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Nordsulingen / Siedenburg – Seit Anfang November dürfen Gaststätten, Restaurants und Cafés wieder keine Gäste mehr vor Ort bewirten. Einzig der Außer-Haus-Verkauf bleibt ihnen aktuell als Alternative – doch diese Alternative kommt nicht für alle Betriebe in Betracht.
Bereits im März nach der ersten Schließung der gastronomischen Betriebe führte das Restaurant Dahlskamp in Nordsulingen den Außer-Haus-Verkauf ein, sowohl als Lieferservice als auch für Selbstabholer. „Wir haben erst einmal Transportkisten beschafft, in denen das Essen heiß bleibt“, berichtet Inhaberin Inge Hertzer. Eine eigene Speisekarte dafür wurde entwickelt mit Gerichten, die einerseits bei den Gästen gut ankommen und andererseits auch nicht allzu viel Zeit für die Vorbereitung benötigen.
Ab 11 Uhr liefern zwei Fahrerinnen die bestellten Mahlzeiten in Sulingen aus. Jede Kiste enthält für das Tagesgericht Vorsuppe, Hauptgericht und Dessert; die vollen Kisten werden vor der Wohnung abgestellt und dafür die leeren vom Vortag wieder mitgenommen. Gut 20 Essen werden so täglich ausgeliefert, und inzwischen führt das Restaurant dafür eine Warteliste. Die Bezahlung erfolgt monatlich per Rechnung: Manche Kunden nutzen das Angebot nur an bestimmten Tagen, andere lassen sich die ganze Woche über beliefern.
Außer-Haus-Verkauf erfordert viel Organisation
Zusätzlich können Gäste zwischen 11.30 und 13.30 Uhr die bestellten Gerichte von der Tageskarte, der Außer-Haus-Karte oder der Saisonkarte abholen. „Das erfordert ganz viel Organisation“, so die Inhaberin: Gewünscht sei, dass die Kunden ihre Bestellung bereits am Vortag aufgeben, aber manche riefen auch erst am Vormittag oder sogar in der Mittagszeit an.
Zwischen 30 und 40 Mittagessen fänden so den Weg zum Gast, wobei vor allem Schnitzelgerichte gut ankämen. Abends von 17.30 bis 21 Uhr können ebenfalls Bestellungen abgeholt werden, aber das sei am Wochenende stärker frequentiert.
„Der Außer-Haus-Verkauf ist nicht die wirtschaftliche Rettung“, räumt Inge Hertzer ein, dafür stünden andere Aspekte im Vordergrund: „Wir wollten niemanden entlassen, um unsere Fachkräfte nicht zu verlieren für die Zeit, wenn wir wieder regulär öffnen dürfen.“ So seien alle Mitarbeiter in Kurzarbeit; im Einsatz seien jeweils zwei Mitarbeiter in der Küche und neben ihr eine weitere Mitarbeiterin an der Ausgabe.
Vor allem aber behalte man so den Kontakt zu den Kunden – „das ist uns ganz wichtig; wenn man zumacht, wird man vergessen.“ Vor allem aber komme ganz viel Dankbarkeit wieder zurück, „das baut uns wieder auf.“
Auch Zulieferer leiden unter der Situation
Die Situation sei nicht einfach, deswegen sei es toll, dass die Gäste mit ihren Bestellungen unterstützten, um die Betriebe vor Ort zu erhalten. Das Restaurant Dahlskamp sei glücklicherweise im eigenen Gebäude, aber „mir tun die Kollegen leid, die auch noch Pacht bezahlen müssen.“ Auch die ganzen Zulieferer litten unter der Situation, etwa Getränkelieferanten oder Serviettenhersteller.
Ein weiteres Problem für die Betriebe: „Die versprochene Hilfe vom Staat ist noch nicht da.“ Erst Ende November hätten die Anträge gestellt werden können, das Geld werde in Raten ausgezahlt, und von den 75 Prozent des Umsatzes gebe es viele Abzüge, unter anderem für Kurzarbeitergeld. „Und den Steuerberater, der das alles einreicht, muss ich auch noch bezahlen.“
Gänzlich auf ein Außer-Haus-Angebot verzichtet dagegen das Deutsche Haus in Siedenburg. „Wir lassen das Haus komplett zu“, sagt Inhaber Manfred Block. Als Landgaststätte sei ohnehin nur am Wochenende mit Zuspruch zu rechnen, aber „das lohnt sich nicht, und der Aufwand ist zu groß.“ Die Mitarbeiter seien in Kurzarbeit, man habe nicht so große Kosten und die Überbrückungshilfe sei zugesagt. „Wir werden das irgendwie packen“, ist sich Manfred Block sicher.
Inge Hertzer ist dagegen nur vorsichtig optimistisch: „Wir warten alle, dass die Zeit vorbeigeht und die Menschen zumindest wieder essen gehen können.“ Große Feiern werde es wohl so bald nicht wieder geben, aber auf Dauer könnten den Lockdown viele Betriebe nicht durchhalten.