- 0 Kommentare
-
Feedback
schließen
- Weitere
Sulingen – Das dickste „Geschenk“ bekam Familie Hansing kurz vor Weihnachten in die Sulinger Ortschaft Labbus geliefert – per Lkw und, glücklicherweise, Gabelstapler: Circa 1,5 Tonnen schwer, 145 Zentimeter breit und 40 Zentimeter tief ist der neue Läuferstein für den Galerieholländer, den die Mitglieder des Mühlenvereins Labbus, mit Unterstützung vieler Sponsoren, aufwendig restaurieren. Am Samstag sollte das Herzstück der historischen Windmühle eingesetzt und in Aktion getestet werden.
Der Stein, dessen Kosten in Höhe von 3 500 Euro die Volksbank Stiftung Sulingen übernommen hat, ist sozusagen eine Maßanfertigung, die für unterschiedliche Mahlgrade geeignet ist – aus Quarz und Schmirgel gegossen von den Fachkräften der Molensteen Makerij Hans Titulaer aus Malden (bei Nijmegen), erläutert Aileen Hansing, die mit Ehemann Helmut, ihren Söhnen Nils und Alexander sowie Vereinsmitglied Jannik Westermann im Einsatz ist. Da ist der Läuferstein aus den Niederlanden bereits aufgerichtet und „wie so ein Käse durch die Mühle gerollt“ worden, beschreibt es Helmut Hansing schmunzelnd. „Heute Morgen haben wir ihn auf die Seite gelegt, dann mussten die Metalllager eingegipst werden, die hinterher in der Balancierhaue drin liegen.“
Jetzt wird der 1,5-Tonnen-Koloss am mühleneigenen „Steinkran“ Runde um Runde gedreht, um ihn anzuheben. Das ungewöhnliche „Zirkeltraining“ kostet Jannik Westermann, Aileen und Helmut Hansing doch eine gewisse Anstrengung. Nicht nur der Stein, auch das Gewinde des Steinkrans bewegt sich nach oben. In die niedrige Holzdecke hat an der Stelle praktischerweise jemand ein Loch gebohrt – das bestimmt schon vor hundert Jahren, schätzt Helmut Hansing. „Es ist immer wieder auffallend, wie durchdacht alles ist“, stellt Aileen Hansing fest, die Windmühlentechnik ist ausgefeilt, über viele Generationen weiterentwickelt worden. „Man sucht ein Werkzeug und findet es genau an der Stelle, wo man es braucht“, ergänzt Jannik Westermann.
Es dauert, bis der Läuferstein, teils unter „Hindernissen“ wie Trichtern an der Decke hindurch, zu seinem Bestimmungsort bugsiert und auf die Balancierhaue gesetzt ist. Nach der Mittagspause wird er mit der von Vereinsmitgliedern originalgetreu nachgebauten „Bütt“, der Holzumrandung, verkleidet, und so langsam steigt die Spannung: Der Elektromotor im Keller bringt den Mühlstein in Rotation, der es beim ersten Mahlgang mit 400 Kilogramm Weizen zu tun bekommt. Es läuft naturgemäß nicht reibungs-, aber problemlos: Nach dem Sieben per Hand freuen sich Hansings und Jannik Westermann, wie fein das Mehl schon nach einem Mahlgang ist.
„Es steht ganz oben auf der To-do-Liste, dass hier wieder mit Windkraft gemahlen werden kann“, betont Helmut Hansing. Die Bauphase, in der die Flügel an der Mühlenkappe montiert werden und die Galerie, die zum Bedienen dieser Jalousieflügel und der Bremse dient, angebaut wird, soll bald in Angriff genommen werden. „Es sieht so aus, dass wir die Finanzierung jetzt gerade stehen haben“, nennt Hansing den Wasserstand. „Für die Galerie müssen wir wahrscheinlich eine Baugenehmigung beantragen. Geplant ist auf jeden Fall, dass die Bauarbeiten in diesem Jahr losgehen – und vielleicht können wir sie in der zweiten Jahreshälfte abschließen.“
Detaillierte Informationen und Videos zum Restaurierungsprojekt des Mühlenvereins Labbus, zur Technik und zur Geschichte der Galerieholländer-Windmühle finden sich auf der Vereinshomepage: labbusmuehle.de.