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Fassungslos reagiert der Stuhrer Bürgermeister auf die Vorwürfe über rechtsextremistische Chats bei der Bremer Berufsfeuerwehr. Vor allem, weil der Hauptbeschuldigte aus Brinkum kommt.
- Mitarbeiter der Bremer Feuerwehr sollen rechtsextremistische Chats miteinander geführt haben.
- Der Hauptbeschuldigte kommt aus Brinkum.
- Die Stuhrer Verwaltungsspitze reagiert mit großer Bestürzung.
Stuhr – Mit großer Bestürzung hat die Stuhrer Verwaltungsspitze auf die rechtsextremen Chats bei der Bremer Berufsfeuerwehr reagiert – vor allem darauf, dass der Hauptbeschuldigte aus Brinkum stammt. Dessen Wohnung hatte die Polizei am Dienstag durchsucht und dabei Telefone und Computer beschlagnahmt. „Die Erschütterung ist schon groß“, sagte Bürgermeister Stefan Korte als oberster Dienstherr der Freiwilligen Feuerwehr Stuhr. „Das ist ganz starker Tobak.“
Gemeinde | Stuhr |
Bevölkerung | 33.200 |
Bürgermeister | Stephan Korte |
Fläche | 81,65 km² |
Da der Brinkumer auch Mitglied in einer hiesigen Ortsfeuerwehr ist, ist er nicht nur in Bremen vom Dienst suspendiert. Der Mann darf auch in der Freiwilligen Feuerwehr Stuhr nicht mehr an Diensten, Fortbildungen oder Einsätzen teilnehmen und hat keinen Zugang mehr zu Einrichtungen der ehrenamtlichen Helfer.
„Wir haben nur die Erkenntnisse, die uns aus Bremen mitgeteilt wurden. Das, was man tun konnte, haben Feuerwehr und Bürgermeister getan“, sagte die Erste Gemeinderätin Bettina Scharrelmann.
Welcher Ortsfeuerwehr der Hauptbeschuldigte in Stuhr angehört, war gestern nicht zu erfahren. Brinkums Ortsbrandmeister Thomas Erdt etwa wollte sich auf Anfrage der Kreiszeitung nicht dazu äußern und verwies auf den Bürgermeister. Doch auch der hielt sich auf Nachfrage bedeckt.
Stuhrer Bürgermeister: Krasser Widerspruch zum Selbstverständnis der Feuerwehr
Die von den Bremer Ermittlern erhobenen Vorwürfe „stehen im krassen Widerspruch zum Selbstverständnis der Feuerwehr, die Menschen in Not hilft, und zwar unabhängig von Herkunft und Geschlecht“, sagte Korte. Die Feuerwehr zähle zu dem wahrnehmbarsten Teil des Gemeinwesens. Sie habe eine hohe Reputation, die durch diesen Vorfall stark beschädigt werde.
Angesprochen auf die Möglichkeit, dass es auch in Stuhr weitere Feuerwehrleute in rechtsextremen Chats geben könnte, sagte Korte: „Das ist natürlich auch von Interesse für uns, was das für ein Netzwerk ist. Wir stehen in engem Kontakt mit den Ermittlungsbehörden. Weitere Konsequenzen, die sich für uns ergeben, müssen wir abwarten.“
Wohnung des Brinkumer Hauptbeschuldigten durchsucht
Die Wohnung des Brinkumer Hauptbeschuldigten war mit dem Ziel durchsucht worden, auch strafrechtlich relevante Dateien jüngeren Datums zu finden – solche, die noch nicht verjährt sind. Für Korte spielt der Zeitpunkt allerdings keine Rolle. „Hier geht es nicht darum, ob Tatvorwürfe verjährt sind oder nicht. Hier geht es um das Ansehen der Feuerwehr, das beschädigt ist.“ Die weiteren Maßnahmen der Freiwilligen Feuerwehr Stuhr seien deshalb unabhängig von dem Zeitpunkt einer Straftat zu sehen.
Nach eigener Auskunft war Korte am Dienstag noch vor der Pressekonferenz vom Bremer Innenstaatsrat Olaf Bull informiert worden und habe sich dann kurzfristig mit den Stuhrer Ortsbrandmeistern verständigt. Diese hätten gleichermaßen betroffen reagiert.
Für gestern Abend war ein Gespräch des Bürgermeisters mit den Ortsbrandmeistern anberaumt, um sich über die Situation auszutauschen. „Klar, dass alle Ortsfeuerwehren jetzt schauen, wie es bei ihnen aussieht, aber das tun sie ja immer.“ Bettina Scharrelmann kündigte an, dass die Gemeinde der Feuerwehr den Rücken stärken werde.
Kommt ein anonymes Hinweistelefon für Stuhr?
Möglicherweise werde auch in Stuhr ein Hinweistelefon geschaltet, an das man sich auch anonym wenden könne, sagte Korte. Das Bremer Innenressort hat dies gestern unter der Nummer 0421/36 13 24 22 eingerichtet. Auch das will der Bürgermeister mit den Ortsbrandmeistern besprechen.
Vorwürfe gegen Teile der @FeuerwehrHB. Senator Mäurer: Wir gehen den Vorwürfen rückhaltlos auf den Grund. Senator bittet: Fair bleiben und nicht ohne Beweise generalisieren: https://t.co/rV7FnFGc1V | @FeuerwehrDFV @feuerwehrmag #Feuerwehr #Bremen
— Bremen Senat Presse (@RathausHB_news) November 24, 2020
Nach Auskunft von Polizeisprecher Thomas Gissing war der Diepholzer Staatsschutz bis zur Veröffentlichung der Ermittlungsergebnisse nicht in den Fall eingebunden. „Doch jetzt findet der Austausch natürlich statt.“ Sollte es bei den weiteren Untersuchungen Anhaltspunkte zum Beispiel für eine örtliche Chat-Gruppe geben, werde der Diepholzer Staatsschutz tätig. „Es wäre ja fahrlässig, wenn wir dann nicht recherchieren würden“, sagte Gissing. „Bevor man in zwei Jahren feststellt: Och, wären wir da mal hinterhergegangen.“
In Bremen sind die Vorfälle spät ans Tageslicht gekommen. Dort stellt sich jetzt die Frage, wieso Vorgesetzte jahrelang nicht auf die Vorkommnisse reagiert haben.
Rubriklistenbild: © Gemeinde Stuhr