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Staffhorst – Bürgermeister Gert Lüschow gab unter dem Tagesordnungspunkt „Bericht des Bürgermeisters“ Aufschluss über die Entwicklung der letzten Monate – unter anderem zu den Themen Glasfaserausbau, Corona, Funkturm, Wegebau, Dorfgemeinschaftshaus und Ökologie – und nannte zahlreiche Zukunftsprojekte, die „angeschoben, aber noch nicht verwirklicht sind“. Der Paukenschlag am Ende seiner Ausführungen: Er stehe ab sofort für die Durchführung nicht mehr zur Verfügung.
„20 Jahre als Vorsitzender des Sportvereins und 20 Jahre als stellvertretender Bürgermeister, als Bürgermeister und Gemeindedirektor sind genug“, sagte Lüschow. Als besondere Ereignisse seiner Amtszeit nannte er unter anderem den Kreisstraßenbau, die erfolgreiche Teilnahme am Kreiswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ (erster Platz), den Umbau des Geländes der alten Badeanstalt, die Sanierung des Dorfgemeinschaftshauses, die 950-Jahr-Feier des Dorfes, den Bau einer Funkmastübertragungsstelle, die Erschließung von Bauplätzen und Wegebaumaßnahmen.
Sein Entschluss, Amt und Mandat zurückzugeben, sei nicht allein auf die Abstimmung des Rates über die Veräußerung des Gewerbegrundstücks in Harbergen zurückzuführen (Lüschows Sohn Jasper gehörte zu den drei Kaufinteressenten und bekam letztendlich nicht den Zuschlag, siehe Artikel auf dieser Seite), sagte Lüschow: „Diese Sache war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.“ Er habe gehofft, dass seine Familie eine Perspektive in Staffhorst hat; damit hätte er die von einigen Einwohnern offen zur Schau gestellte Schadenfreude über sein Schicksal ertragen können.
Nach dem Ratsbeschluss werde er die Perspektive privat und betrieblich außerhalb von Staffhorst suchen. „Eine Verabschiedung verbitte ich mir ausdrücklich. Erst getreten werden und dann gelobt – das brauche ich nicht“, sagte Lüschow: „Ich gehe enttäuscht und sehr, sehr traurig, aber ich bin wieder gesund und es wird weitergehen.“
Rat und Zuhörer sind bestürzt
Sowohl die Ratsmitglieder als auch die 28 Zuhörer, die sich im Gasthaus Wolters eingefunden hatten, verfolgten die emotionale Rede von Gert Lüschow, der direkt danach den Saal verließ, mit Bestürzung. Gefühlte fünf Minuten war Totenstille. „Sehen Sie mir nach, dass ich das nicht kommentieren kann“, sagte der stellvertretende Bürgermeister Uwe Sauer.
Verwaltungsvertreter Rainer Ahrens offenbarte, er sei geschockt: „Ich habe diesen Schritt nicht erwartet und bedaure das zutiefst, aber das ist Gerts persönliche Entscheidung, die wir zu akzeptieren haben.“
Er werde die Unterlagen in den nächsten Tagen Uwe Sauer übergeben und ihm Hinweise zu laufenden Projekten geben, sagte Gert Lüschow am Donnerstag: „Es steht viel Arbeit an, aber die müssen jetzt andere machen.“