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Spektakulärer Betrug um 12,4 Millionen Euro: Stuhrer Unternehmerin vor Gericht

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Von: Wiebke Bruns

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© dpa

In Verden hat der Gerichtsprozess um einen spektakulären Betrug begonnen. Einer Unternehmerin aus Stuhr wird vorgeworfen, Geschäftspartner um rund 12,4 Millionen Euro betrogen zu haben – mit dem Verkauf von Kinderbekleidung, die sie gar nicht besaß.

Verden/Stuhr - Seit Mittwoch muss sich die 52 Jahre alte Inhaberin eines mittlerweile insolventen Unternehmens für Kinderbekleidung aus Stuhr vor dem Landgericht Verden wegen Betrugs und Vorenthalten von Arbeitsentgelt verantworten. Um rund 12,4 Millionen Euro soll sie ihre Geschäftspartner betrogen haben.

Im Jahr 2014 soll die Angeklagte einem Geschädigten mit gefälschten Unterlagen vorgetäuscht haben, in einer Geschäftsbeziehung zur Metro-Gruppe zu stehen. Was tatsächlich nie der Fall gewesen seien soll. Der Geschädigte habe ihr mehrere Darlehen von Millionenhöhe gewährt, die sie nicht vollständig zurückgezahlt habe. Den entstandenen Schaden beziffert die Staatsanwaltschaft mit 2,4 Millionen Euro.

Spektakulärer Betrugsfall: Unternehmerin aus Stuhr vor Gericht

Eine zweite Anklageschrift listet 111 Fälle auf, von denen 86 den Tatvorwurf des Vorenthaltens und Veruntreuens von Arbeitsentgelt beinhalten. Es geht um nicht abgeführte Arbeitnehmeranteile an Krankenkassen in Höhe von rund 140.000 Euro aus dem Jahr 2016. Zu dem Unternehmen der Angeklagten sollen damals 65 Filialen und rund 230 Mitarbeiter gehört haben.

Der größte Schaden mit rund zehn Millionen Euro soll durch sogenannte Kettengeschäfte entstanden sein. Basierend auf den Verkauf nicht vorhandener Waren, worüber die 52-Jährige die Geschädigten getäuscht habe. „Die Ware wurde zu keinem Zeitpunkt an die Folgeverkäufer geliefert“, so der Vorwurf. „Ziel war es, nach diversen Zwischenverkäufen als Endkäuferin aufzutreten und die Kaufpreise als faktische Darlehen zu nutzen“, heißt es in der Anklageschrift. 25 solcher Betrugstaten mit sechs unterschiedlichen Geschädigten am Anfang der Kette werden der Frau zur Last gelegt.

In Bremerhaven ereignete sich vor Kurzem noch ein besonders kurioser Betrugsfall: Eine 36-Jährige überreichte einer fremden „Wunderheilerin“ all ihre Geld, um es „entzaubern“ zu lassen.

Betrug um 12,4 Millionen Euro: Prozessauftakt am Landgericht Verden

„Das Modell ist in allen Fällen gleich“, stellte der Vorsitzende Richter Markus Tittel fest und sprach von einem komplexen Sachverhalt. „Wir müssen uns erst ein Bild machen, was geschehen ist“, betonte er. Einblick gab ein Bremer Kaufmann, der als erster Zeuge gehört wurde. Er schilderte, wie er als Mitglied einer Gruppe scheinbar finanzstarker Bremer Unternehmer von der Angeklagten getäuscht worden ist.

Die Frau aus dem „Kinderklamotten-Business“ habe die Gruppe für die Finanzierung ihrer Geschäfte gewinnen wollen. Sie könne einen größeren Posten erwerben und an die Metro verkaufen. „Ich glaube, sie brauchte drei Millionen“, so der Zeuge. Rückzahlung binnen drei Monaten mit 15 Prozent Gewinn. „Aber unsere Kohle kam nicht.“

Stuhr: Betrug um 12,4 Millionen Euro mit Kinderbekleidung

Er habe dann bei einer Nummer aus dem von der Frau vorgelegten Schreiben der Metro angerufen. „Es stellte sich raus, dass deren Briefkopf missbraucht worden war.“ Gefälscht sei auch ein Schreiben einer Bank gewesen. „Da stand drin, dass unsere Kohle unterwegs war, aber so, wie es keine Bank formuliert.“

Am Freitag, 13. März, will sich die Frau aus Stuhr zu den Vorwürfen äußern. „Nach vorläufiger Einschätzung ist auch bei einem Geständnis keine Bewährungsstrafe mehr zu erwarten“, so der Richter Markus Tittel.

Ein Urteil in dem Fall wird nicht vor dem 8. Mai erwartet.

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