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Landkreis Diepholz erarbeitet Konzept für gutes Miteinander mit Migranten

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Von: Anke Seidel

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Integration ist das Ziel: (v.l.) Saskia Bredemeier und Ulrike Tammen mit dem neuen Konzept, das in Kürze auch digital veröffentlicht wird.
Integration ist das Ziel: (v.l.) Saskia Bredemeier und Ulrike Tammen mit dem neuen Konzept, das in Kürze auch digital veröffentlicht wird. © Anke Seidel

Der Landkreis Diepholz legt ein Handlungskonzept für die Integration von Migranten und Schutzsuchenden vor.  Ehrenamtliche seien ausdrücklich willkommen und besonders benötigt. Die zentrale Herausforderung der Integration sei die Sprachförderung. Wer hier Abhilfe schaffen könne, sollte dies laut Landkreis ohne formale Hürden tun können.

Landkreis  Diepholz – Es sind beeindruckende Zahlen: 17,4 Prozent der Bürger im Landkreis Diepholz haben einen Migrationshintergrund, 8,9 Prozent sind ausländische Staatsbürger und 1,9 Prozent Schutzsuchende. Es sind Menschen mit unterschiedlichen Schicksalen, Erfahrungen und kulturellen Unterschieden. Genau deshalb ist die Integration von elementarer Bedeutung.

Dafür hat der Landkreis Diepholz das Handlungskonzept Integration entwickelt, das Kreisrätin Ulrike Tammen am Freitag gemeinsam mit Saskia Bredemeier (Koordinierungsstelle Integration und Inklusion) im Kreishaus Syke vorstellte. Landrat Cord Bockhop formulierte das Ziel dabei so: „Wir wollen das echte Leben besser machen. Wir sind eine offene Gesellschaft und wollen mit allen ins Gespräch kommen – und es jedem anbieten!“

Das Handlungskonzept Integration spiegelt das Landkreis-Motto „Gut miteinander leben“ auf vielfältige Weise. Impulse, Ideen und Möglichkeiten haben Akteure aus dem gesamten Landkreis darin strukturiert zusammengetragen.

Integration kann man nicht verordnen. Das muss vor Ort selbst gelebt werden.

Kreisrätin Ulrike Tammen

Im Fokus stehen fünf Themenfelder: vorschulischer Bereich, schulischer Bereich, Ausbildung und Erwerbsarbeit sowie Spracherwerb im Erwachsenenalter und gesellschaftliches Engagement. In all diesen Bereichen sollen Bürger mit ausländischen Wurzeln passgenau unterstützt werden – ohne allen ein kreisweites Konzept überzustülpen.

Kreisrätin Ulrike Tammen formuliert das so: „Integration kann man nicht verordnen. Das muss vor Ort selbst gelebt werden.“ Will heißen: federführend ist diese Aufgabe in den Kommunen angesiedelt. „Der Landkreis liefert Zahlen, Daten und Fakten“, so Ulrike Tammen. „Und wir müssen die Akteure ins Boot holen – von Weyhe bis Wagenfeld“, nennt sie ein Beispiel.

Basis für das Konzept war eine Integrationskonferenz im vergangenen Jahr, stellt Saskia Bredemeier klar – und berichtet über Teilnehmer aus vielfältigen Einrichtungen und Institutionen – von Integrationsbeauftragten über Flüchtlingssozialarbeiter, Sprachkursträger, Vertreter aus Schulen und Kitas, Jobcenter und Agentur für Arbeit sowie anderen mehr.

Hintergrund

Die meisten Migranten im Landkreis Diepholz kommen aus Polen, 3.815 Menschen mit polnischen Wurzeln leben hier. 2.285 kommen aus Rumänien, 1.845 aus Syrien, 1.530 aus der Türkei und 1.305 aus Bulgarien. 1.050 Migranten kommen aus dem Irak sowie 735 aus Afghanistan. 

Mit guten Beispielen aus der Praxis haben sich die Teilnehmer dabei genauso befasst wie mit den Herausforderungen der Integration – und sich drei entscheidende Fragen gestellt, die Saskia Bredemeier so formuliert: „Wo stehen wir? Was läuft gut? Wo ist Handlungsbedarf und wo wollen wir hin?“

Jedem der fünf Themenbereiche sind mehrere, konkrete Handlungsfelder zugeordnet. Sie zeigen: Immer wieder geht es um Sprachförderung, aber auch um Elternarbeit, Vernetzung, um die Stärkung unterstützender Strukturen und anderes mehr.

Ganz oben im Themenbereich gesellschaftliches Engagement: die Stärkung des migrations- und integrationsbezogenen Engagements. Will heißen: Das Ehrenamt ist eine unverzichtbare Basis – und Bürger, die sich in dieser Form engagieren, unverzichtbar für die Integration. Ausdrücklich willkommen sind dabei Menschen mit Migrationshintergrund. Für diese Aufgabe sollen bisherige Ehrenamtliche neue Ehrenamtliche gewinnen.

„Wir sind stolz, das Handlungskonzept auf den Weg gebracht zu haben“, so Kreisrätin Ulrike Tammen. Weil die Zuwanderung eine vergleichsweise hohe Dynamik hat, will der Landkreis seinen Migrationsbericht weiter fortschreiben und weitere Handlungsfelder entlarven. Eines steht schon jetzt fest: Es gibt zu wenig Sprachkurse bei den anerkannten Trägern – nicht zuletzt wegen enorm hoher formaler Voraussetzungen für Kursleiter.

Deshalb wirbt Landrat Cord Bockhop für praxisbezogene Lösungen, damit diese so wichtigen Sprachkurse schnell angeboten werden können. Menschen, die mit Freude diese Arbeit übernehmen würden, müssten das auch dürfen – deshalb müssten formale Hürden bei der Zulassung so schnell wie möglich abgebaut werden. Insbesondere in der Krise, fügt er hinzu, dürfe man sich das Leben nicht noch schwerer machen.

Informationen

Mitwirken an der Integration können alle Bürger. Wer mehr über das Handlungskonzept des Landkreises Diepholz wissen möchte, kann sich an Saskia Bredemeier (E-Mail: saskia.bredemeier@diepholz.de) wenden – oder an die Ansprechpartner in den Kommunen (www.diepholz.de, Stichwort Migration und Integration).

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