Gemeinderat stimmt für die Einrichtung eines Waldkindergartens

Stuhr - Von Andreas Hapke. Im zweiten Anlauf war der Antrag der Grünen auf Einrichtung eines Waldkindergartens in Stuhr von Erfolg gekrönt. Anders als noch im Dezember 2015 sprachen sich die Ratsmitglieder am Mittwochabend mehrheitlich dafür aus, das Betreuungsangebot in der Gemeinde durch einen Waldkiga zu ergänzen. Nicht schon zum kommenden Sommer, aber in absehbarer Zeit ist das der Fall.
Von einer leichten Geburt kann aber keine Rede sein. Vielmehr war dem Beschluss wegen eines Antrags der FDP eine längere Diskussion vorausgegangen. Die Liberalen wollten per Elternabfrage den Bedarf für einen Waldkiga klären, um eine Grundlage für weitere Schritte zu bekommen. „Grundsätzlich geht es auch uns um eine Erweiterung der Vielfalt“, betonte Fraktionschef Alexander Carapinha Hesse.
Eine ganze Liste von Bedenken äußerte „Besser“-Chef Gerd-W. Bode, von den Finanzen und der Standortfrage über die Benachteiligung von Hartz-IV-Empfängern („können sich Outdoor-Ausstattung nicht leisten“) sowie einem größeren Risiko für Erkältungen und Zeckenbissen bis hin zum Umweltaspekt. Schließlich müssten Eltern ihre Kinder mitunter einmal quer durch die Gemeinde zum Waldkiga fahren.
Ohne Eltern-Information und -Votum wollte SPD-Ratsherr Peter Strohmeyer dem Antrag der Grünen nicht zustimmen, während deren Fraktionschefin Kristine Helmerichs „keinen Bedarf für eine Bedarfsermittlung“ sah: „Eine Befragung, ohne sagen zu können, was man vorhat, ist überflüssig.“
„Müssen politischen Akzent setzen“
„Bisher habe ich das Selbstverständnis des Rates so verstanden, dass wir Dinge auf den Weg bringen, die Stuhr gut tun“, mischte sich Bürgermeister Niels Thomsen ein. Energisch verwies er darauf, dass das Kita-Gesetz nicht nur eine Träger-, sondern auch eine Angebotsvielfalt verlange. „Ich halte es für wichtig, einen Beschluss zu fassen, ob wir den Waldkiga wollen oder nicht. Und es ist wichtig, dass diese Entscheidung jetzt fällt, sonst wird es eine Hängepartie.“ Bei der Abfrage eines Bedarfs würden die Eltern ohnehin wissen wollen, wo die Einrichtung hinkomme und wie das Konzept aussehe. „Wir müssen einen politischen Akzent setzen, so ist das richtig.“
Der Gesetzgeber fordere keine Angebotsvielfalt, sondern zeige einen Spielraum auf, entgegnete SPD-Fraktionschefin Susanne Cohrs. Kollege Strohmeyer beharrte auf seiner Meinung, wonach eine Umfrage an erster Stelle stehen müsse. „Sich erst informieren und den Bedarf klären – das ist doch nichts Neues. Hier wird so getan, als ob das exotisch sei. Warum ist das in den vergangenen zwei Jahren nicht passiert?“
SPD-Ratsfrau Gudrun Klomburg erinnerte daran, dass der Ganztagsbetreuung auch eine Bedarfsermittlung vorangegangen sei. „Das betraf aber auch die ganze Gemeinde“, erwiderte CDU-Mann Ralph Ahrens. „Wir sollten schon ohne Umfrage abschätzen können, ob wir 15 Kinder finden.“ Zuvor hatte sich bereits Fraktionschef Frank Schröder für einen Waldkiga eingesetzt: „Es geht nicht anders, als das Angebot zu schaffen und das politisch zu begleiten.“
Keine Resonanz, kein Waldkiga
Jürgen Timm (FDP) wunderte sich, „dass hier das Selbstverständnis des Rates eine Rolle spielt“. Er stimme dem Projekt zu und erwarte, „dass die Eltern schnell die nötigen Infos erhalten“. Dies hätte in den vergangenen zwei Jahren längst geschehen können.
„Dann bin ich ja froh, dass alle für den Waldkiga sind“, fasste Kristine Helmerichs zusammen. Was die Finanzierung angeht, verwies sie auf die Nachbarkommunen, die sich „weit unter Standard“ behelfen würden.
Da ihre Fraktion den weitergehenden Antrag gestellt hatte, stimmten die Politiker zunächst darüber ab. Strohmeyers Einwand, diese Reihenfolge sei nicht in seinem Sinn, änderte daran nichts. Ergebnis: 21 Ja-Stimmen für die Einrichtung eines Waldkigas, dazu 7 Nein-Stimmen und 4 Enthaltungen. Damit war der FDP-Antrag obsolet.
„Wir bereiten jetzt alles vor und wenden uns mit dem Angebot an die Eltern“, kündigte Thomsen an. „Wenn es keine Resonanz gibt, richten wir auch keinen Waldkiga ein.“