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Für diejenigen, die mit Silvesterfeuerwerk handeln, bedeutet das Verkaufsverbot einen Totalausfall. Essing Feuerwerk-Logistik aus Holdorf unterhält in Rehden eine Dependance.
Rehden – Manch einen Zwei- und vor allem Vierbeiner wird der anstehende ruhige Jahreswechsel ohne viel Böllerei freuen. Doch für diejenigen, die mit Silvesterfeuerwerk handeln, bedeutet das Verkaufsverbot einen Totalausfall. „Wir arbeiten das ganze Jahr für diese drei Tage“, sagt Christian Kuhlmann, Geschäftsführer der Essing Feuerwerk-Logistik aus Holdorf, die ihre Waren unter anderem im ehemaligen Munitionsdepot der Bundeswehr in der Samtgemeinde Rehden lagert und zwölf Mitarbeiter plus Saisonkräfte beschäftigt.
Christian Kuhlmann sieht diese Entscheidung aus mehreren Gründen kritisch. „Jetzt kommt die ganze illegale Ware aus Polen und Tschechien herein“, vermutet er. In Holland, wo schon früher ein Verkaufsverbot verhängt worden sei, sei das bereits zu beobachten. Er fürchtet, dass durch illegal übers Internet gekaufte Feuerwerkskörper mehr Schäden angerichtet werden als dies bei einem regulären Verkauf der Fall gewesen wäre. Denn alles, was in Deutschland legal verkauft werde, sei von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) geprüft und somit bei richtiger Handhabung sicher, betont er. Von der Behörde freigegebene Feuerwerkskörper sind an dem CE-Zeichen gefolgt von der BAM-Nummer 0589 zu erkennen.
Ein Argument für ein Feuerwerksverbot war, dass die Kliniken durch feuerwerksbedingte Verletzungen nicht noch stärker belastet werden sollten. Dem war das Oberverwaltungsgericht nicht gefolgt. Aus seiner Sicht reduzieren die in der Regel kurzzeitigen Behandlungen nicht die Kapazitäten für die Behandlung von Covid-19-Patienten. In der Notaufnahme der Klinik Diepholz beispielsweise wurden in den vergangenen Jahren in der Silvesternacht im Durchschnitt sechs Patienten behandelt, wie eine Klinik-Sprecherin auf Nachfrage mitteilte.
Während sich diejenigen, die nicht aufs Böllern verzichten wollen und keine Reste aus dem Vorjahr auf Lager haben, möglicherweise mit illegalen Feuerwerkskörpern versorgen, bleiben die regulären Händler auf ihren Waren sitzen. „Wir hatten 80 Prozent unserer Ware schon ausgeliefert“, berichtet Christian Kuhlmann. „Jetzt müssen wir alles wieder einlagern.“
Dem Unternehmen Nico Feuerwerk mit Sitz in Wuppertal, das in den Bundeswehr-Bunkern in der Samtgemeinde Rehden ebenfalls Silvesterfeuerwerk von der Knallerbse bis zum Batterie-Feuerwerk lagert und nach eigenen Angaben aus der Region 20 Mitarbeiter ganzjährig plus Saisonkräfte beschäftigt, ergeht es nicht besser. „Wir nutzen in Deutschland sieben Lagerstandorte, teilweise nur saisonal. Diese werden wir jetzt ganzjährig mieten müssen“, so Geschäftsführer Michael Kandler auf Nachfrage.
„Natürlich haben die Entscheidungen der Bundesregierung uns erheblich getroffen“, erklärt Kandler und verweist auf eine Stellungnahme des Verbands der pyrotechnischen Industrie. Der sieht die Gefahr einer Insolvenz des gesamten Wirtschaftszweigs und fordert von der Politik den vollumfänglichen Ausgleich der durch das Verkaufsverbot entstehenden Umsatzverluste. Diese lägen im dreistelligen Millionenbereich. Es gehe um 3000 Einzelexistenzen. Essing-Geschäftsführer Christian Kuhlmann hat ähnliche Befürchtungen. „Ohne Förderung werden viele nicht überleben.“