Skat: Ein bisschen Glück und ganz viel Taktik

Seckenhausen - Von Katharina Schmidt. Bundesliga. Bei dem Wort denken wohl die meisten an Fußball. Dabei gibt es in Deutschland zahlreiche Bundesligen, zum Beispiel für Schachprofis, Kegel-Clubs oder Gleitschirmflieger. Auch im Skat gibt es eine. In dieser mischt ab der nächsten Saison die Mannschaft 1 der Skatsparte der TSG Seckenhausen mit.
Zugegeben, es ist die zweite Bundesliga. Nichtsdestotrotz kann die Sparte auf die erfolgreichste Saison seit ihrer Gründung zurückblicken – auch dank guter Leistungen der anderen Mannschaften (wir berichteten).
Trikots gibt es in der Skat-Bundesliga ebenso wenig wie volle Zuschauerränge. Direkt am Tisch zuzuschauen, ist sogar verboten. Und richtig ins Schwitzen geraten Spieler beim Skat selten. Doch es gibt auch Parallelen zwischen der Fußball- und der Skatbundesliga. Taktik ist wichtig, ebenso wie Training.
„Ich kenne niemanden, der richtig gut ist, der es nicht schon in der Jugend gespielt hat“, sagt Frank Mai, Leiter der Seckenhauser Skatsparte. „Man braucht ein gutes Erinnerungsvermögen“, führt er aus. Ein guter Spieler wisse zu jeder Zeit, wie viele Punkte er hat und welche Trümpfe noch im Spiel sind. Klar, beim Skat sei auch Glück im Spiel. „Aber auf Dauer wird immer der bessere Spieler gewinnen“, sagt Mai. „Deswegen gibt es bei den wichtigen Ereignissen viele Spiele.“
Deutsche Meisterschaft als Höhepunkt
Ein solches wichtiges Ereignis war die Deutsche Meisterschaft, bei der die Seckenhauser vor zwei Wochen im hinteren Mittelfeld landeten. Jeder Spieler musste dabei 288 Spiele absolvieren, aufgeteilt auf sechs Runden. Eine Runde (48 Spiele) darf maximal zwei Stunden dauern. Gespielt wird an Vierertischen.
An sein allererstes Skatspiel kann sich Mai noch erinnern. Er war damals erst fünf Jahre alt. „Meine Eltern haben immer Skat gespielt“, erzählt er. „Einmal haben sie ein befreundetes Paar eingeladen, um ihnen das Spiel beizubringen.“ Frank Mai schaute zu, merkte sich den einen oder anderen Zug – und nahm am Ende des Abends die Karten selbst in die Hand.
Mit 49 Jahren Zweitjüngster
„Als ich groß geworden bin, war es keine Frage, welches Kartenspiel man lernt“, sagt Mai. Heute lerne kaum noch ein Kind Skat. Der Nachwuchsmangel sei „extrem“. Mit seinen 49 Jahren sei er der Zweitjüngste in der Seckenhauser Skatsparte. „Wir versuchen, dem entgegenzuwirken, indem wir gezielt an Schulen rangehen und AGs anbieten. Manche Kinder kann man eine Weile halten“, berichtet er. Aber eben nur eine Weile.
Bei Älteren in der Region ist Skat durchaus beliebt. Die Sparte der TSG gehört zur Verbandsgruppe Bremen. Diese ist laut Mai die stärkste in ganz Deutschland.
„Für mich ist es die Mischung. Dass man es langfristig beeinflussen kann, aber kurzzeitig auch Glück eine Rolle spielt“, beschreibt Mai den Reiz des Skats. Außerdem sei es ein soziales Spiel: „Es wird am Tisch auch mal gesprochen und gelacht.“
Ein Kartenspiel „hält“ zwei Stunden
Wer professionell spielen will, muss auch professionell mischen können. „Wenn es nicht gut durchgemischt ist, erkenne ich Situationen aus dem Vorspiel“, sagt Mai. Ein Kartenspiel sei bei Turnieren für zwei Stunden im Einsatz, danach kommt ein neues auf den Tisch. „Die Karten werfen sich schnell ab, sodass es nicht in der gewohnten Geschwindigkeit geht.“
Zu den Turnieren fahren Mai und seine Kollegen zu fünft, also mit einem Ersatzspieler. Jetzt, wo sie aufgestiegen sind, liegen die Spielstätten in einem Radius von 250 Kilometern. Die Entfernung hält sich in Grenzen, weil es fünf zweite Skat-Bundesligen gibt. Zudem sind nur fünf Spieltage im Jahr vorgesehen. Mai: „Wir bezahlen das Hobby aus unserer eigenen Tasche. Es gibt viele, die das nicht so regelmäßig wollen oder können.“ Skatsaison ist im Frühling und Herbst.