Stuhrs Ortsbrandmeister Rainer Troue dankt ab – und übt Kritik

Rainer Troue hat zum letzten Mal die Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Stuhr mit einem kurzen Rückblick auf seine Jahre als Ortsbrandmeister eröffnet. Diese waren in der letzten Zeit vor allem durch die Corona-Pandemie und den Feuerwehrbedarfsplan geprägt, schreibt die Feuerwehr.
Stuhr – Für ihn seien die vergangenen drei Jahre die herausforderndsten seiner 29-jährigen Karriere als Führungskraft in der Feuerwehr gewesen. Rainer Troue habe auf die Wichtigkeit der guten Ausbildung der Feuerwehr verwiesen. In diesem Zusammenhang beschrieb er das Problem, dass für Lehrgänge mit einer Dauer von ein oder zwei Wochen an der Niedersächsischen Akademie für Brand- und Katastrophenschutz, es keinen Bildungsurlaub gibt, allerdings Verdienstausfall beantragt werden könne. Dieser werde von der Gemeinde übernommen, sei aber aufwendig zu organisieren.
Viel einfacher wäre es, wenn Beschäftigte über das Verfahren des Bildungsurlaubs diesen einfach beim Arbeitgeber beantragen und dann freigestellt würden. Dies sei heute nicht möglich. „Das man auf Norderney eine Woche dem Töpfern nachgehen kann, aber nicht einen Feuerwehrlehrgang durchführen darf“, sei für ihn unverständlich.
Die Freiwillige Feuerwehr deckt alle Aufgaben ab
Der scheidende Ortsbrandmeister habe auch von Erfahrungen mit Bürgern in der Gemeinde berichtet, denen nicht klar war, dass es in der Gemeinde Stuhr keine Berufsfeuerwehr gibt, sondern alle Aufgaben die Freiwillige Feuerwehr abdeckt. Hier sehe er Aufklärungsbedarf in der Bevölkerung. Dies werde jetzt auch im Rahmen des Feuerwehrbedarfsplanes angegangen. Ein kleiner Werbestand hierfür sei aktuell in der Beschaffung und soll bei öffentlichen Veranstaltungen in der Gemeinde zur Anwendung kommen.
Zum Jahresende verzeichnete die Feuerwehr Stuhr 72 aktive Einsatzkräfte, die sich aus 7 Frauen und 65 Männern zusammensetzen. Die Einsatzzahlen haben sich im Vergleich zu 2021 fast verdoppelt. Waren es 2021 noch 53 Einsätze, musste die Ortsfeuerwehr Stuhr im Jahr 2022 101 Einsätze abarbeiten. Zu erklären sei das vor allem mit der Sturmlage Anfang des Jahres, die einen großen Anteil des Zuwachses ausmachte, so die Feuerwehr. Die Brandeinsätze waren mit 39 im Vergleich zu 32 im Vorjahr auf einem ähnlichen Niveau geblieben.
Einsatzfahrzeuge legten insgesamt 4540 Kilometer zurück
Die Einsatzkräfte konnten 46 Lehrgänge besuchen. Die drei Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr Stuhr legten in 2022 insgesamt 4540 Kilometer zurück.
In diesem Jahr stand turnusmäßig die Wahl des Ortsbrandmeisters und des Stellvertreters an. Rainer Troue, der das Amt die letzten zwölf Jahre innehatte, stellte sich nicht erneut zur Wahl. Nach insgesamt 29 Jahren in verschiedenen Führungsfunktionen, davon vier Jahre als Gruppenführer, 13 Jahre als stellvertretender Ortsbrandmeister und zwölf Jahren als Ortsbrandmeister, wollte er den Weg frei machen. Zu seinem Nachfolger wählten die Mitglieder seinen jetzigen Stellvertreter Torsten Strauss.
Somit musste auch ein neuer stellvertretender Ortsbrandmeister her. Die Wahl fiel auf Thomas Bredemeier. Bereits im Vorfeld der Sitzung hatte das Ortskommando entschieden, einen weiteren Stellvertreter zur besseren Aufgabenverteilung einsetzen zu wollen. Hier stellte sich Rainer Troue dann doch zur Wahl und werde so seinen beiden Nachfolgern weiterhin mit Rat und Tat zur Verfügung stehen.
Bürgermeister Korte dankte den Einsatzkräften
Außerdem musste die Funktion des Gruppenführers der 1. Gruppe gewählt werden. Hier stellte sich der aktuelle Gruppenführer Henning Meyer erneut zur Wahl und wurde für vier Jahre wiedergewählt.
Nach den Ehrungen habe sich Bürgermeister Stephan Korte bei den neugewählten Führungskräften für ihre Bereitschaft, sich freiwillig in ihrer Freizeit für diese zeitintensiven Aufgaben zur Verfügung zu stellen, bedankt. Er habe die Wichtigkeit des Ehrenamtes für die Allgemeinheit hervorgehoben und dankte auch alle anderen Freiwilligen für ihren Dienst. Er sei dann auf aktuelle Themen aus der Gemeindeverwaltung eingegangen.
Interessantestes Thema für alle Anwesenden sei die Suche nach einem Grundstück für das neue Feuerwehrhaus in Stuhr gewesen, schreibt die Feuerwehr. Hier habe der Bürgermeister von den aktuellen Verhandlungen mit potenziellen Grundstücksverkäufern berichtet, in die er persönlich eingebunden sei, um eine für die Gemeindeverwaltung als auch die Feuerwehr machbare und bezahlbare Lösung zu finden.
Beschaffungszeit für Feuerwehrfahrzeuge klettert auf bis zu 37 Monate
Größtes Problem bei der Umsetzung des verabschiedeten Feuerwehrbedarfsplans sei die Beschaffungszeit für neue Feuerwehrfahrzeuge, die aktuell auf bis zu 37 Monate angestiegen ist. Um die Ausschreibung der Fahrzeuge sicher durchführen zu können, konnte nach langer Suche nun ein Fachmann gefunden werden, der sich um die Ausschreibung und Beschaffung kümmern werde.
Im Anschluss an die Rede gab es die Möglichkeit, Fragen an den Bürgermeister zu richten, die in einem offenen Dialog durchaus kritisch gestellt wurden. Hauptthema sei hier die aus Sicht der Feuerwehrleute lange Phase der Prüfung des Bedarfsplans gewesen, der aber laut Bürgermeister in den Hauptpunkten nun in die Umsetzung geht. Einige Punkte, wie zum Beispiel die Beschaffung eines zweiten Hubrettungsfahrzeuges zur Einhaltung des Schutzziels, müssen aus Sicht der Gemeinde vor einer Entscheidung tiefer geprüft und Alternativen erörtert werden.
Gemeindebrandmeister Michael Kalusche berichtete im Anschluss über die aktuellen Themen der Gemeindefeuerwehrführung. Neben verschiedenen Themen zur Beschaffung ging er auch auf einen aktuell diskutierten Vorschlag einer möglichen „Feuerwehr-Rente“ ein. Hier werde geprüft, ob es im Rahmen einer Rente die Möglichkeit gibt, den ehrenamtlichen und unentgeltlichen Einsatz der Feuerwehrleute auch monetär anzuerkennen.