Dorferneuerung für Dümmer-Quartett startet: Jetzt sind Ideen der Einwohner gefragt

Mit einem Infoabend ist die Aufstellung des Dorfentwicklungsplans für Hüde, Marl, Lembruch und Stemshorn gestartet. Im April stehen die ersten vier Treffen mit den Einwohnern an.
Lemförde – Die lange Warterei hat ein Ende. Die Dorfeneuerung in Hüde, Marl, Lembruch und Stemshorn startet mit Volldampf durch – zumindest, was die Theorie anbelangt. Denn die ersten geförderten Maßnahmen können frühestens 2023 umgesetzt werden. In den kommenden Monaten sind erst mal die Einwohner gefragt. Sie müssen sich Gedanken darüber machen, was in ihrer jeweiligen Gemeinde gut ist und was fehlt, um sie für Einwohner aller Altersgruppen noch attraktiver zu machen. Am Ende wird ein Dorfentwicklungsplan stehen, in dessen Rahmen Maßnahmen mit Fördermitteln vom Land umgesetzt werden können.
Was möglich ist und welche Anforderungen erfüllt werden müssen, erläuterten am Montag bei der Auftaktveranstaltung in der Burlager Kirche Volker Klüche vom Amt für regionale Landesentwicklung (ArL) und Landschaftsarchitektin Astrid Vieth von der Ingenieurplanung Wallenhorst. „Es ist Ihnen sicher nicht ganz bewusst, was das für ein glücklicher Umstand ist, dass Sie in dieses Dorfentwicklungsprogramm aufgenommen worden sind“, stellte Vieth heraus. Es sei wie ein Lotto-Gewinn.
Bürgerbeteiligung: Ideen der Einwohner sind gefragt
Vieths Planungsbüro wird Verwaltung und Bürger in den nächsten Jahren bei der Planung und Umsetzung begleiten. Los geht es im April mit Dorfdialogen in den vier Gemeinden. An diesen Treffen kann jeder Interessierte teilnehmen. Außerdem können Interessengruppen – etwa zum Tourismus – gebildet werden.
Zeitplan zur Erstellung des Dorfentwicklungsplans
April 2022 Dorfdialoge (Beginn 18 Uhr, Anmeldung im Rathaus, Tel. 2090, erforderlich)
Donnerstag, 7. April: Lembruch, Rathaus Lemförde
Mittwoch, 20. April: Hüde, Dorfgemeinschaftshaus
Mittwoch, 27. April: Marl, Schützenhaus
Donnerstag, 28. April: Stemshorn, Schützenhaus
Mai 2022 - März 2023 sieben bis acht Arbeitskreissitzungen, parallel weitere Dorfdialoge
Mai 2023 Öffentliche Auslegung des Dorfentwicklungsplans und Fertigstellung
Juni 2023 Anerkennung des Plans durch das Amt für regionale Landesentwicklung, anschließend Vorstellung in zweiter Bürgerversammlung
In jeder der vier Ortsgruppen werden drei bis vier „Botschafter“ bestimmt, die die gesammelten Themen in einen übergeordneten Arbeitskreis mitnehmen. „Da wird alles zusammengefasst“, so Vieth. Arbeitskreis und Dorfdialoge werden sich mehrfach treffen, um Ziele und Projekte immer konkreter zu gestalten. Außerdem werde man überlegen, wie man Kinder und Jugendliche einbinden könne, die wohl nicht zu den Dorfdialogen kämen, versprach Vieth.
Welche Projekte sind förderfähig?
Das mögliche Themenspektrum ist so vielfältig wie die Gesellschaft: Innenentwicklung, Verkehr und Mobilität, Landwirtschaft und Tourismus, Natur und Klima, Daseinsvorsorge, Demografie, Kultur. „Wir müssen nicht alles bis ins Kleinste abarbeiten“, betonte Astrid Vieth. Es gehe darum, herauszuarbeiten, was den Menschen vor Ort am wichtigsten ist.
So könnte die Vermarktung regionaler Produkte gestärkt werden. In einer anderen Kommune hätten sich Vermarkter zu einer Genossenschaft zusammengetan und eine Markt- und Veranstaltungshalle eröffnet, berichtete Vieth. Die Gestaltung von Ortsmitten ist für sie ein weiteres wichtiges Thema. Vor allem in Lembruch sieht sie Potenzial. Aufenthaltsqualität für die Bürger verbessern, neue Ideen für die Promenadengestaltung, das Thema Tourismus stärker betonen, sind einige Stichworte.
Nachnutzungen für Leerstände entwickeln und ein Bewusstsein für den Erhalt eines ortsprägenden Erscheinungsbildes schaffen, steht ebenfalls auf ihrer Liste. Es gebe viele schöne ortsprägende Gebäude. Da sei es wichtig, dass sich neue Gebäude optisch einfügten. Außerdem soll es darum gehen, Strukturen zu schaffen, die es den Einwohnern ermöglichen, auch wenn sie nicht mehr mobil sind, im Dorf alt zu werden. Die Schaffung eines gemeinschaftlichen Versorgungskonzepts wäre ein Beispiel. Die Verbesserung der touristischen Attraktivität darf am Dümmer natürlich auch nicht fehlen: Vieth nannte als Beispiel die Gestaltung der Uferlinie in Hüde und Lembruch oder die Schaffung eines maritimen Flairs durch pflegeleichte Pflanzflächen.
Die Ingenieurplanung Wallenhorst könne den Blick von außen geben, „aber viele Dinge können nur von Ihnen kommen“, betonte Astrid Vieth, warum die Beteiligung der Einwohner an den Dorfdialogen so wichtig ist.
Volker Klüche gab einen allgemeinen Überblick über das, was förderfähig ist. Dazu gehören Maßnahmen zur Aufwertung dörflicher Plätze, Wege und Straßen, die Gestaltung von Freiflächen und Ortsrändern – aber nicht in Neubau- und Gewerbegebieten. Der alte Ortskern soll gestärkt werden. Umnutzung ungenutzter land- und forstwirtschaftlicher, ortsbildprägender Gebäude, Sanierung ortsbildprägender oder landschaftstypischer Bausubstanz, Schaffung oder Erhalt von Freizeit- und Naherholungseinrichtungen sind weitere Beispiele.
Einen konkreten finanziellen Rahmen gibt es nicht
Einen konkreten finanziellen Rahmen für die auf sieben Jahre angelegte Dorferneuerung gibt es laut Volker Klüche nicht. Die Höhe der Zuschüsse reicht je nach Projekt und Antragsteller von wenigen tausend Euro bis zu sechsstelligen Beträgen. Da die Richtlinie für die neue Förderperiode noch in Arbeit ist, könnte sich in den Details noch etwas ändern.
Außerdem bewilligt das Land die Mittel jedes Jahr neu. Der Fördertopf ist also nicht zwingend immer gleich groß. Die von Kommunen, Verbänden oder Privatpersonen beim ArL gestellten Anträge werden jährlich anhand eines Kriterienkatalogs bewertet. Reicht das Geld nicht für alle Projekte, kommen die mit der höchsten Punktzahl zum Zug. Anträge können aber mehrfach gestellt werden. Bislang seien bei Dorferneuerungen alle bewilligten Projekte gefördert worden, machte Klüche den Zuhörern Mut und gab ihnen einen wichtigen Hinweis mit: Wer ein Projekt startet, bevor ein Förderbescheid vorliegt, geht leer aus.
Das Video zur Auftaktveranstaltung ist weiterhin auf Youtube zu sehen.