Mit fundiertem Wissen zur Meinungsbildung: MGH in Stuhr-Brinkum wird zum Demokratie-Labor

Das Brinkumer Mehrgenerationenhaus wird zum Demokratie-Labor: Eine dreiteilige Veranstaltungsreihe soll als Grundlage für eine fundierte Meinungsbildung dienen.
Brinkum – Auf einem Whiteboard hat das Team des Mehrgenerationenhauses (MGH) in Brinkum einen großen Erlenmeyerkolben aufgemalt. Er steht für das DemokratieLabor, das bald mit drei Veranstaltungen beginnt und allerlei Wissen zum Thema Demokratie vermitteln soll. Auf dem Bild rieseln Begriffe wie Volk, Regierung, Frauen-Wahlrecht, Medien und Wutbürger in den Kolben. „Da passt eine Menge rein“, stellt MGH-Leiterin Daniela Gräf fest. „Das Thema Demokratie ist viel zu facettenreich für ein schlankes Reagenzglas“, fügt ihr Mitarbeiter Oliver Müller hinzu.
MGH holt sich externe Unterstützung
Gemeinsam mit dem MGH-Ehrenamtlichen Holger Zindler betreten die beiden mit dem Demokratielabor Neuland. „Es ist das erste Mal, dass wir eine Veranstaltung moderieren. Sonst organisieren wir immer Personen, die etwas anbieten“, sagt Gräf.
Aus diesem Grund hat sich das Projektteam für eine externe Unterstützung entschieden: Mit im Boot sind Maja Geilmann und Katharina Albers vom House of Resources Osnabrück-Diepholz, – ein vom Bundesinnenministerium sowie vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördertes Projekt, dessen Träger die Eleganz Bildungsplattform ist.
Was sich sperrig anhört, bringt konkrete Hilfen hervor. In diesem Fall haben Geilmann und Albers dem MGH beratend zur Seite gestanden und das Projektteam in der Methodenkompetenz unterstützt. Wie kann man das Thema umsetzen? Wie kann man es an die Leute heranbringen? „Die Veranstaltungsreihe sollte interaktiv in Form von Workshops aufgebaut sein“, sagt Albers. Werbung über die sozialen Medien, um Jugendliche zu erreichen, und die mehrsprachige Übersetzung der Flyer, um Migranten anzusprechen, sind weitere Anregungen. Zudem haben sich Geilmann und Albers für eine finanzielle Hilfe über das House of Resources eingesetzt, für eine sogenannte Aktionsförderung.
Vermittlung von Wissen „in allen möglichen Varianten“
„Eigentlich unterstützen wir das zivilgesellschaftliche Engagement von Migrantinnen und Migranten. Unser Hauptziel ist die Förderung von Migrantenselbstorganisation“, sagt Katharina Albers. „Als Anlaufstelle, wenn Migranten zum Beispiel einen Verein gründen wollen“, so Geilmann. Insofern trete das MGH etwas aus der Zielgruppe heraus. Aber eben nur etwas. „Von der Demokratiebildung passt es“, sagt Albers.
Gräf & Co. haben sich die Vermittlung von Wissen „in allen möglichen Varianten“ auf ihre Fahnen geschrieben – als Grundlage für eine fundierte Meinungsbildung. Demokratie will das Trio schon bei der Gestaltung des Programms vorleben. Was interessiert wirklich? Das möchten die Veranstalter am Freitag, 3. März, ab 17.30 Uhr, gemeinsam mit den Teilnehmern erforschen. Diese sollen ihre Ideen und Vorschläge einbringen. „Wir wollen die Reihe schnell an den Bedürfnissen der Bürger orientieren“, sagt Gräf. „Wollen die Teilnehmer ein Gericht oder eine Polizeistation besuchen, dann organisieren wir das“, fügt Müller hinzu.
Denn in dem Labor sollen Orte der Demokratie – weitere Beispiele wären das Rathaus und der Bundestag – erlebbar werden. Auch Akteure vom Schülersprecher bis hin zum Politiker sowie Teilhabemöglichkeiten lernen die Teilnehmer kennen.
„Grundlagen, kurzweilig präsentiert“
Unter dem Motto „Grundlagen, kurzweilig präsentiert“ gastiert am Freitag, 17. März, 17.30 Uhr, die Lehrerin und Stand-up-Comedian Tarja Meyerholz im MGH. Laut Gräf unterrichtet sie im Gymnasialzweig eines Schulzentrums in Bremerhaven Geschichte, Philosophie, Politologie und Deutsch. „Als hätte sie das für unsere Veranstaltung studiert“, sagt Gräf. Tarja Meyerholz kommt auf Vermittlung des Houses of Resource nach Brinkum. „Neben der Beratung ist auch die Vernetzung ein großer Punkt, wo wir unterstützen“, sagt Albers.
Was ist Demokratie, und woher kommt sie? Ist sie in Gefahr? Die Teilnehmer dürfen sich laut Gräf auf einen „interaktiven Wissenstransfer“ freuen.
Mit dem angeeigneten Wissen soll es am Freitag, 24. März, für rund 30 Teilnehmer per Bus zum Landtag in Hannover gehen. Auf der Fahrt gibt es Infos über das Verhalten im Landtag, vor Ort stehen ein Film und die Teilnahme an der Plenarsitzung auf dem Programm.
Busfahrt zum Landtag in Hannover
Als Gesprächspartner sind bereits die hiesigen Landtagsabgeordneten Dennis True (SPD) und Volker Meyer (CDU) sowie Ministerpräsident Stephan Weil „gebucht“. Informiert sind zudem Tanja Meyer (Grüne) und Klaus Wichmann (AfD), denn: „In einer Demokratie muss man sich mit allen politischen Strömungen auseinandersetzen“, sagt Zindler.
Während die ersten beiden Veranstaltungen kostenfrei sind, fallen für die Busfahrt acht Euro pro Person an. Das Mittagessen in der Kantine „Lindenschloss“ ist darin nicht enthalten. Anmeldungen sind vom 6. bis zum 10. März unter 0421/80 60 98 74 möglich.
Input möchte sich das MGH auch nach dem ersten Veranstaltungsblock beim House of Resources holen, speziell für das angedachte Thema Religion. Meinungsfreiheit, Grundrechte, Frauen und Presse stehen ebenfalls noch auf dem Zettel von Gräf. „Die Reihe läuft, so lange wir Themen haben“, sagt die Leiterin. „Sollte daraus ein Gesprächskreis entstehen, würden wir uns auch freuen.“
Das MGH könne nicht für Demokratie werben, „aber wir können Wissen vermitteln. Jeder kann sich seine Meinung bilden“, so Gräf weiter. „Die dann hoffentlich in Richtung Demokratie geht“, fügt Müller hinzu.