Anstedt – Keine Schnaps-, sonder eine „Bieridee“ sei es gewesen, neben dem 2016 eingeweihten Göpel beim Feuerwehrhaus in der Scholener Ortschaft Anstedt eine Nisthilfe für Störche zu errichten, sagt Ewald Plate. Hans-Günther Jahn (er steuerte das Ackerwagenrad als Plattform bei) und er (von ihm kam der zwölf Meter hohe Holzmast) schoben das Projekt an – das nun Früchte trägt: In diesem Jahr zieht erstmals ein Storchenpaar, hoch über dem Übungsplatz der Ortsfeuerwehr, Nachwuchs groß.
Plate, Wilhelm Albers, Cord-Hinrich Jahn und Uwe Bollhorst freuen sich, wie wohl alle Anstedter, über die drei Grünschnäbel (deren Schnäbel noch schwarz sind) in Nachbarschaft des Göpels, wo sie sich zum Feierabendbier getroffen haben. „An Störche in Anstedt kann sich kein Einwohner erinnern“, weiß Wilhelm Albers, „wir grübeln, wann es überhaupt in der Samtgemeinde Schwaförden Brutpaare gab.“
Am 31. Mai 2017 sichtete er einen Storch in der Weide, der vielleicht schon zur Wohnungsbesichtigung da war – das Datum hat er sich nicht wirklich gemerkt, aber das Foto findet sich noch auf seinem Smartphone. 2018 saß zum ersten Mal ein Storch auf der Nisthilfe – „da habe ich schon vermutet, dass es in diesem Jahr klappt“, sagt Ewald Plate. Er behielt recht: Am Tag des Anstedter Königsschießens im April bezog ein Storchenpaar das Nest, das an seinen Absichten in Sachen Familiengründung keinen Zweifel ließ.
Cord-Hinrich Jahn lässt seine Drohne aufsteigen, um sich zu überzeugen, dass es den drei Jungstörchen gut geht, hält natürlich Abstand, als er damit das „Beweisfoto“ knipst. „Es heißt, dass die Jungen acht Wochen im Nest sind. Die treten im August die Reise in den Süden an“, weiß Uwe Bollhorst. Wobei die Eltern noch 14 Tage länger bleiben, „um sich zu erholen“, ergänzt Ewald Plate – er hat sich im Internet über die gefiederten Gäste schlaugemacht.
Sorgen, dass die Jungstörche bei ihren noch ausstehenden ersten Flugversuchen abstürzen, macht Uwe Bollhorst sich nicht. Schließlich beweisen sie schon großes Geschick dabei, sich an den Rand ihrer Kinderstube zu stellen, um einen gut gezielten Kotstrahl abzulassen, ohne das Nest zu beschmutzen. Wann das passiert, kann Bollhorst mittlerweile an der Körpersprache ablesen, und das ist gut so – schließlich möchten weder er noch seine Feuerwehrkameraden beim Üben den glückverheißenden Segen von oben auf den Helm bekommen.
Eigentlich ist es verwunderlich, dass bislang noch keine Störche in Anstedt gebrütet haben, findet Uwe Bollhorst: „Die Bedingungen sind doch ideal, die kleine Aue ist 400 Meter weiter, in der Nähe das Moor.“
Die vier Anstedter haben mittlerweile erfahren: Storchenpaare, die bei der Aufzucht ihrer Jungen Erfolg haben, kehren in 95 Prozent der Fälle im darauffolgenden Jahr zum Nest zurück. Dafür drücken sie schon jetzt die Daumen.