Nachfrage nach E-Autos und Ladestationen steigt ‒ aber nicht überall

Rehden – E-Autos sind derzeit bundesweit im Aufwind – nicht zuletzt wegen der üppigen Förderung, die im Sommer auf 9000 Euro inklusive Herstelleranteil erhöht wurde. In der Region sind die Erfahrungen mit der Elektromobilität unterschiedlich.
Beim Autohaus Wittkötter in Rehden ist von steigender Nachfrage in diesem Segment noch wenig zu spüren. Im vergangenen Jahr habe man lediglich fünf Elektroautos verkauft, berichtet Kerstin Richmann auf Nachfrage. „Solange es sie noch gibt, kaufen die Leute lieber Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren“, ist ihre Einschätzung.
E-Autos: Zu viel Neues und zu wenig Reichweite
Die Gründe dafür sind nach ihrer Erfahrung unterschiedlich. Ältere Leute, die nicht mehr so weite Strecken fahren und mit der geringeren Reichweite zufrieden wären, wollen keine E-Autos, weil es ihnen zuviel Neues ist. „Sie haben Angst, dass sie damit nicht zurechtkommen“, so Richmann. Und wer einen Firmenwagen kaufe, der brauche eine größere Reichweite, als ein Elektrofahrzeug bieten könne.
Im ländlichen Raum hätten es Elektrofahrzeuge zudem schwerer als in einer Stadt, weil Ladestationen fehlten, glaubt Richmann. Viele Kunden sagten, wenn es mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge gäbe, wäre das für sie eher eine Alternative zu Verbrennungsmotoren.
Das Renault-Autohaus Wisloh in Diepholz macht aktuell andere Erfahrungen. Laut Verkaufsleiter Maurice Schütte geht die Tendenz bei seinen Kunden ganz klar in Richtung E-Auto – und zwar durch die Bank von jüngeren bis älteren Käufern. Die Verkaufszahlen seien fast schon auf dem Niveau von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Die im Oktober nochmals erhöhte Kaufprämie für Elektroautos habe die Kunden zusätzlich motiviert, so Schütte.
Wer ein Elektrofahrzeug besitzt, der will es auch schnell laden können. Laut dem GeoWeb des Landkreises Diepholz gibt es in der Samtgemeinde „Altes Amt Lemförde“ vier öffentliche Ladestationen, in der Samtgemeinde Rehden drei und in der Gemeinde Wagenfeld zwei.
Lembruch | Große Straße 36 und 75 |
Lemförde | Burgstraße 7 (Combi) |
Stemshorn | Vor der Brücke 26 (Tiemanns Hotel) |
Rehden | Dickeler Straße 1 (Ärztezentrum) und 42 (BTR) |
Wagenfeld | Sparkassenweg (Marktplatz) und Pastorenkamp 25 (Rathaus) |
Angesichts einer noch lückenhaften Infrastruktur öffentlicher Ladesäulen empfiehlt sich die Installation einer eigenen Station. Sie sind in verschiedenen Varianten, meistens mit Leistungen von 11 oder 22 Kilowatt zu haben. Da es sich um einen Starkstromanschluss handelt, sollte bei der Installation unbedingt ein Elektro-Fachmann ran.
Nachfrage nach privaten Ladestationen steigt
Marc Strathmann, Geschäftsführer des Wetscher Unternehmens Strathmann Industrie- und Haustechnik, verzeichnet seit einigen Monaten eine deutlich steigende Nachfrage. „Was wir im Moment pro Monat installieren, haben wir vorher in einem Jahr gemacht“, berichtet er. Etwa zehn Aufträge pro Monat seien es aktuell. 95 Prozent seiner Kunden lassen demnach ein Elf-Kilowatt-Gerät installieren, weil das dem Energieversorger nur angezeigt werden muss, aber keiner Genehmigung bedarf.
Negative Auswirkungen auf das Stromnetz, wenn in einem Bereich eine Vielzahl von Ladestationen installiert werden, sieht Strathmann eher nicht. „Die Energieversorger sind hier gut aufgestellt.“ Ein Durchlauferhitzer fürs Bad habe eine Leistung von 18 bis 21 Kilowatt. Da frage auch niemand, ob das Stromnetz das aushalte, vergleicht Strathmann.
Die Meldepflicht ermögliche es dem Netzbetreiber, die Netzstabilität zu gewährleisten, erklären die Stadtwerke Huntetal auf Nachfrage. Sie betreiben nach eigenen Angaben selbst elf öffentliche E-Ladesäulen, davon sieben im Netzgebiet. Auch sie verzeichnen eine steigende Nachfrage bei privaten Ladestationen. Zwar ist auch ein Laden über einen normalen Stromanschluss zu Hause grundsätzlich möglich. Allerdings sollte man laut dem Energieversorger besser darauf verzichten, „da die Hausinstallation nicht auf diese Dauerlast ausgelegt ist. Im Extremfall kann es sogar zu Überhitzungen kommen“.
Ist man Herr im eigenen Haus, ist die Installation einer Ladestation kein Problem. Ein für Ende 2020 geplantes Bundesgesetz soll künftig auch den Einbau von Ladestationen in Wohnanlagen erleichtern. Mieter sollen ihren Wunsch nach einer Lademöglichkeit gegenüber dem Vermieter leichter durchsetzen können. Voraussetzung: Sie tragen die Kosten selbst.
KfW fördert Kauf von privaten Ladestationen
Wie für Elektrofahrzeuge selbst gibt es in Kürze auch für Ladestationen eine Förderung in Höhe von 900 Euro pro Ladepunkt durch die KfW-Bank. Anträge können ab dem 24. November gestellt werden. Gefördert werden der Kaufpreis einer neuen Ladestation mit elf Kilowatt Ladeleistung sowie Kosten für die Installation. Voraussetzung ist, dass die Station ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Energien gespeist wird.
Niedersachsens Automarkt im Oktober
Mit einem Plus von rund 220 Prozent standen neue Pkw mit alternativen Antrieben im Oktober im niedersächsischen Automarkt kräftig auf dem Gaspedal. 7 911 (Vorjahr: 2 485) Neuzulassungen in diesem Segment meldet das Kraftfahrzeugbundesamt in seiner Länderstatistik für Niedersachsen. Insgesamt kamen 27 455 (Vorjahr: 29 782) neue Autos in den Markt, davon 2 829 (Vorjahr: 785) reine batteriebetriebene und 2 441 (Vorjahr: 495) Plug-in-Hybride. Quelle: Landesverband des Kfz-Gewerbes