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Pilotprojekt in Deutschland: Erdwärme für bestehende Siedlung

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Von: Sigi Schritt

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Es gibt bereits Stuhrer wie in Briseck, die auf regenerative Energien setzen.
Es gibt bereits Stuhrer wie in Briseck, die auf regenerative Energien setzen. © Sigi Schritt

Eine energetische Quartierssanierung durch Erdwärmenutzung wäre ein Pilotprojekt für Deutschland.

Stuhr – In vielen Neubaugebieten setzen Bauherren auf Erdwärme. Ist es auch möglich, in einem bestehenden Gebiet, zum Beispiel in Stuhr, die Heizung auf Erdwärme umzustellen? Philipp Metz vom Bremer Verein „Erdwärme dich“ sagt, dass genau das funktionieren würde. Nach dem Vorbild der Stadt Wien will der Bremer Verein diese Idee mit Grundstückseigentümern in Bremen umsetzen – mitten im Viertel.

Der Stuhrer Bürgermeister Stephan Korte ist Mitglied des Vereins und unterstützt die Idee, bei der Wärmeerzeugung auf fossile Energieträger wie Öl oder Gas zu verzichten. Der Verwaltungschef findet die Idee so gut, dass er sich Geothermie für ein Bestandsgebiet in Stuhr vorstellen könnte.

Sollte so etwas – ob in Bremen oder Stuhr – realisiert werden, wäre das ein Novum in Deutschland, sagte Philipp Metz. Er referierte am Donnerstagabend im Ratssaal vor den Mitgliedern des Ausschusses für Klima- und Naturschutz, Naherholung und Tourismus zum Thema Geothermie. Mehr als 20 Zuhörer lauschten den Ausführungen.

Warum der Referent Erdwärme für eine sehr gute Methode hält, ein Haus zu heizen und Warmwasser zu erzeugen? Erdwärme sei „verfügbar, regenerativ und CO2-frei“. Eine Umrüstung spare Betriebskosten und sei durch die Investition finanzierbar – und zudem unabhängig von den Launen des fossilen Energiemarktes. Man könne den Wärmebedarf eines Hauses zu 100 Prozent mit Erdwärme decken, betonte der Bremer. Um zu zeigen, wie einfach das gehen könnte, präsentierte der Referent Fotos: Sie zeigten Versorgungsleitungen, die 80 Zentimeter tief im Boden verlegt sind. Die Leitungen bilden ein sogenanntes Anergie-Netz, also eine „kalte Nahwärmeversorgung“. Aus einem Leitungspaar mit Vor- und Rücklauf entnimmt jeder Anlieger die für seine Wärmepumpe benötigte Menge Sole, die über verteilte Erdsonden eingespeist wird. Bei entsprechender Auslegung der Sonden könne der gesamte Wärmebedarf und auch die gesamte Warmwasserbereitung abgedeckt werden, so der Referent. Außerdem könnten sogar Häuser von Nachbarstraßen mitversorgt werden.

So funktioniere es: In unmittelbarer Nähe der Leitungen würde gebohrt. In eine solche Bohrung werden zwei Leitungen – Vor- und Rücklauf – eingeführt, die am tiefsten Punkt miteinander verbunden sind. Ein drittes Rohr werde in das Bohrloch gesteckt, um es abzudichten.

Bei dem Gemeinschaftsprojekt sei nicht jeder für seine eigene Sonde verantwortlich, sagt der Referent. Netz wie Sonden würden gemeinsam geplant und beantragt. Auch die Wartung soll gemeinsam organisiert werden.

Der Referent sieht die öffentliche Hand in der Pflicht: Die Verlegung des Leitungsnetzes sowie die Bohrungen könnten beispielsweise im Bereich des Fußweges erfolgen. Dazu müsse eine Kommune bereit sein, ihr Grundstück für ein solches Vorhaben zur Verfügung zu stellen.

Das Beispiel Wien zeige, dass das Leitungsnetz nicht nur unter Straßen, sondern auch unter Parkplätzen von Supermärkten verlegt wurde. Die Flüssigkeit im Leitungsnetz werde allerdings nicht direkt genutzt. Erst eine Wärmepumpe sorge für geheizte Räume und warmes Duschwasser.

Philipp Metz sieht Kostenvorteile, wenn sich mehrere für Geothermie interessieren: Die Rohre für das Leitungssystem könnten von einer Rolle kommen. Die Leitungen müssten nicht besonders isoliert werden. Die Verlegung sei kostengünstig.

Der Referent sehe auch bei einem Handwerkermangel keine Probleme, eine Bohrfirma zu bekommen, da man in einem Ort sehr viele Bohrungen machen könne. Das rechne sich.

Metz plädierte dafür, vor einer Gebäudesanierung das Heizsystem umzustellen. Man spare sofort.

Von Sigi Schritt

Hat Physik studiert und ist ein Verfechter von Erdwärme: Philipp Metz.
Hat Physik studiert und ist ein Verfechter von Erdwärme: Philipp Metz. © Sigi Schritt

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