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Vorzeigeprojekt Sudweyher Bahnhof eröffnet: Ein Schmuckstück für die Gemeinde

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Stolz auf den restaurierten Bahnhof: (v.l.) Antje Kiel, Gordon Doyen, Sönke van Hoorn, Andreas Bovenschulte, Andreas Gründemann und Christine Burda.
Stolz auf den restaurierten Bahnhof: (v.l.) Antje Kiel, Gordon Doyen, Sönke van Hoorn, Andreas Bovenschulte, Andreas Gründemann und Christine Burda. © Jantje ehlers

Sudweyhe - Von Heiner Büntemeyer. Die vor drei Jahren errechneten Sanierungskosten konnten um ein Viertel gesenkt werden, die vorgesehene Bauzeit wurde auf den Tag genau eingehalten, und der Zug aus Leeste traf auch pünktlich ein: Am restaurierten Sudweyher Bahnhof können sich viele ein Beispiel nehmen. Das Gebäude steht als Beweis dafür, was engagierte Bürger leisten können. Es sollte anderen Mut machen, bei schwierigen Projekten nicht zu zögern, sondern entschlossen und planvoll zuzupacken.

Weyhes Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte sprach von einem großen Tag, nicht nur für den Ortsteil Sudweyhe, sondern für die ganze Gemeinde. Aus einem zu drei Vierteln verfallenen Gebäude sei ein wunderbares Baudenkmal, ein Schmuckstück für die ganze Gemeinde entstanden.

Zu verdanken sei dies dem „Sudweyher Erfolgsquartett“ Christine Burda, Sönke van Hoorn, Antje Kiel und Andreas Gründemann. Den spontanen Riesenapplaus der vielen Besucher für die Vier kommentierte der Bürgermeister als „Für den Norden nicht schlecht!“.

Das sei allerdings nur möglich gewesen, weil viele mit zugepackt hätten, lobte Bovenschulte auch die rund 40 Helferinnen und Helfer, von denen 15 in den vergangenen zwei Jahren fast an jedem Wochenende auf der Baustelle ehrenamtlich tätig waren.

Ort der Begegnung und Gemeinschaft

Der neue Bahnhof sei ein Ort der Begegnung und der örtlichen Gemeinschaft, ein Ort der Kunst und der Kultur. „Wenn alle guten Willens sind, dann hat dieser kleine Bahnhof eine tolle Zukunft“, so Bovenschulte. Er hatte eine „Eisenbahntorte“ mitgebracht, ein Geschenk, dass keinen Staub ansetzt und nicht geputzt, sondern verputzt werden müsse.

Christine Burda freute sich, dass sich so viele Gäste für dieses Projekt interessierten, und empfand das auch als Anerkennung der geleisteten Arbeit. Sie dankte dem Helferteam und erinnerte an nette Begebenheiten während der Arbeiten. Als sie berichtete, dass am Tag zuvor zum vielleicht letzten Mal das „Elf-Uhr-Zug-Frühstück“ auf der Baustelle eingenommen worden war, klang darin fast ein wenig Wehmut durch.

Das Interesse der Bevölkerung an dem restaurierten Bahnhof ist groß. Die Eröffnungsfeier ist gut besucht. Fotos: Jantje ehlers
Das Interesse der Bevölkerung an dem restaurierten Bahnhof ist groß. Die Eröffnungsfeier ist gut besucht. © Jantje ehlers

Architekt und Bauleiter Sönke van Hoorn bedankte sich bei den Baustofflieferanten und auch bei den geduldigen Nachbarn der Baustelle. „Uns gefällt der Bahnhof. Wir hoffen, euch auch“, sagte er. Antje Kiels Dank galt allen, die für Essen und Trinken für die Mitarbeiter gesorgt hatten. Andreas Gründemann freute sich über mehr als 30 .000 Euro, die an Spenden eingegangen waren. Einige „Schienenabschnitte“ konnten geprägt werden und erinnerten in einer Vitrine im Eingangsbereich an die Spender, die 500 Euro und mehr überwiesen hatten. Mit „konservativ gerechneter“ Eigenleistung hätte der Verein mehr als 100 .000 Euro aufgebracht.

Gemeindearchivar Wilfried Meyer berichtete, dass es wegen der Proteste Kirchweyher Landwirte, die nicht schon wieder Ländereien für einen Eisenbahnbau abgeben wollten, den Plan gab, die Eisenbahnstrecke über Lahausen nach Riede zu führen. Als dann am 1. Oktober 1910 trotzdem der erste Zug Richtung Riede durch Sudweyhe fuhr, hätten sie am Kirchweyher Haltepunkt gestanden und Protestlieder gesungen. Die Sudweyher jedoch seien stolz auf ihre Bahnhofsgebäude gewesen, zumal die Kirchweyher nur über eine „Bretterbude am Bahndamm“ verfügten. „Mit einem Hoch auf den König von Preußen haben damals die Eröffnungsfeiern begonnen“, so Meyer.

Wie Bovenschulte berichtete, war der Sudweyher Zimmermann Heinrich Kuhlmann am Bau des Hauses beteiligt, während der Name des Architekten nicht bekannt ist. Die Bauarbeiter hätten seinerzeit gestreikt und damit einen Stundenlohn von 45 Pfennigen erwirkt.

Bahnhof steht unter Denkmalsschutz

Nachdem 1955 der Personenverkehr eingestellt wurde, sei der Bahnhof in einen Dornröschenschlaf „ohne Hecke“ verfallen. Noch 2016 sei man ratlos gewesen, was die Gemeinde mit dem Gebäude machen sollte, das Dank der Initiative von Wilfried Meyer inzwischen unter Denkmalsschutz stand. Pläne, hier einen Teil des Weyher Gemeindearchivs unterzubringen, scheiterten, weil es keine Zuschüsse gab.

Überraschend habe sich dann das „Sudweyher Erfolgsquartett“ gemeldet, um das Projekt anzupacken. „Was sind das denn für Spinner?“ habe er sich gefragt, bevor er sich zu ersten Sondierungsgesprächen mit der Gruppe getroffen habe, berichtete Meyer. Aber schon nach zehn Minuten habe er seine Meinung geändert und gespürt, wie professionell sie das Projekt geplant hatten.

Vor diesem Hintergrund erinnerte Wilfried Meyer daran, dass es entlang der Bahnstrecke zwischen Brinkum und Thedinghausen noch weitere ehemalige Bahnhöfe gibt, unter denen der Rieder Bahnhof sogar provisionsfrei erworben werden kann.

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