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Wohnen auf 25 Quadratmetern: Bettina Huhn testet Leben im Tiny House

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Von: Simone Brauns-Bömermann

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Bettina Huhn hat zwei Nächte Probewohnen in einem Tiny House gewonnen. Aber wie ist das Leben auf gerade einmal 25 Quadratmetern?

Hüde – Als Bettina Huhn die Fotos vom Probewohnen im Tiny House auf Schloss Ippenburg wiederfindet, lächelt sie. „Weißt Du, wie schön das war? Du hast gedacht, Du bist im Märchen“, sagt sie beim Anblick der Indian-Summer-Bilder im Schlossgarten. Das war letztes Jahr Ende September, nachdem die Wahl-Hüderin und in Wagenfeld aufgewachsene Bettina Huhn zwei Nächte Probewohnen in einem Tiny House gewonnen hatte.

Bettina Huhn aus Hüde zelebriert das Probewohnen im Tiny House „Nordic Fjöll“ mit 25 Quadratmeter Wohnfläche am Schloss Ippenburg in Bad Essen.
Bettina Huhn aus Hüde zelebriert das Probewohnen im Tiny House „Nordic Fjöll“ mit 25 Quadratmeter Wohnfläche am Schloss Ippenburg in Bad Essen. © Privat

Passend zum Motto des vergangenen Sommers „My home is my castle“ standen drei Tiny Houses zur Besichtigung auf dem Gelände. Und da bei Bettina Huhn schon lange der Wunsch bestand, das kleine Wohnen auszuprobieren, bewarb sich die 56-Jährige bei dem Gewinnspiel: „Wenn ich gewinnen würde, wäre es eine super Gelegenheit, Zeit mit einer Freundin dort zu verbringen, die ich lange nicht mehr gesehen habe, weil wir etwas weiter auseinander wohnen. Außerdem interessiert es mich, wie es sich in so einem Tiny House leben würde. Vielleicht eine bezahlbare Alternative für die Zukunft.“ Das überzeugte die Jury und sie gewann mit ihrer Freundin Barbara aus Detmold die zwei Übernachtungen im 25 Quadratmeter großen Kleinsthaus im Schlosspark am Pool – Mundraub von Kräutern, Obst und Gemüse aus dem Schloss-Kräutergarten inklusive.

Reduktion auf das Wesentliche

Beim Scrollen durch die Bildergalerie erzählt Huhn, die seit 20 Jahren in Hüde lebt und dem Dümmer nach eigener Aussage seit 30 Jahren sehr verbunden ist: „Wir haben in der Dachspitze geschlafen. Der Blick aus dem Spitzbodenfenster ins Firmament bei Nacht: ein Traum. Das war so schön.“

Geheizt wurde das kleine blaue Holzhaus auf Rädern mit einer Elektroheizung, Dusche, Toilette, kleine Küchenzeile, alles war vorhanden. „Die Kräuter für unser Pesto durften wir aus dem Küchengarten am Schloss ernten, und Vicky kam jeden Tag auf dem Rad vorbei und fragte, wie es uns ergeht.“ Vicky ist die Schlossherrin Viktoria Freifrau von dem Bussche.

Ihr Sommerfestival hatte sie dem Thema „Kleines Wohnen“ wie in einem Tiny House gewidmet. „Alles drängt ins Freie! Outdoor ist in! Alternative Lebens- und Wohnformen sind hoch im Kurs und Mikroabenteuer stark nachgefragt“, hieß es.

Ein Wochenende echte „Tinyhouser“

Die zwei Freundinnen genossen das traumhafte Wochenende in der Manier echter „Tinyhouser“ mit bewusster Reduzierung auf das Wesentliche. Heere Gedanken zu Ökologie und Nachhaltigkeit standen an zweiter Stelle, vielmehre reizte es die zwei, noch näher an der Natur zu wohnen. Und ein bisschen Abenteuerlust wie aus Kindertagen im Baumhaus spielte auch eine Rolle. „Das war so eine coole Erfahrung, unvergessen“, blickt Bettina Huhn zurück.

„Ich brauche eine Kochzeile, ein gutes Bett, und für die Arbeit braucht man ja nur noch ein Laptop und gutes Internet.“ Daher könne sie sich ein Entrümpeln ihres Lebens im Rentenalter durchaus vorstellen, sagt die 56-Jährige. Kleines feines Wohnen mit guten Freunden in einer Community sei ihr Traum.

In den 1950/60ern diente mobiles Wohnen am Dümmer der Erholung, wenn auch nicht ganz legal.
In den 1950/60ern diente mobiles Wohnen am Dümmer der Erholung, wenn auch nicht ganz legal. © Menze

In ihrem Reihenhaus in Hüde ist jetzt schon alles sehr aufgeräumt und strukturiert, ihre Freundin hat ihr Haus verkauft und sich verkleinert. Die zwei Frauen sind sehr realistisch und würden einen Schritt von Groß auf ganz Klein nicht in einem Schritt wagen.

In Hüde fallen auf dem Campingplatz Rennegarbe/Keßmann an der Hafenstraße mehrere Mobilhomes auf. Sie stehen auf meist zwei zusammengelegten Wohnwagenstellplätzen. Laut Aussage von Campingplatzbetreiber Keßmann ist die Nachfrage groß.

Seit einer Änderung des Bebauungsplans 2015 ist dort das Wohnen in Mobilheimen möglich. Grundlage hierfür war das Ziel der Gemeinde Hüde, das Spektrum und die Qualität an Übernachtungsmöglichkeiten für Urlauber zu verbessern. Die Idee war, insbesondere im Uferbereich des Dümmers ein zeitgemäßes Angebot zu schaffen. Die Gemeinde sah darin eine Chance der touristischen Weiterentwicklung. Bezogen auf die Gesamtfläche des Campingplatzes darf der Anteil der Mobilheime maximal 30 Prozent betragen, damit der Campingplatzcharakter erhalten bleibt.

Haus auf Rädern kommt aus den USA

Die Tiny-House-Bewegung kommt aus den USA. Dort hat der Bau auf einem Anhänger ganz praktische Gründe, denn Häuser auf Rädern gelten in den USA nicht als Gebäude, sondern als Recreational Vehicle (Wohnmobil) und unterliegen somit nicht dem Baurecht. „Ganz anders sieht es in Deutschland aus, hier entscheiden die Nutzung und der Standort, ob das Tiny House ein Fahrzeug oder ein Gebäude ist“, erklärt Dietmar Schneider, Moderator eines Tinyhouse-Forums.

Der Wunsch nach außergewöhnlichem, reduziertem Wohnen kann viele Gründe haben: Kostenreduktion zum Beispiel oder die Reduktion des eigenen ökologischen Fußabdrucks. Das Tiny House hat auch durch Corona Konjunktur: Hersteller wie die Tischlerei Dieckmann in Hamm, Aussteller auf Schloss Ippenburg, bietet aktuell mobile Büros in Tiny Houses an.

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