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Science-Fiction-Preis: Cora Buhlert auf der Jagd nach der silbernen Rakete

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Von: Andreas Hapke

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Cora Buhlert mit der Einladung zum Hugo-Award 2021, bei dem sie Zweite wurde. In diesem Jahr möchte sie einen Platz nach oben klettern.
Cora Buhlert mit der Einladung zum Hugo-Award 2021, bei dem sie Zweite wurde. In diesem Jahr möchte sie einen Platz nach oben klettern. © Andreas Hapke

Die Seckenhauserin Cora Buhlert will in diesem Jahr den Hugo Award, den begehrten Science-Fiction-Preis, gewinnen. Es ist bereits ihre dritte Nominierung. Sie hat sich mit ihren Rezensionen, Essays und Artikeln zum Thema Science Fiction und Fantasy dafür qualifiziert. 

Seckenhausen – Eine Pandemie, gefolgt von einem Krieg auf europäischem Boden – wie geschaffen als Themen für die Science-Fiction-Fraktion unter den Schriftstellern, möchte man meinen. Doch dem ist nicht so. „Diese Dinge sind zurzeit zu nah an den Menschen dran. Das wollen die Leute nicht lesen“, sagt Cora Buhlert. Sie muss es wissen. Die Frau ist als Autorin und Bloggerin tief in der SF-Szene verwurzelt. Zum dritten Mal ist sie für den Hugo Award nominiert, als erst zweite Deutsche überhaupt. Der Preis wird jährlich von der World Science Fiction Society verliehen und gilt als die wichtigste internationale SF-Auszeichnung.

Natürlich fallen Cora Buhlert sofort Erzählungen wie „So much cooking“ von Naomi Kritzer aus dem Jahr 2015 ein, in der eine Foodbloggerin über das Kochen in Quarantäne berichtet. Sie muss eine wachsende Kinderschar mit immer weniger Lebensmitteln versorgen. Kritzers Ausgangslage bildet eine Vogelgrippe mit einer Sterblichkeitsrate von 34 Prozent. Oder „A song for a new day“ von Sarah Pinsker, erschienen 2019. Sie schreibt über eine Zeit, in der sich Menschen nur illegal treffen können. Das ganze Leben spielt sich virtuell ab. Vorausgegangen sind Terroranschläge und tödliche Viren.

Drei kleine Raketen für drei Nominierungen.
Drei kleine Raketen für drei Nominierungen. © Hapke, Andreas

Für Cora Buhlert sind solche postapokalyptischen Geschichten zurzeit kein Thema. „Die will ich nicht schreiben. Außerdem gibt es viele Möglichkeiten, die Welt untergehen zu lassen. Ich habe selbst eine Menge ausprobiert. Fiktional“, schiebt sie noch hinterher und lacht.

Autorin Cora Buhlert veröffentlicht Kurzgeschichten und Romane

Cora Buhlert hat Anglistik an der Uni Bremen studiert und arbeitet als freiberufliche Übersetzerin. Seit vielen Jahren veröffentlicht sie Kurzgeschichten und Romane, größtenteils Science Fiction und Fantasy, aber auch Krimis, in diversen Zeitschriften sowie im Selbstverlag.

Die Hugo-Nominierung in der Kategorie „Bester Fanautor“ erhielt Cora Buhlert für Rezensionen, Essays und Artikel zum Thema Science Fiction und Fantasy, die sie auf ihrem eigenen Blog sowie auf der Fanseite „Galactic Journey“ schreibt. Für „Galactic Journey“ etwa liefert sie nach eigener Auskunft monatlich einen Beitrag. „Fanautoren veröffentlichen Dinge, die nicht bezahlt werden.“

Die Inhalte ihrer Kritiken decken zeitlich ein großes Spektrum ab. „Ich rezensiere Fernsehserien, wenn sie rauskommen, aber auch vergessene Bücher“, berichtet sie. Für „Galactic Journey“ etwa hat sie zuletzt „Tarnsman of Gor“ verrissen. In dem Roman von John Norman (1966) geht es um eine grausame Welt, eine Gegenerde, auf der die Völker von einer Priesterkönigin beherrscht werden. „Der ist berüchtigt für seine Sado-Maso-Elemente. In den Sechzigern war man aber noch recht brav. Total langweilig.“

Jeden Monat eine eigene Geschichte im Blog von Cora Buhlert

In ihrem eigenen Blog nimmt Cora Buhlert zurzeit die neuesten Episoden von „Star Trek Picard“ aufs Korn. „Ganz amüsant“ finde sie die Serie. „Die Schauspieler haben Spaß, der Plot macht aber nicht allzu viel Sinn.“ Allein während der Pandemie sind drei neue Star-Treck-Serien angelaufen. Filme über das Raumschiff Enterprise und/oder seine Besatzung haben selbst schon mehrere Hugo Awards eingeheimst.

An jedem ersten Montag eines Monats postet Cora Buhlert auch kostenfrei eine eigene Geschichte, die sie im Monat darauf wieder herunternimmt und ersetzt. Erst am 2. Mai stellte sie die Piratenstory „Rites of Passage“ („Übergangsriten“) ein. Es ist die älteste ihrer Geschichten, entstanden während eines langweiligen Unterrichts in ihrem letzten Schuljahr.

Schreiben nimmt einen großen Teil meiner Freizeit ein.

Cora Buhlert

„Schreiben nimmt einen großen Teil meiner Freizeit ein“, sagt Cora Buhlert. Die meisten Beiträge und Geschichten verfasse sie auf Englisch, weil sie gerne in dieser Sprache schreibe und die potenzielle Leserschaft größer sei. „Die Szene ist einfach englischsprachig“, stellt Cora Buhlert fest.

Aufgewachsen ist die 49-Jährige mit den Wiederholungen von Fernsehserien wie Raumschiff Enterprise und Mondbasis Alpha 1. „Als Kind habe ich mir immer Geschichten mit Spielsachen ausgedacht, als Teenager angefangen zu schreiben. Die Geschichten liegen auf dem Dachboden, aber da sollen sie auch bleiben. Sie sind schlecht.“

Fanautor-Preis zur 80. Science Fiction Worldcon in Chicago im Visier

In der Schule und an der Uni, wo sie ihre Magisterarbeit über Science Fiction geschrieben hatte, hatte sie kaum Leute mit ähnlichem Interesse kennengelernt. Erst durch das Internet kam sie mit der Szene in Kontakt. „Man kennt sich, sieht sich bei Conventions“, sagt Cora Buhlert. „Wenn man mehrfach nominiert ist, begegnet man sich immer wieder.“

Nun hofft sie, dass sie Anfang September im dritten Anlauf für den Fanautor-Preis zur 80. Science Fiction Worldcon nach Chicago kommen kann und nach zwei zweiten Plätzen ganz vorne landet. Zu gewinnen gibt es eine silberne Metallrakete. „Die wird einem später zugeschickt. Die ist so schwer, die will auch niemand mit nach Hause nehmen.“

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Offiziell gebe es Science Fiction seit 1926, sagt Cora Buhlert. Für sie selbst aber geht das Genre auf den Roman Frankenstein von Mary Shelley und damit auf das Jahr 1818 zurück. „Elektrizität erweckt ein Monster zum Leben“, begründet sie. Über 200 Jahre später gewinnt Martha Wells den Hugo Award 2021 in der Kategorie „Bester Roman“ mit „Der Netzwerkeffekt“. Im Mittelpunkt: ein von Menschen geschaffener Kampfroboter. Eigentlich hat sich gar nicht so viel verändert. Nur dass Frankenstein nicht so gerne Seifenopern geguckt hat wie der Killerbot.

Mehr Informationen

www.corabuhlert.com

www.thehugoawards.org

www.chicon.org

E-Mail: ABC-Buhlert@t-online.de

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