Zeit, dies zu würdigen“, hat der 36-Jährige beobachtet. Man neige dazu zu vergessen, dass es verantwortungsbewusste und engagierte Personen gibt, die unermüdlich daran arbeiten. „Ich habe in einer ganzen Reihe von Gemeinschaften gesehen, dass Menschen gerne Alarm schlagen, wenn etwas Negatives passiert, egal wie klein – wir haben das Beschweren als Wertschätzung normalisiert.“
Tinashe Chifamba möchte jedoch ausdrücklich seine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen: „Wir hatten ein erstaunliches Team, das uns bei der Integration geholfen hat, bestehend aus meinen zwei von Gott gegebenen Betreuern, den Nachbarn und den Sozialarbeitern.“
Im August 2017 seien er und seine Frau Monica Pamire Chifamba (39 Jahre) mit den damals zwei Kindern aus Simbabwe nach Deutschland gekommen. Nach einem halben Jahr in einem Flüchtlingslager seien sie im Januar 2018 nach Affinghausen gekommen. Das Paar habe sich zunächst gedacht: „Was machen wir mit unserem Leben in einem so abgelegenen kleinen Dorf?“ Sie hätten sich gefragt, wie lange es brauchen werde, bis sie sich integriert hätten, und die begrenzten Verkehrsverbindungen hätten ihnen Sorge bereitet. „Einen Moment lang waren meine Frau und ich ziemlich gestresst und deprimiert, als wir versuchten zu kalkulieren, wie die Zukunft aussehen wird“, erinnert er sich.
Das habe sich aber rasch gelegt, und verantwortlich dafür seien vor allem die beiden ehrenamtlichen Betreuer Dieter Warnecke und Hermann Stühring gewesen, aber auch zunächst Yvonne Rademacher von der Samtgemeinde Schwaförden und später Andreas Fischer von der Stadt Sulingen, nicht zu vergessen Frank Wenker vom „Taff“ in Sulingen. Nachbar Walter Delekat habe beispielsweise das Verkehrsproblem gelöst, indem er ihn zum ZOB mit nach Sulingen genommen und von dort wieder nach Affinghausen gebracht habe. Eine große Hilfe seien die beiden Betreuer auch gewesen, als im Juli 2019 der Umzug nach Sulingen anstand. „Wir melden uns immer noch bei ihnen, und sie besuchen uns hier“, berichtet Tinashe Chifamba.
Auch beruflich musste sich das Paar neu orientieren. In der alten Heimat habe er Arbeitssicherheit studiert und im Bergbau gearbeitet, während seine Frau ausgebildete Bankkauffrau sei. Entsprechende Stellen hätten beide hier jedoch nicht gefunden, auch aufgrund der Sprachkenntnisse. Deswegen hätten sie sich überlegt, in welchem Beruf sie dauerhaft gebraucht würden. So seien sie auf die Ausbildung zu examinierte Gesundheits- und Krankenpflegekräften gekommen, die sie Anfang 2019 beim Klinikverbund Landkreis Diepholz aufgenommen hätten. Besonders hervorheben möchte Tinashe Chifamba dabei Lehrerin Dörte Bruns-Nageler: „Sie ist eine tolle Frau, die es geschafft hat, dass wir in kurzer Zeit viel gelernt haben.“ Gerade zu Anfang sei es schwierig gewesen mit der deutschen Sprache, aber die Lehrkraft habe den Unterricht an ihre Stärken angepasst.
Während der dreijährigen Ausbildung kam auch das dritte Kind des Paares zur Welt. Von den Arbeitsblättern aus dem Unterricht habe er ihr ein Exemplar ins Krankenhaus gebracht, und sie habe nach der Geburt nur drei Monate die Ausbildung pausiert, berichtet Tinashe Chifamba. Zudem hätten beide parallel zur Ausbildung – mit Unterstützung der Agentur für Arbeit – den Führerschein erworben, denn alleine mit dem Bus sei es kaum möglich gewesen, rechtzeitig zur Pflegeschule nach Syke und wieder nach Hause zu kommen.
Mit Erfolg schlossen beide im vergangenen Jahr die Ausbildung ab – und ließen sich zur Feier des Tages in Abschlussroben und passenden Kopfbedeckungen ablichten. Inzwischen arbeitet Monica Pamire Chifamba in der Klinik Sulingen, während ihr Mann in einer Einrichtung in Stolzenau tätig ist. Im neuen Beruf fühle er sich „definitiv wohl“, bekräftigt er: „Man braucht nur ein großes Herz, dann geht alles.“ Das Ziel sei nun, einige Jahre Berufserfahrung zu sammeln, um sich dann mit einem ambulanten Pflegedienst selbstständig zu machen.
Die Selbstständigkeit sei wichtig, um mehr Zeit für die Kinder, inzwischen 15, acht und zwei Jahre alt, zu haben. Der Älteste besuche das Gymnasium und spiele gerne Basketball, und sein jüngerer Bruder sei auf der Grundschule und begeisterter Fußballer. Die ganze Familie fühle sich hier wohl, betont Tinashe Chifamba, „mein Herz ist hier.“
„Der Anfang war schwierig, aber wenn man ein Ziel hat, ist alles möglich“, ist er überzeugt. Er habe so viel Respekt für die oben genannten Menschen: „Sie sind uns entgegengekommen und haben uns geholfen, selbst wenn wir uns nicht richtig auf Deutsch ausdrücken konnten.“ Es habe kein einziges Mal gegeben, dass er sich in diesen Büros rassistisch diskriminiert gefühlt habe, betont er: „Meine Familie und ich wurden mit absolutem Respekt behandelt, und das hat unser Selbstvertrauen gestärkt. Jede einzelne Begegnung hat zum Guten beigetragen, um dort zu sein, wo wir heute sind“, lautet das Fazit von Tinashe Chifamba. „Danke Sulingen, Danke Deutschland!“