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Gernot Jacob, Betreiber einer solidarischen Landwirtschaft in Brockum, setzt auch bei seiner Verkaufsremise auf Nachhaltigkeit. Die Wände werden mit Stroh vom eigenen Hof gedämmt.
Brockum – Fast ein Jahr solidarische Landwirtschaft (Solawi) liegt hinter Gernot Jacob und Juliane Völkle auf ihrem Hof Tomte am Fuß des Stemweder Bergs in Brockum. Seit April dient ein Schuppen mit bislang offener Front als überdachter „Marktplatz“ für die zahlreichen Solawi-Mitglieder. „Bald musste der Abholschuppen mehr und mehr entrümpelt werden, um freitags alles Gemüse für die Abholung unterzukriegen“, beschreibt es das Paar in ihrem Jahresheft. Im Frühjahr und Sommer war das kein Problem, doch für die kalte Jahreszeit war etwas mehr Schutz vonnöten.
„Wir hatten bereits im Frühjahr den Herbst und Winter und die sinkenden Temperaturen im Blick“, verrät Gernot Jacob. Für die Front erstand er gute gebrauchte Holzfenster und baute gemeinsam mit einem fachkundigen Freund Doppeltüren nach altem Vorbild. Die bislang offene Wagenremise erhielt ein in Holzriegelbauweise vorgesetztes Skelett.
„Dämmen wollten wir von Anfang an mit einem Material, das vom Hof kommt und das nach einem späteren Rückbau in der Natur kompostierbar ist“, erklärt Jacob. So fiel die Entscheidung auf Stroh. Gar nicht in Frage kam ein Baustoff aus der Kategorie „graue Energie“. „Ich denke da an Beton oder Verbundstoffe, deren Trennung aufwendig ist oder an die untragbaren ölbasierten Außendämmsysteme“, erklärt Jacob. Nach seiner Meinung verbaut man damit bewusst Sondermüll, dessen Rückbau mit erheblichen Problemen und Kosten verbunden ist, auch wenn die Investitionskosten meistens günstiger seien als natürliche Baustoffe.
„Unser Stroh haben wir in die Holzgefache eingebracht und fest eingestopft. Die notwendige Elektrik für Steckdosen und Schalter haben wir auf die Verkleidung aus OSB-Platten als Sichtkonstruktion gesetzt.“ Die Abholremise ist zwar nicht geheizt, aber mit der Wandschließung nun wind- und regendicht sowie fast frostsicher. Das kommt dem dort gelagerten Gemüse bezogen auf die Frische sehr entgegen.
„Als nächstes wollen wir im rückwärtigen Teil unser Gemüselager für den Winter etablieren“, ergänzt Gärtner Robert Franz. Die Dämmung wird mit 1,2 mal 2 Meter großen Stroh-Quaderballen erfolgen. „Dann kann eine Wand schon mal schnell 1,4 Meter dick sein.“ Dort kann dann empfindlicheres Gemüse auch über einen längeren Zeitraum eingelagert werden.
Die Remise dient Gernot Jacob gewissermaßen auch als Übungsobjekt. Denn seine Vision ist der Bau eines Strohballenhauses für die eigene Familie. Für ihn ist es eine Zukunftsfrage, so wie seine Entscheidung, biologisch-dynamischen Landbau zu beitreiben: „Ich hinterlasse keinen Sondermüll.“