Neues Geschäft: Café Stammtisch in Stuhr serviert jetzt auch Eis

Die Betreiber des Café Stammtisch an der Stuhrer Landstraße haben nun auch ein Eiscafé eröffnet. Damit wollen sie den Umsatz steigern, der während der Pandemie arg gelitten hatte.
Stuhr – Es ist Freitagmorgen, und im Café Stammtisch an der Stuhrer Landstraße 45a herrscht reger Betrieb. Wenn es nach Said Mansoubi geht, einem der beiden Geschäftsführer, könnte das Lokal ruhig ein paar Stammgäste mehr vertragen. Gemeinsam mit seinem Freund Kevin Meyer hatte Mansoubi das Lokal während der Pandemie eröffnet. „In den vergangenen zwei Jahren kommen wir auf gerade mal 30 gute Tage“, sagt Mansoubi. Das zu Wochenbeginn eröffnete Eiscafé im benachbarten Ladenlokal soll den ersehnten Umschwung bringen. Ansonsten müsste Mansoubi seinen Traum wohlmöglich bald begraben.
Said Mansoubi kam nach eigener Auskunft als 16-Jähriger zu Fuß aus dem Iran nach Deutschland. „Das ist eine Geschichte für sich“, sagt er. Er sei mit offenen Armen in Bremen aufgenommen worden und habe sich schnell an die Gepflogenheiten in Deutschland angepasst. Nach seinem Hauptschulabschluss hat er eine Ausbildung zum Restaurantfachmann im Park Hotel absolviert, danach eine weitere, verkürzte zum Friseur. In der Branche habe er sich auch selbstständig gemacht, „doch die Gastronomie blieb mein Traum“.
Stammtisch-Eröffnung im September 2020
Verwirklicht hat er ihn sich gemeinsam mit Kevin Meyer. „Er ist für das Finanzielle zuständig, ich für die Kopfschmerzen vor Ort“, sagt Mansoubi und lacht. Der Iraner lacht häufig, er ist ein positiver, anpackender Mensch. Seine Miene verfinstert sich nur, wenn er sich detaillierter über die aktuelle Situation und die Zukunft des Cafés auslässt. „Wenn es so weiter läuft wie jetzt, müssen wir aufgeben.“ Keine Frage: Die Öffnung inmitten der Pandemie war mutig, und die Geschäftsführer hoffen, dass dieser Mut belohnt wird. Noch sei das nicht der Fall, sagt Mansoubi. „Es bleibt nix übrig. Ohne den Vermieter, der uns immer entgegengekommen ist, wäre schon Feierabend.“
Meyer und Mansoubi hatten bereits im Februar 2020 den Vertrag für das Ladenlokal unterschrieben, mussten aber die für Mai geplante Eröffnung wegen Corona verschieben. Sie meldeten das Gewerbe im August desselben Jahres an und starteten voller Tatendrang am 11. September. Der Iraner weiß um dieses geschichtlich belastete Datum im Jahr 2001, um den Terroranschlag auf das World Trade Center in New York. „Doch es war Wochenende, und wir wollten lieber einen Tag früher als später öffnen.“
Keine zwei Monate danach wurden die beiden erneut ausgebremst: Lockdown bis Frühjahr 2021. Von der ursprünglichen Mannschaft haben sich laut Mansoubi die meisten Mitarbeiter während der Schließung andere Jobs gesucht. Deshalb ist das Café seinerzeit von Speisen à la carte auf Büfett umgestiegen. „Da machen die Gäste die Hälfte selbst“, begründet Mansoubi und fügt hinzu: „Für die neue Außenterrasse haben wir uns verschuldet.“
Sonntags immer voll
Die Zurückhaltung der Gäste im Zuge der Corona-Beschränkungen ab November 2021 spürt das Café laut Mansoubi immer noch. Und jetzt komme noch der Krieg dazu. Pro Einkauf gebe er jetzt 650 statt 500 Euro aus. „Alles, mit dem wir arbeiten, ist teurer geworden. Auch wir mussten die Preise anpassen.“ Auch wegen dieser Kosten arbeiten zurzeit nur Mansoubi und zwei weitere Personen in Vollzeit. „Körperlich sind wir fix und fertig“, sagt Mansoubi. Eine vierte Kraft stehe aber vor der Einstellung.
Für Trauerfeiern und Geburtstage sei der Stammtisch gut gebucht und sonntags immer voll. Doch in der Woche fehle es an Besuchern. „Wir müssen wieder unseren Umsatz der ersten beiden Monate 2020 erreichen“, gibt Mansoubi das Ziel aus. Für einen möglichen Andrang wäre das Café gewappnet: Es verfügt über einen separaten Familienbereich und über rund 200 Plätze, mit Abstand kann es immer noch 100 Besucher aufnehmen. „Das wollen wir auch erst mal beibehalten“, sagt Mansoubi.
Eiscafé als Frequenzbringer
Deutlich mehr Umsatz versprechen sich die Geschäftsführer von der Öffnung des benachbarten Eiscafés, für das sie „alle Reste zusammengeschmissen haben“, wie der Iraner berichtet. Es soll als Frequenzbringer dienen. Stammtisch und Eiscafé sollen sich gegenseitig befruchten. „In der Pandemie trifft uns der Verzehr von Eis draußen nicht. Und wir mussten das Lokal auch dazu nehmen, um zu verhindern, dass sich Konkurrenz ansiedelt“, begründet Mansoubi.
Mit der Öffnung des Eiscafés ändert sich auch das Konzept für das Café Stammtisch. Es öffnet nun bis 18 statt bis 13 Uhr. Nach dem Frühstück gibt es belegte Baguettes. Das Eiscafé ist von 12 bis 18 Uhr für die Gäste da. Bestellen kann man das Eis auch im Stammtisch.
„Jetzt muss das Wetter mitspielen“, hofft Mansoubi – nicht nur wegen des Eiscafés. Denn für den Sommer haben die Geschäftsführer große Pläne für die Außenterrasse: Dort wollen sie grillen, einen Bierwagen aufstellen und eine Hüpfburg für Kinder aufbauen. Und wenn das Wetter nicht mitspielen sollte? „Dann“, befürchtet Mansoubi, „sind wir schneller weg als gedacht.“
